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„Wir haben viele Ideen für die Post“

Vor allem Dienstleistungsfirmen nutzen das große Gebäude in Bautzen. Doch der Verwalter träumt noch von etwas anderem.

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© Uwe Soeder

Bautzen. Die Post in Bautzen wandelt sich. Seit einem Monat gibt es im alten Kiosk ein neues Angebot. Die Architektin Claudia Muntschick berät dort Kreative. Für Peter Stange, Chef der Firma Agora Lausitz, kam die Bautzenerin gerade zur rechten Zeit. Der Verwalter hatte sich ohnehin Gedanken gemacht, wie er das große Haus am Postplatz voranbringen kann. Im Interview erklärt er, welchen Plan er für die Post hat.

Peter Stange ist der Inhaber der Firma Agora Lausitz und verwaltet die Bautzener Post.
Peter Stange ist der Inhaber der Firma Agora Lausitz und verwaltet die Bautzener Post. © Steffen Unger

Herr Stange, wieso soll die Bautzener Post jetzt ein Kreativzentrum werden. Stehen zu viele Räume leer?

Nein, das ist nicht der Fall. Wir konnten bereits 85 Prozent der vermietbaren Flächen vergeben. Aus dem Gebäude ist längst ein Servicezentrum geworden. Vor allem Dienstleister nutzen unsere Räume. Postbank, Kreissportbund, Telekom, Tanzschule – all das haben wir unter unserem Dach vereint. Derzeit sind es 36 Mietparteien, womit wir eigentlich sehr zufrieden sind.

Das klingt gut. Nur wenn alles läuft, warum dann die neue Richtung?

Es ist keine neue Richtung. Bei uns gibt es bereits kreative Mieter. Zwei Künstler haben sich zum Beispiel bei uns ihr Atelier eingerichtet. Als uns Baubürgermeisterin Juliane Naumann von Frau Muntschick, ihrer Beratung und dem Projekt des Sächsischen Zentrums für Kultur- und Kreativwirtschaft erzählte, waren wir begeistert. Das passt einfach zu uns. Es ist toll, dass kreative Leute hier in der Post Antworten auf ihre Fragen bekommen. Und noch besser ist es, wenn wir ihnen in unserem Haus gleich ein Büro anbieten können.

Und dafür haben Sie Platz?

In einer Etage im Südflügel des Gebäudes stehen noch Zimmer zur Verfügung. Dort könnten wir uns das vorstellen. Es gibt Büros in verschiedenen Größen, die wir gern kleineren Start-up-Unternehmen anbieten wollen. Wir planen aber noch mehr. Einen Raum möchte ich so gestalten, dass es einzelne Arbeitsplätze gibt, die wir flexibel – zum Beispiel für einen Tag oder einen Monat – vermieten können. Das ist für einen Einzelunternehmer spannend, der für wenig Geld einen Arbeitsplatz sucht. Oder für einen Studenten, der seine Bachelorarbeit nicht zu Hause schreiben möchte. In vielen Städten gibt es dieses Coworking bereits.

Ein was?

Coworking. Gemeint ist ein Raum, in dem die Kreativen nicht nur Schreibtisch, Schrank und das Internet nutzen können. Sie kommen auch miteinander ins Gespräch. Es geht um den Netzwerkgedanken. Also darum, dass die kleinen Unternehmer voneinander profitieren können.

Ein Großraumbüro für Kreative also. Klar, dass so etwas in Großstädten gut funktioniert. Aber in Bautzen?

Natürlich müssen wir anders an die Sache herangehen, als es zum Beispiel in Berlin, Leipzig oder Dresden möglich ist. Wir dürfen uns aber auch nicht kleinreden. So lange wir es nicht ausprobiert haben, können wir nicht wissen, ob es klappt. Man muss das Ganze als Testphase verstehen.

Einige Treppenhäuser und Flure sehen noch aus wie zu DDR-Zeiten. Wie passt das mit modernen Büros zusammen?

Man darf nicht vergessen, dass das Gebäude früher ein Post- und Fernmeldeamt war. Für diesen Zweck wurde es in den 50er-Jahren errichtet. Das Haus galt lange als modernstes Postamt der DDR. Trotz aller Veränderungen, darf dieses Flair nicht verloren gehen. Die Tradition spielt immer eine Rolle und das soll man auch sehen. Außerdem kommen wir an unsere Grenzen, wenn wir uns um das Internet, den Brandschutz und nebenbei auch noch um die Entwicklung des Hauses gleichzeitig kümmern wollen. Es muss noch viel gemacht werden. Aber das geht nur Stück für Stück.

Und was kommt als Nächstes?

Wir machen uns derzeit zum Beispiel Gedanken über die ehemalige Kantine. Ende 2015 wurde der Betrieb eingestellt. Doch wir werden ständig gefragt, was aus dem Raum wird. Deshalb haben wir uns überlegt, dass es bald wieder ein Speiseangebot geben wird. Kreatives Essen ist geplant. Aber mehr darf ich noch nicht verraten.

Gespräch: Marleen Hollenbach