Wilsdruff: Der Rest der Riesenantenne

Mit großer Sorgfalt lässt Kranfahrer Uwe Saller den Stahlkoloss auf den Transporter nieder, der kurz vorher von Michael Krüger in die richtige Position rangiert wurde. Als das Teilstück auf der Ladefläche liegt, beginnen die Männer, das große Stahlrohr zu sichern. Der Wilsdruffer David Meyer hat dafür die nötigen Werkzeuge und Keile mitgebracht.
Sabine Neumann, die Vorsitzende des Fördervereins Funkturm Wilsdruff, schaut aus sicherer Entfernung zu. Sie ist sichtlich zufrieden. Die Männer wissen, was zu tun ist, arbeiten Hand in Hand und werden von Holger Jahnke, der hier seit Wochen mit Abrissarbeiten beschäftigt ist, unterstützt.

Für Kranfahrer Saller sind das Routinearbeiten, und Lasterfahrer Krüger hat schon alles Mögliche durch die Region gefahren. "Ein Stahlrohr dieser Größe war aber noch nicht dabei, aber dafür Baumaschinen, Humus, Sand und Muttererde."
Noch vor reichlich zwei Monaten war jener sieben Tonnen schwere Stahlkoloss ein Teil der Riesenantenne, die die Landschaft rund um Wilsdruff seit 1954 prägte. Sabine Neumann und ihre Mitstreiter hatten viel versucht, damit das so bleibt. Sie sammelten Unterschriften, gründeten einen Verein und führten Gespräche mit Politikern, Denkmalschützern und anderen Verantwortlichen. Doch all die Bemühungen blieben letztlich erfolglos. Am 1. August wurde die Riesenantenne - für viele überraschend schnell - im Auftrag des Besitzers, der Kölner Firma Media Broadcast, gesprengt. Deren Verantwortliche hatten zuvor mehrmals beteuert, dass dieses Stahlrohr nicht mehr benötigt und nicht nachgenutzt werden kann und zudem hohe Kosten verursache.

Nach der Sprengung wurde das 153 Meter lange Stahlrohr nach und nach zerkleinert und verschrottet. Nur den Fußteil hat die Abrissfirma aus Cottbus verschont. Diesen hatte die Media Broadcast dem Förderverein geschenkt, damit dieser dem Turm ein Denkmal setzen kann. Allerdings unter einer Bedingung: Für den Abtransport musste der Verein sorgen.
Sabine Neumann gelang es, Sponsoren zu finden. Das Humuswerk Klipphausen stellte ihr einen Fahrer samt Transporter zur Verfügung, die Kranfirma Thielemann aus Nossen den notwendigen Kran. Und eine hiesige Spedition stellte einen Lagerplatz bereit. Die größte Herausforderung war es, einen passenden Tag zu finden.

Denn der Termin musste sowohl dem Humuswerk, als auch der Kranfirma und dem Besitzer des früheren Funkamtes passen. Sorgen, dass auch der Rest des Turms verschrottet werden könnte, hatte die Vereinschefin nicht. Sie vertraute auf die Zusagen der Media Broadcast. Und sie sollte recht behalten. Am Freitag, als der Termin endlich zustande kam, lag das Fußstück immer noch auf dem Gelände.
Kurz nach 14 Uhr begann die Aktion, zwei Stunden später war die beendet. Für Wilsdruff war es ein historischer Tag. Denn damit hat der letzte Teil der Riesenantenne das Gelände des früheren Funkamtes verlassen. "Ich bin froh, dass wir das Teilstück abholen und in Sicherheit bringen konnten", sagt sie.
Nun schaut Sabine Neumann nach vorn. Ihr Verein konzentriert sich nun auf den Bau des Denkmals. Zunächst muss ein Statiker ermitteln, ob Abspannseile benötigt werden und wie groß die Fläche sein müsste. Zusammen mit der Stadt soll dann eine Fläche gefunden werden. "Ich möchte, dass der Turm in Wilsdruff aufgestellt wird", sagt Sabine Neumann. Das sehe Bürgermeister Ralf Rother auch so.
Ihr Wunsch sei, dass der Turm an eine Stelle kommt, wo er gut sichtbar und auch begehbar ist. "Dass er von der Autobahn zu sehen sein wird, wird uns möglicherweise nicht gelingen." Dazu ist er wohl auch zu klein. Sabines Neumanns Hoffnung ist, dass der Verein das Teilstück im Frühjahr aufstellen kann. Bis dahin sammelt der Verein weiter Spenden, um den Turm aufstellen zu können. "Auch die Unterhaltung wird Geld kosten."