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Windkraftpläne in Cosel umstritten

Eine Bürgerinitiative verlangt vor allem deutlich größere Abstände von Windrädern zur nächsten Wohnbebauung. Auch der Ministerpräsident weiß davon.

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© privat

Von Frank Oehl

Schwepnitz. Der kleine Ortsteil Cosel mobilisiert in diesen Tagen und Wochen viele Menschen gegen Windkraftpläne, die im Winter publik geworden waren. Die SZ-Lokalredaktion hatte am 14. März eine „Andere Sicht“ von Dr. Andreas Davids veröffentlicht, einem Anwohner, der sich um den Landschafts- und Naturschutz am Rande der Königsbrücker Heide Sorgen machte. Inzwischen gehört der wissenschaftliche Mitarbeiter an der TU einer Bürgerinitiative an, die sich Mitte April gegründet hat. Sie trägt den Namen „Für Natur und Mensch – keine Windkraftanlagen in Cosel“. In dieser Woche gab es eine stark beachtete Bürgerversammlung im Coseler Gemeindehaus, die von der Schwepnitzer Bürgermeisterin Elke Röthig moderiert wurde. Zwei Vertreter des regionalen Planungsverbandes stellten den aktuellen Stand der Planungen vor, die freilich noch nicht sehr weit gediehen sind. Etwa 80 Bürger waren gekommen, darunter auch aus Sella und Lipsa, zwei Nachbarorten im Südbrandenburgischen.

Kein Landschaftsschutzgebiet

Dr. Davids: „Es gab eine erfreulich sachliche Diskussion zum Thema.“ Mit einem Wermutstropfen. Die Planer hätten deutlich gemacht, dass entgegen der Hoffnung der Windkraftgegner die pleistozäne Flusslandschaft bei Cosel kein „Landschaftsschutzgebiet“ (LSG) im amtlichen Sinne darstellen kann. Gleichwohl gehe es um ein schutzwürdiges Habitat, wobei zu prüfen sei, ob es sich auch für Windkraftgewinnung eignen würde. Klar geworden sei, dass die Flächenuntersuchungen erst ganz am Anfang stehen, so Dr. Davids. Das biete nach wie vor die Chance, dass die Bürgerinitiative weiter Gehör finden kann.

„Wir wollen, dass der naturnahe Charakter unserer ländlich geprägten Umgebung erhalten bleibt.“ Diesem Willen haben sich mittlerweile mehr als 500 Menschen auch aus dem näheren Umfeld von Cosel mit ihren Unterschriften angeschlossen. Am Rande der Bürgerversammlung war dies auch auf Plakaten und Transparenten in Worte gefasst worden.

Die Bürgerinitiative hatte kürzlich eine Veranstaltung in Hoyerswerda dazu genutzt, direkt mit Michael Kretschmer (CDU) in Kontakt zu treten. In Briefen an den Ministerpräsidenten habe man dabei auch auf die politische Komponente der Debatte hingewiesen, die ansonsten ja eher buchstabengetreu nach Verwaltungsvorgaben geführt wird. „Uns geht es aber natürlich auch um gesetzgeberische Konsequenzen“, so Dr. Davids. Dabei habe man zur Kenntnis genommen, dass sich der Ministerpräsident auf einer Regionalkonferenz in Niesky durchaus offen gezeigt habe. „Seine Positionierung zum Thema Windparks macht uns Mut.“

Kretschmer habe seine prinzipielle Unterstützung für die sogenannte „10 H-Regel“ signalisiert. Diese lege den Mindestabstand eines Windrades von der benachbarten Wohnbebauung fest. Sie müsse demnach das Zehnfache der Gesamthöhe eines Windrades betragen. Da es mittlerweile Räder von bis zu 200 Meter Höhe gibt, würde dies in diesem Fall einen Zwei-Kilometer-Abstand bedeuten. Davon ist man im Freistaat Sachsen im negativen Sinne noch weit entfernt. Im Freistaat Bayern aber werde diese Regel bereits umgesetzt, so Dr. Davids.

Auch nach der Infoveranstaltung im Gemeindehaus sieht sich die Bürgerinitiative der Coseler in ihrem Wirken klar bestärkt. Sie hat derzeit eine rein informelle Organisationsstruktur ohne Leitung oder Sprecher. Dr. Davids: „Interessenten, die bei uns mitarbeiten wollen, sind natürlich sehr gern gesehen.“