Mit einem lauten Quietschen und Pfeifen geht es in die Kurve. Dann über die Brücke Karlsruher Straße, wo schon die Fotografen lauern, um diesen historischen Moment festzuhalten. Zum ersten mal seit 22 Jahren fuhr am Sonntag wieder ein Personenzug auf der alten Strecke der Windbergbahn von Dresden-Gittersee in Richtung Freital.
Weit kam die Bahn, die mit zwei Dieselloks und dem historischen Aussichtswaggon unterwegs war, noch nicht. Gut zwei Kilometer ging es bergab, kurz hinter dem Kesselgrund machte eine Gleisbaustelle die Weiterfahrt unmöglich. Den Fahrgästen war es egal. Sie nutzten die Chance, echte Bahnnostalgie zu erleben. Der Waggon ist von 1912 und fühlt sich auch so an. Er schaukelt, quietscht und rattert. Man sitzt auf Holzbänken, die Ablagen fürs Gepäck bestehen noch aus echten Netzen, in der Ecke ist ein kleines Kabuff, auf dessen Tür ein Emailleschild mit der Aufschrift "Abort" angebracht ist.
Die Windbergbahn wurde Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut, um die Steinkohle aus den Bergwerken rund um den Windberg und dem Raum Hänichen-Possendorf ins Tal zu transportieren. Doch schnell gewann sie als Ausflugsbahn Bedeutung. Bei einem Blick aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft wird auch klar, warum. Von der Strecke hat man einen schönen Aussicht in den Talkessel von Freital. Als es wieder über die Straßenbrücke kurz vor dem Bahnhof Gittersee geht, blickt man über das Elbtal in Richtung Lausitz.
Der schönste Teil der Strecke existiert nicht mehr. Der Abschnitt Gittersee - Possendorf wurde nach der Stilllegung in Fünfzigerjahren demontiert. Heute ist er ein beliebter Rad- und Wanderweg. Die Männer und Frauen vom Windbergbahnverein sind dennoch optimistisch, dass auch die Reststrecke - insgesamt immerhin knapp sechs Kilometer - einiges zu bieten hat. "Die Resonanz war heute schon sehr gut. Das ist ein Auftakt für weitere Fahrangebote", sagt Holger Demnitz vom Vorstand des Vereins.
Der hatte 22 Jahre gebraucht, um wieder Fahrten auf der freien Strecke anbieten zu können. Diese war zuletzt zugewachsen und marode. Schrittweise wurden Schwellen getauscht und teilweise auch das Gleis erneuert. Noch sind diese Arbeiten in vollem Gange. Geplant ist, bis zum Herbst einen weiteren Abschnitt zu schaffen. Vielleicht geht es im September und Oktober schon wieder ein Stückchen weiter den Berg hinab.
Die nächsten Fahrten finden am 12. Juli, 5. und 6. September sowie am 25. Oktober, jeweils zwischen 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr, statt.