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Wilsdruff gibt im Streit um neue Wohngebiete nach

Die Stadt will nun doch weniger Bauland ausweisen. Auch eine große Gewerbefläche wird gestrichen.

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© Grafik: Sylvia Tietze

Von Annett Heyse

Wilsdruff. Die Stadt Wilsdruff, das war in den vergangenen Jahren auch immer Wachstum. Ansiedlung von Gewerbegebieten, neue Wohnhäuser, größere Kindergärten, die Erweiterung der Grundschule – in der Stadt herrscht ein anhaltender Bauboom. Doch nun wird das Tempo vielen Einwohnern zu hoch. Als die Stadt im vergangenen November einen ersten Entwurf für einen neuen Flächennutzungsplan öffentlich ausgelegt hatte, gab es nicht nur etliche schriftliche Einwände.

Die Pläne: Große Wohngebiete in Wilsdruff und Grumbach

Geplant waren ursprünglich unter anderem zwei große Wohngebiete südlich und nördlich der Nossener Straße in Wilsdruff. Das nördliche Gebiet, insgesamt 19 Hektar, umfasste auch weite Teile des ehemaligen Baumschulgeländes. In Grumbach plante die Stadt, hinter dem Bahnhofsring knapp fünf Hektar Grünfläche in Bauland für Eigenheime umzuwandeln.

Die Proteste: Online-Petition und Unterschriftensammlung

Einige Grumbacher gründeten eine Interessengemeinschaft und sammelten auch über die Internetplattform Open Petition Unterschriften gegen ein Wohnbaugebiet am Wasserberg. Die Aktion läuft noch, bisher haben allein im Internet mehr als 760 Unterstützer unterzeichnet. In Wilsdruff wiederum formierte sich Widerstand gegen den Plan, das ehemalige Baumschulgelände für eine riesige Einfamilienhaussiedlung abzuholzen. Anwohner der Straße Am Wasserhäuschen und vom Birkenhainer Weg protestierten sogar mit einem großen Plakat und reichten im Rathaus ebenfalls Unterschriften dagegen ein.

Die Reaktion: Stadtverwaltung streicht potenzielle Bauflächen

Nun stoppt die Stadtverwaltung vorerst die Erweiterungspläne. Wurden im ersten Entwurf noch 52 Hektar Wohnbaufläche ausgewiesen, was etwa 65 Fußballfelder sind, sollen nun rund 30 Hektar wegfallen. Nicht nur die Einwände vieler Bürger veranlassten die Stadt zu diesem Schritt. Wilsdruff hatte ohnehin zu großzügig geplant: Kritik kam auch in Stellungnahmen des Landratsamtes, der Stadt Dresden, der Raumordnung und des Regionalen Planungsverbandes. Gestrichen werden vor allem die umstrittenen Areale. „Für einen Großteil der ehemaligen Baumschule sind die Kulturen als Waldfläche festgestellt“, begründet Bürgermeister Ralf Rother (CDU). Damit sei das Gebiet für eine Bebauung nicht geeignet. Im Gegenteil. Wilsdruff wird wohl dort im nächsten Entwurf eine Waldfläche ausweisen. Rother: „Hier sind im Verfahren Abstimmungen mit den Eigentümern erforderlich.“ In Grumbach wiederum wird wohl auch das Baugebiet Wasserberg nicht mehr so groß werden. Ursprünglich ging es hier um etwas über 50 Häuser. Nun heißt es, das Gebiet liegt in einem Kaltluftentstehungsgebiet, ist also wichtig für die Frischluftzufuhr. Ganz aufgeben will die Stadt den Wasserberg nicht. Er werde erheblich reduziert, heißt es aus dem Rathaus. Zudem seien viele Hinweise zur Infrastruktur wie Einkaufsmöglichkeiten, Kitaplätze, Trinkwasserversorgung und Fußwege in Bezug auf mehr Einwohner im Rathaus eingegangen. Rother: „Das wird alles überprüft.“

Doch nicht nur an Wohnbauflächen wird der Rotstift angesetzt. Auch ein 15 Hektar großes Stück Gewerbegebiet schafft es nicht in den nächsten Entwurf. So wird die geplante Gewerbefläche an der Dresdner Straße in Wilsdruff entfallen. „Hier soll ein Puffer zur Stadt entstehen“, erläutert der Bürgermeister. Im Klartext: Ein Heranwachsen des Gewerbegebiets bis nahe der Wohnbebauung der Stadt ist nicht mehr vorgesehen.