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„Wir brauchen hier keinen Berliner Fernsehturm“

Ein Baugerüst zeigt die Ausmaße des geplanten Pagodenbaus des Prinzen zur Lippe in Proschwitz. Die Kritik ist heftig.

Von Stephan Hönigschmid
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Das Gerüst am Weinberg in Proschwitz stellt die Höhe der geplanten Pagode des Prinzen zur Lippe dar.
Das Gerüst am Weinberg in Proschwitz stellt die Höhe der geplanten Pagode des Prinzen zur Lippe dar. © Claudia Hübschmann

Diera-Zehren/Meißen. Seit reichlich einer Woche steht auf dem Proschwitzer Weinberg ein etwa 20 Meter hohes Baugerüst. Es soll den geplanten Pagodenbau des Prinzen zur Lippe simulieren. Auf bis zu vier Etagen will er dort ein Gebäude im japanisch-chinesischen Stil mit Weinkeller, Probierraum und Gästezimmern errichten (die SZ berichtete).

Ein alter Mann, der regelmäßig auf dem Weinberg spazieren geht, hält davon nicht viel. Als die SZ ihn am Montag vor dem großen Gerüst trifft, sagt er: „Schauen Sie sich doch mal um. Ringsherum sind hier Einfamilienhäuser. Solch ein wuchtiges Pagodenhaus wäre einfach fehl am Platz. Außerdem passt das asiatische Aussehen gar nicht in die Meißner Weinlandschaft“, denkt der Rentner, der nicht namentlich genannt werden möchte und sich lieber den Wiederaufbau der benachbarten alten Windmühle wünscht.

Klare Vorstellungen hat auch Anwohnerin Ulrike Scheffczyk. „Ich bin gegen den Pagodenbau an dem jetzt vorgesehenen Standort. Die Straße ist viel zu schmal, um den ganzen Verkehr verkraften zu können.“ Sie habe selbst einmal in der Gastronomie gearbeitet und wisse, was zu erwarten sei. „Es bleibt ja nicht bei den Besuchern, die die 250 Gästeparkplätze ansteuern. Hinzu kommt auch Schwerlastverkehr in Gestalt von Anlieferfahrzeugen.“

Nicht mal zwei Pkws kämen auf der Straße aneinander vorbei. Diese müssten in die Einfahrten der Grundstücke fahren, damit es überhaupt vorangehe, sagt Scheffczyk, die auch ästhetische Einwände hat. „Der Pagodenbau wäre höher als der Meißner Dom. Man würde quasi draufschauen. Ein derart dominantes Gebäude halte ich nicht für vertretbar“, sagt die 55-Jährige.

Weil sie bereits seit 1982 in der Gegend wohnt, kennt sie noch die Diskussion um das Bildungszentrum der Arbeitsagentur, das ebenfalls einmal auf dem Areal gebaut werden sollte. „Damals hieß es, dass es sich um ein Landschaftsschutzgebiet handelt und dass die Pestizide und Dünger, die für den Weinanbau notwendig sind, ungünstig für die Gäste des Hauses wären. Warum soll jetzt etwas anderes gelten und man auf einmal bauen dürfen“, fragt sie.

Eigenartig finden das auch ihre Nachbarn Brigitte und Klaus Ranisch. „Unsere Kinder wollten in unserem Garten auch ein Haus bauen und durften nicht. Wieso soll das beim Prinzen plötzlich möglich sein?“, wundert sich Brigitte Ranisch, die auch mit der Größe des bis zu 30 Meter hohen Baus ein Problem hat. „Das ist doch Wahnsinn. Wir brauchen hier keinen Berliner Fernsehturm“, sagt die 78-Jährige, die direkt an ihrer Hecke die Lieferanteneinfahrt hätte. „Soll er doch sein Haus lieber in den Schlosspark gegenüber vom Parkplatz bauen“, schlägt sie vor.

Zusätzlich überlegen die Ranischs, ähnlich wie andere Nachbarn, ihre Zäune direkt auf die Grundstücksgrenze zu setzen, was bisher nicht so ist. „Dann würde man sehen, wie eng die Straße wirklich ist“, sagen die Eheleute. Nach Schätzungen der Anwohner würde etwa ein Meter fehlen.