Von Annett Heyse
Wilsdruff. Der erste Eindruck ist ziemlich laut. Lärm erfüllt die Halle am Stadtrand von Wilsdruff. Doch Torsten Freudenberg ist es gewohnt, dagegen ebenso laut anzureden. „Modernste Maschinen“, ruft er und zeigt auf einen riesigen grauen Kasten. In dessen Inneren entsteht gerade ein Bauteil für die Gepäckklappen einer A 380. „Wenn Sie mal nach Amerika oder China fliegen, dann schauen Sie beim Verstauen des Handgepäcks genauer hin. Da sind unsere Stempel zu sehen“, sagt er stolz. Torsten Freudenberg ist Produktionsleiter und Miteigentümer der Wilsdruffer Firma Precision Mechanics Group, kurz PMG. Im Gewerbegebiet Hühndorfer Höhe werden Bauteile für die Luft- und Raumfahrtindustrie hergestellt. Und PMG ist gerade mächtig im Aufwind – nicht nur als Zulieferer für Airbus. „Wir stellen auch Teile für Helikopter und kleine Flugzeuge her“, sagt Freudenberg. So werden Bauteile aus Wilsdruff beispielsweise in Maschinen des Schweizer Herstellers Pilatus Aircrafts eingesetzt. Deren kleine Mehrzweckflugzeuge sind unter anderem in Australien im Einsatz und bringen die „Fliegenden Ärzte“ zu ihren Patienten. Was in Wilsdruff entsteht, sind hochpräzise Artikel aus Aluminium oder Titan, die per Computersteuerung auf Fräs- und Drehmaschinen gefertigt, anschließend geprüft, lackiert und montiert werden. Etwa 70 Tonnen Späne kommen im Jahr zusammen, Tendenz steigend.
Denn PMG erwartet noch mehr Aufträge. „Airbus wird in den kommenden Jahren die Produktion der A 350 steigern und wir sind mit dabei“, berichtet der Produktionsleiter. Schon hat er im Kopf überschlagen, wo man in Wilsdruff noch anbauen könnte. Auch wird in der Halle Platz für weitere Maschinen bereitgehalten. Noch in diesem Jahr will PMG eine halbe Million Euro in den Standort investieren und sucht nach weiteren Mitarbeitern. „Wir brauchen vor allem gut ausgebildete Leute für die CNC-Zerspanung“, wirbt Torsten Freudenberg.
Dass es so gut läuft, war bei PMG nicht immer der Fall. Ende 2011 musste die Firma Insolvenz anmelden. Die insgesamt vier Betriebe – neben dem Wilsdruffer Standort noch Unternehmensteile in Hamburg und Coswig – waren ins Trudeln geraten. Überlebt und sich neu aufgestellt hat die Produktion in Wilsdruff, weil Investoren von den Produkten, dem Potenzial und dem Können der Mitarbeiter überzeugt waren. „Das Insolvenzjahr war das beste Geschäftsjahr. Überhaupt stand der Wilsdruffer Betrieb wirtschaftlich immer gut da“, sagt René Nowak, der als Leiter der Qualitätssicherung schon viele Jahre bei PMG Wilsdruff arbeitet.
Heute sind hier knapp 70 Menschen beschäftigt, 20 mehr als 2011. Gearbeitet wird im Drei-Schicht-System, selbst an vielen Sonnabenden müssen die PMG-Mitarbeiter jetzt ran. 3,1 Millionen Euro flossen seit dem Ende der Insolvenz ab 2013 in das Werk. Die Halle wurde erweitert, neue Maschinen gekauft, ein Prüfstand eingerichtet und auch eine Lehrwerkstatt für die jüngsten Mitarbeiter. Denn wie in vielen Branchen haben auch die Zerspaner aus Wilsdruff Personalsorgen. Freudenberg: „Es ist schwer, auf dem Arbeitsmarkt noch Leute zu finden.“ Deshalb setze man nun verstärkt auf Auszubildende, zumal einige ältere Mitarbeiter kurz vor der Rente stehen. „Wir wollen im Sommer sechs Lehrlinge einstellen.“