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Wilsdruffer Fotograf verstorben

Bildjournalist Erhardt Freund kam über den Sport zum Beruf und arbeitete auch für die Sächsische Zeitung. Dem Heimatverein überließ er einen Schatz.

Von Annett Heyse
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Alltag DDR: Erhardt Freund hielt 1974 den Osterverkehr auf der Autobahn A4 fest - inklusive Stau nach einem Unfall.
Alltag DDR: Erhardt Freund hielt 1974 den Osterverkehr auf der Autobahn A4 fest - inklusive Stau nach einem Unfall. © Repro

Ehemalige Kollegen beschreiben ihn als stets freundlichen Menschen, ruhig und zurückhaltend sei er gewesen, bescheiden und immer gut gelaunt. Mit großen Bahnhöfen und großen Worten hatte Erhardt Freund nie viel im Sinn. Lieber stand er hinter der Kamera und hielt Sportveranstaltungen, Alltagsszenen und wichtige Ereignisse fest. Nun ist Erhardt Freund gestorben.

Zum Fotografen mit journalistischen Ambitionen kam der gelernte Stahlbauschlosser über den Sport. Seine Aufnahmen von Wettkämpfen und Fußballspielen tauchten ab 1957 auch in verschiedenen Zeitungen auf. Ab 1964 arbeitete Erhardt Freund als selbstständiger Fotoreporter.

"Sächsische Zeitung, Union, Sächsische Neueste Nachrichten, aber auch das Generalsekretariat des Roten Kreuzes legten in zunehmendem Maße Wert auf ein enges Zusammenwirken mit dem Wilsdruffer Fotografen. Industrie- und Gartenbau verpflichteten ihn wiederholt für Werbeaufnahmen", schrieb die SZ zum Dienstjubiläum am 2. April 1994.

Privat engagierte Erhardt Freund sich politisch und gesellschaftlich. So leitete er ab Mitte der Siebzigerjahre die Ortsgruppe der CDU und verhalf ihr zu mehr Einfluss in der Wilsdruffer Kommunalpolitik.

"Ein liebenswerter Mensch"

Ab Anfang der Neunzigerjahre arbeitete Erhardt Freund viel für die Sächsische Zeitung in Freital und Dippoldiswalde. "Wenn er Dienst hatte, wusste ich, dass ein gutes Foto kommt", erinnert sich Jana Klameth, die damals die Lokalredaktion in Freital leitete. Sie erinnert sich an Erhardt Freund als einen Fotografen, der auf alle Menschen zugehen konnte. "Egal, ob sie in Gummistiefeln dastanden oder im Anzug."

Besonders gut habe er mit Kindern umgehen und die Kleinen begeistern können, um für ein Foto zu posieren. Klameth: "Das war das Besondere an ihm." Sie habe Erhardt Freund als durchweg liebenswerten, uneitlen Menschen in Erinnerung.

2017 überließ der Bildjournalist dem Wilsdruffer Heimatverein mehr als 1.000 Fotomappen mit rund 30.000 Negativen. Der Verein sichtete und digitalisierte das Material und spricht von einem Schatz. Erhardt Freund hatte mehr als vier Jahrzehnte in seiner Heimatstadt wichtige Ereignisse festgehalten. Der Fotograf war bei Tierschauen, dokumentierte Boxwettkämpfe und Erste-Mai-Aufmärsche, und begleitete mit seiner Kamera den Bau und Abriss von Gebäuden.

Zuletzt lebte Erhardt Freund zurückgezogen in Wilsdruff. Hin und wieder sah man ihn noch als Zuschauer auf dem Fußballplatz, manchmal tuckerte er im Trabbi durch die Stadt - bescheiden wie er war, verzichtete er auf den Luxus eines neuen Autos.

Wenige Tage nach seinem 86. Geburtstag verstarb Erhardt Freund am 4. Februar.