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„Wir spüren den Zuspruch der Jüngeren“

Vor 75 Jahren wurde die Trebendorfer Domowina-Ortsgruppe gegründet. Ein Blick zurück und nach vorn.

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Angelika Balzke ist Vorsitzende der Trebendorfer Domowina-Ortsgruppe.
Angelika Balzke ist Vorsitzende der Trebendorfer Domowina-Ortsgruppe. © Jost Schmidtchen

Trebendorf. Sommer 1945. Bereits am 8. Mai war in Crostwitz die Domowina als Dachverband der Lausitzer Sorben neu gegründet worden. In den Dörfern wurde nachgezogen, das wendische/sorbische Leben fand einen Neubeginn.

So auch in Trebendorf. Das genaue Gründungsdatum der Domowina-Ortsgruppe im Sommer 1945 ist nicht bekannt. Authentische Dokumente gibt es nur wenige. TAGEBLATT sprach anlässlich des Jubiläums mit Angelika Balzke, seit 2008 Vorsitzende der Ortsgruppe.

Frau Balzke, was erinnert heute noch an den Beginn vor 75 Jahren?

Wir wissen nur soviel, dass die Gründung unter der Leitung von Matthäus Paulo erfolgte. Das Sorbische Institut bestätigte uns die Gründung im Jahr 1945.

Ein Blick zurück führt nicht an Benno Knopf vorbei. Wie bewerten Sie seinen Einsatz als langjährigen Vorsitzenden der Domowina-Ortsgruppe?

Sehr hoch. 1961 übernahm er das Amt, er führte es 44 Jahre bis zu seinem unerwarteten Tod im Jahr 2005 aus. Seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass die Ortsgruppe auch heute noch aktiv am gesellschaftlichen Leben in Trebendorf mitwirkt.

Die bergbaulichen Prognosen der vergangenen Jahre haben das Leben in vielerlei Weise beeinflusst. Was hat der Trebendorf-Vertrag mit Vattenfall gebracht?

Es war das Drängen unseres Altbürgermeisters Peter Mäkelburg, dass aus dem inzwischen verlassenen Ortsteil Hinterberg das Wohnhaus des bekannten Dudelsackspielers Hans Schuster dort abgebaut wurde und in der „Grünen Mitte“ von Trebendorf wieder entstand. Das Holzhaus wurde einst ohne Nägel und Zement gebaut. Hans Schuster war Bauer und Bergmann, Sorbe und Christ. Neben seinem Wohnhaus steht heute Lehniks rekonstruierte Scheune. So entstand der „Schusterhof“, in den inzwischen viel Leben eingezogen ist.

Es gibt Leben, aber auch Erinnerungswerte Ihres Heimatdorfes. Wie findet das alles zusammen?

2010 erhielten wir den Schlüssel für den Schusterhof. Dazu gehörte auch der Backofen, der ebenfalls umgesetzt und heute mit seinen Hobbybäckern sehr beliebt ist. Derzeit ist unser Schusterhof durch die Krisensituation verwaist. Das hat unsere Domowina-Ortsgruppe im 75. Jubiläumsjahr tief getroffen. So mussten wir bereits im Mai das zehnjährige Jubiläum des Hofes absagen und auch den musikalischen Sonntagvormittag anlässlich des 110. Geburtstages am 30. August wird es nicht geben.

Die Ortsgruppe erhält viel Unterstützung von den anderen Trebendorfer Vereinen.

Die Vereine arbeiten Hand in Hand und halten zusammen. Es ist in einem Dorf wie unserem auch nicht ungewöhnlich, dass viele Bürger in verschiedenen Vereinen und der Feuerwehr Mitglied sind. Auch unsere Einwohner kommen auf den Schusterhof und helfen uns. Allen an dieser Stelle ein großes Dankeschön.

Den Jugendclub haben Sie nicht erwähnt. Gibt es Sorgen mit dem Nachwuchs?

Um es klar zusagen: Die Mitglieder des Jugendclubs gehören natürlich auch zu unseren Helfern. Zu den „Musikalischen Vormittagen“ kommen die jungen Leute in ihren sorbischen Trachten und unterstützen uns bei den Abläufen. Wir setzen viel Kraft in die Nachwuchsgewinnung. Dafür sprechen unsere Projekte mit der Kita und der Grundschule Schleife. Weihnachten ist es das Sorbische Trebendorfer Christkind, im Advent laden wir die Eltern und ihre Kinder zum gemeinsamen Plätzchenbacken im Holzbackofen ein.

Wie sehen Sie die Zukunft?

Unsere Ortsgruppe zählt derzeit 64 Mitglieder. Zehn unter 50 Jahren, 21 zwischen 50 und 60 Jahren und 33 zwischen 70 und 94 Jahren. Den Zuspruch jüngerer Trebendorfer spüren wir und da werden wir auch dran bleiben. Um die Zukunft der Domowina-Ortsgruppe machen wir uns keine Sorgen. Die Kernfrage ist eine ganz andere: Wer wird in späteren Jahren die Verantwortung übernehmen, wer den Vorsitz? Mitmachen, da sind viele gern dabei, aber wer setzt sich den Hut auf? Ich glaube, der Zeitenlauf wird alles regeln, so wie es schon immer war.

Gespräch: Jost Schmidtchen

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