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„Wir wollen 2019 ins Nixenbad investieren“

Die SZ hat mit Strehlas Bürgermeister Jörg Jeromin über Pläne für das Bad, die Neuerungen bei den Sozialen Diensten und die Rolle der Stadt als Schlossretter gesprochen.

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Jörg Jeromin (46, parteilos) wurde 2015 zum Bürgermeister der rund 3 700 Einwohner zählenden Stadt Strehla gewählt.
Jörg Jeromin (46, parteilos) wurde 2015 zum Bürgermeister der rund 3 700 Einwohner zählenden Stadt Strehla gewählt. © Archivfoto: Lutz Weidler

Herr Jeromin, die Chefin von Riesas PBZ ist jetzt auch Chefin von Strehlas Sozialen Diensten (SDS). Ist das der Vorbote einer baldigen Fusion?

Das kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Aber wir sehen ja, dass Pflegefirmen aus dem Boden schießen. Was zunächst einmal gut ist, es gibt ja auch den Bedarf. Aber man muss sehen, dass große Firmen unterwegs sind. Da muss man sehen, wie man in Zukunft als kleinere kommunale Gesellschaft mehr als 100 Mitarbeitern im verstärkten Wettbewerb um Pflegefachkräfte dasteht. Wie man bei steigenden Fachkraft-Quoten eine flexible Struktur erhält. Ob und in welcher Art es zu einer Firmenfusion kommt, dazu sind die Gedanken noch nicht ausgereift.

Eigentlich war die Frage eher in Richtung Gemeindefusion gemünzt ...

Der Gedanke hat in den ganzen Gesprächen mit Riesa nie eine Rolle gespielt. Wir haben uns aufs Thema Pflege konzentriert. Bei der jetzigen Branchensituation ist es eine logische Folge, dass man darüber nachdenkt, gemeinsame Wege zu gehen. Das machen Kommunen ja auch in anderen Bereichen, wie den Zweckverbänden.

Bleiben wir noch kurz beim Thema Pflege: Ein privater Investor will in Strehla ein neues Seniorenheim bauen. Wirklich recht scheint Ihnen das nicht.

Das kann man so nicht sagen. Es gibt einen Bauantrag dazu, den wir behandeln. Da geht es nicht darum, ob mir das recht ist oder nicht. Für mich geht es um eine andere Frage: Wenn es so ein Haus gibt, müssen die Plätze gefüllt und das Personal vorgehalten werden. Da habe ich noch keine schlüssige Argumentation gehört, wie das gelingt. Zumal wir die Arbeitsmarktsituation im Pflegebereich durch die Sozialen Dienste kennen.

In der Nachbarschaft des geplanten neuen Seniorenheims soll auch ein neues Eigenheimgebiet entstehen. Ist es nicht der falsche Weg, am Stadtrand Neubauten zu ermöglichen, während die Innenstadt immer leerer wird?

Wir haben uns ja extra für dieses Gebiet entschieden, damit es einen Lückenschluss ins Zentrum gibt. Wenn es Interessenten gibt, die nach Strehla ziehen wollen, warum sollen wir ihnen das verwehren? Was die Innenstadt angeht, bin ich sehr für den Erhalt. Aber es ist illusorisch, dass zum Beispiel junge Familien an die B 182 in der Stadt einziehen. Dieser Realität muss man sich stellen. Wir versuchen ja, den Leerstand in der Innenstadt zu verringern. Wir haben den Markt 2 gebaut. Aber wir stoßen da wegen der Verkehrslage an Grenzen.

Seit 2017 ringen Sie um eine Einstufung Strehlas als Grundzentrum. Der dafür zuständige Regionale Planungsverband hat Ihnen wiederholt eine Absage erteilt. Sie versuchen es trotzdem wieder. Warum noch die Mühe?

Es hängt viel an dem Status. Förderungen, Infrastrukturpläne, Baurecht und anderes. Jüngstes Beispiel: die Radwege-Konzeption im Kreis Meißen. Da hat das beauftragte Planungsbüro sich zunächst an der Zentrenstruktur orientiert. Das hat Unverständnis ausgelöst, weil das die Realität nicht abbildet. Nach Strehla pendeln Schüler aus dem Umland ein. Aber diese Verbindung hatte in der Planung wenig Priorität, weil wir eben kein Grundzentrum sind. Solange sich solche Dinge nicht ändern, werden wir weiter für den Status kämpfen.

