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Windrad bei Leisnig dreht frei

Die Anlage ließ sich nicht abschalten. Deshalb musste die A 14 gesperrt werden. Nicollschwitz drohte die Evakuierung.

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© André Braun

Von Heike Heisig und André Braun

Leisnig. Ein defektes Windrad hat am Mittwochnachmittag Polizisten, Feuerwehrleute und Techniker in Atem gehalten und bei Kraftfahrern für lange Gesichter gesorgt. Weil sich eine der Anlage an der Autobahn 14 nicht mehr anhalten ließ, trat ein Notfallplan in Kraft.

Der sah am Ende sogar vor, den Ortsteil Nicollschwitz zu evakuieren. „Das wird in Erwägung gezogen“, bestätigte eine Sprecherin der Polizeidirektion Chemnitz auf Anfrage des DA. Zuvor hatten sich drei Beamte die Lage vor Ort angeschaut und als erstes entschieden, dass das Gelände im Umkreis von 500 Metern um das sich immer weiter drehende Windrad gesperrt wird. Wenig später mussten alle Personen, die sich auf dem mehrere Hektar großen Windparkgelände befanden, das Feld räumen. Feuerwehrleute aus Leisnig und den Ortsteilen und sogar die Wehrleitung aus Hartha waren angerückt, um bei der Sperrung zu unterstützen. Auch die Autobahnzufahrt Leisnig riegelten Feuerwehrleute ab. Unterstützung gab es von Beamten der Autobahnpolizei Leipzig.

Die Entscheidung, die A 14 in beide Richtungen zwischen den Anschlussstellen Döbeln-Nord und Leisnig zu sperren, hatten die Beamten relativ schnell nach Absprache mit einem Techniker vor Ort getroffen. „Das hat vor allem Sicherheitsgründe“, sagte Polizeioberkommissar Lars Hunger. Die Kraftfahrer mussten sich danach durch die engen Ortsdurchfahrten quälen. Das sorgte zeitweise für Stillstand auf den Landstraßen.

Das havarierte Windrad war eines von zehn an diesem Standort. Während die anderen neun still standen, drehte sich das eine immer weiter. Anfänglich gelang es lediglich, die Anlage vom Netz zu nehmen. Bei frischem Wind bestand die Gefahr, dass sich Bauteile der Anlage lösen, durch die Luft fliegen und in der näheren Umgebung zu Boden stürzen. Aus diesem Grund wurde als erster Schritt der Autobahnabschnitt direkt neben dem Windpark gesperrt.

Als zweiter Schritt wurde die Evakuierung von Nicollschwitz vorbereitet. Deshalb heulten nach 16 Uhr in Leisnig zum insgesamt dritten Mal an diesem Tag die Sirenen. Auch beim Räumen der kleinen Ortschaft wäre die Hilfe der Feuerwehrleute notwendig gewesen. Da es zwischenzeitlich allerdings gelungen war, das Windrad aus dem Wind zu nehmen und zum Stillstand zu bringen, mussten die Anwohner gar nicht erst weiter in Aufregung versetzt und auf welche Weise auch immer aufgefordert werden, ihre Häuser zu verlassen.

Sie wären wahrscheinlich gebeten worden, bei Freunden und Verwandten zu übernachten. Die Stadt Leisnig als Ortspolizeibehörde hätte für ein Obdach für Alleinstehende und Kranke gesorgt, wie Uwe Dietrich vom Ordnungsamt erklärte. Vorher hatte die Polizei versucht, einzuschätzen, in welchen der umliegenden Ortsteile ähnlich wie in Nicollschwitz das Risiko bestanden hätte, dass Menschen zu Schaden kommen.

Eigentümer des Windparkes an der A 14 sind die Berner Kraftwerke. Dort war am späten Nachmittag niemand mehr zu erreichen, der genau über den Grund für die Havarie an der schon etwas älteren Tacke-Anlage Auskunft geben konnte.

Nicht erst einmal hat ein Windrad im Gemeindegebiet von Leisnig für Aufregung gesorgt. Nach dem Jahreswechsel 2016 ist im Sittener Windpark eine Windmühle umgestürzt. Danach war das Feld tagelang eine Pilgerstätte von Neugierigen. Zu einem früheren Zeitpunkt war schon einmal ein Brand in einer Windkraftanlage ausgebrochen, erinnert sich der Mann vom Ordnungsamt. Ähnliches hätte am Mittwoch möglicherweise auch an der A 14 passieren können. Weil sich das Windrad viel zu schnell drehte, soll die Anlage unbestätigten Angaben zufolge schon stark erhitzt gewesen sein. Dass sich eines der Windräder schneller als gewöhnlich drehte, das hatte die Betreiberfirma nach Polizeiangaben selbst festgestellt.