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Wilsdruffs Wassernetz muss wachsen

In Spitzenzeiten wird das Wasser knapp. Der Versorger will nun neue Leitungen verlegen und einen riesigen Tank bauen.

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© Egbert Kamprath

Von Annett Heyse

Wilsdruff. Immer dann, wenn im Frühsommer im Wetterbericht die ersten heißen Wochenenden angekündigt werden, bricht beim Wilsdruffer Trinkwasserversorger Braunsdorfer Höhe (ETBH) eine gewisse Nervosität aus. Wird es reichen?, fragt man sich dort. Denn Ende Mai drehen erfahrungsgemäß viele Leute den Hahn weit auf, um Pools und Kinderplanschbecken zu füllen und die Gärten zu wässern. „Dann wird es knapp mit dem Wasser“, gibt Andreas Clausnitzer, Leiter des Wilsdruffer Eigenbetriebs, zu. Und das ist nur ein Vorgeschmack auf das, was bald häufiger auf den Wasserversorger zukommen könnte – denn Wilsdruff wächst und verbraucht damit auch mehr Wasser.

Der Ist-Zustand: Manchmal wird das Wasser jetzt schon knapp

Im Durchschnitt verbrauchen die etwa 10 800 Einwohner, die mit Trinkwasser von der Braunsdorfer Höhe versorgt werden, derzeit etwa 1 700 Kubikmeter Wasser täglich. In Spitzenzeiten, wie eben im Mai, wenn die Pools gefüllt werden, steigt dieser Wert auf 2 400 Kubikmeter an. An der Braunsdorfer Höhe steht ein Hochbehälter, der insgesamt 2 000 Kubikmeter Wasser fasst. „Das wird in Zukunft nicht mehr reichen“, sagt Andreas Clausnitzer. Das Problem ist weniger das Fassungsvermögen als vielmehr die Zuleitung. Sie kann gar nicht so viel Wasser transportieren, wie eigentlich nachfließen müsste, um den Behälter auch in Spitzenzeiten schnell genug nachzufüllen.

Die Entwicklung: Einwohner und Industrie brauchen mehr Wasser

In den vergangenen Jahren ist der Wasserverbrauch in Wilsdruff bereits nach oben gegangen. 2011 lag er bei 580 00 Kubikmeter pro Jahr. 2015 war dieser Wert um fünf Prozent auf 610 000 Kubikmeter gestiegen. Und die Stadt rechnet mit einer weiteren Zunahme beim Verbrauch. „Jedes Jahr kommen etwa 50 private Zähler, also Haushalte, hinzu“, schildert Andreas Clausnitzer die Entwicklung. Tendenz: steigend. Das Gymnasium als Abnehmer wird zukünftig ins Gewicht fallen, ebenso weitere neue Wohngebiete. Auch in den Gewerbegebieten wird schon jetzt mehr Wasser aus dem Netz entnommen, weil Firmen wie der Logistiker Wackler expandieren.

Dazu kommt eine große Neuansiedlung, die bald Wasser in großen Mengen verbrauchen wird: B. Braun. Der deutsche Medizintechnikkonzern baut derzeit eine Fabrik für Blutwäschefilter an der Hühndorfer Höhe auf, die Anfang 2018 in Betrieb gehen wird. „Momentan können wir die Versorgung gewährleisten, in der Zukunft nicht mehr, wenn wir nicht das Netz ausbauen“, sagt der Wilsdruffer Trinkwasser-Chef. Er geht davon aus, dass der durchschnittliche Wasserverbrauch der Wilsdruffer Privathaushalte, öffentlichen Einrichtungen und Industrie pro Tag von derzeit 1 700 Kubikmeter auf bis zu 2 560 Kubikmeter im Jahr 2026 steigen könnte.

Die Idee: Neue Leitungen und ein Hochbehälter sollen gebaut werden

Die erste Maßnahme soll der Bau einer weiteren Zuleitung zum Hochbehälter sein. Sie soll von Altfranken in Richtung Braunsdorf führen. In Altfranken übernimmt der Wilsdruffer Versorger das Wasser von der Weißeritzgruppe, die in Klingenberg ein Wasserwerk betreibt und unter anderem Freital, Tharandt und Rabenau beliefert. Das Wasser wird von der Altfrankener Station nach Braunsdorf gepumpt, die Leitung hat einen Durchmesser von 25 Zentimetern. Die neue Leitung soll mit 30 Zentimeter Durchmesser sogar noch größer werden und drei Kilometer lang sein. „Mit den zwei Parallel-Strängen sind wir auch besser gegen Havarien abgesichert“, sagt Andreas Clausnitzer. Die Planungs- und Baukosten liegen bei 1,3 Millionen Euro, 2019 soll gebaut werden.

Die zweite Maßnahme gegen den Wassermangel ist nicht ganz so teuer. Die Wilsdruffer Trinkwasserversorger wollen an der Hühndorfer Höhe einen zweiten Hochbehälter errichten, der insgesamt 400 Kubikmeter Wasser fassen soll und erweiterbar ist, sollte der Verbrauch weiter steigen. Der Behälter soll vor allem auch als Zwischenspeicher dienen. Die Planungs- und Baukosten für den Hochbehälter betragen rund 500 000 Euro. Der Standort am Rande des Gemeindegebietes und von Braunsdorf aus gesehen am anderen Ende des rautenförmigen Wilsdruffer Wassernetzes ist so gewählt, dass von dort aus auch Teile der Gemeinde Klipphausen wie bisher schon weiterhin mitversorgt werden können.

Die Finanzierung: Keine Preiserhöhung, sondern ein Kredit

Der Eigenbetrieb möchte die Investitionskosten von gut 1,8 Millionen Euro nicht aus der eigenen Kasse bezahlen, sondern dafür einen Kredit aufnehmen. „Die Zinsen sind günstig“, begründet Clausnitzer. Auf die Verbraucherpreise soll das zunächst keine Auswirkungen haben – die wurden rückwirkend zum 1. Januar 2017 gerade erst neu beschlossen und bleiben bis 2021 unverändert. Zudem, so Clausnitzer, sei die Kreditaufnahme in den neuen Wasserpreis bereits einkalkuliert worden.