Da wir gerade bei der Jugend sind: Der Hort platzt nächstes Jahr wohl aus allen Nähten. Wie gehen sie damit um?

Wir stimmen uns mit der Bauaufsicht ab, deshalb möchte ich mich dazu vorerst detailliert dazu nicht äußern. Wir sind aber an einer Ersatzerweiterung dran.

Vorigen Sommer hätten Sie fast das Bad erweitern müssen. Es war ein Rekordjahr mit mehr als 30 000 Gästen. Von denen ist aber teils zu hören, dass es gerade im WC-Bereich etwas getan werden müsste. Wann passiert da etwas?

Anfang Dezember ist die Erneuerung der Badtechnik vom Gebietsverbund Sächsisches Zweistromland, der EU-Fördermittel in unserer Gegend verteilt, befürwortet worden. Wenn die Förderzusage vom Landkreis bestätigt wird und wir als Stadt den nötigen Eigenanteil aufbringen, wollen wir die Maßnahme im Herbst 2019 umsetzen. Mit dem Sanitärbereich haben Sie recht, der ist wenig ansprechend. Aber die Badtechnik ist aus unserer Sicht das Wichtigere. Sie ist mehr als 20 Jahre alt und kommt bei so langen Hitzeperioden an die Grenzen. Wir wollen einfach vermeiden, dass wir mal bei 30 Grad dastehen, die Pumpen ausfallen und wir die Gäste nach Hause schicken müssen.


Das Nixenbad ist eins der Aushängeschilder von Strehla. Zwar kostet der Betrieb die Kommune jährlich viel Geld. Die Stadtpolitik hat sich aber zum Erhalt der Einrichtung bekannt. Dieses Jahr soll neue Badtechnik angeschafft werden. Archivfotos: Klaus-Dieter Brühl, Eric Weser
Das Nixenbad ist eins der Aushängeschilder von Strehla. Zwar kostet der Betrieb die Kommune jährlich viel Geld. Die Stadtpolitik hat sich aber zum Erhalt der Einrichtung bekannt. Dieses Jahr soll neue Badtechnik angeschafft werden. Archivfotos: Klaus-Dieter Brühl, Eric Weser
Den Erhalt von Strehlas Schloss will die Stadt fördern – aber nicht bezahlen.
Den Erhalt von Strehlas Schloss will die Stadt fördern – aber nicht bezahlen.
Das von einer Stadttochter betriebene Pflegeheim soll Konkurrenz erhalten.
Das von einer Stadttochter betriebene Pflegeheim soll Konkurrenz erhalten.

Ein anderes Dauerthema ist das Schloss. Viele fordern, dass sich die Stadt stärker kümmert. Der Bau gehört aber einem Privatmann. Welche Rolle denken Sie der Stadt zu?

Ich denke schon, dass wir in der Pflicht stehen, den Erhalt des Schlosses voranzutreiben. Ich sehe die Stadt insofern als Vermittler, aber auch treibende Kraft hinter einer Sanierung. Als Stadt ist so eine Sanierung aus eigener Kraft nicht leistbar.

Sie bauen der Forderung vor, die Stadt möge das Schloss kaufen und sanieren.

Andersrum: Wenn wir so was machen, muss man auch sagen, wie wir das finanzieren können bei all den anderen Aufgaben, die wir haben. Da sehe ich derzeit sehr enge Spielräume. Ein Grund, sich zurückzulehnen und zu sagen, wir können nichts tun, kann das aber nicht sein. Man muss überlegen, was wir tun können. Zum einen ist das, viel stärker zu kommunizieren, dass es hier in Strehla eines der erhaltenswertesten Gebäude zwischen Meißen und Torgau gibt. Das Zweite ist, sich nach Unterstützung umzuschauen. Die größte Pflicht hat aber weiter der Eigentümer.

Haben Sie Gesprächen mit Herrn Thaler entnehmen können, dass er sich für das Strehlaer Schloss interessiert?

Ich weiß nicht, was Herr Thaler mit dem Schloss vorhat. Nur, für das Schloss ist das, was getan wird, definitiv zu wenig.

Ein anderes Dauerthema noch zum Schluss: die Ortsumgehung. Was erwarten Sie sich da 2019?

Mein Wunsch ist, dass es jetzt möglichst schnell in Richtung Planfeststellungsverfahren, also zur Genehmigung geht. Und ich hoffe vor allem, dass die Strehlaer Bürger sich weiterhin so für die Ortsumgehung einsetzen und uns als Stadt auch bei den nötigen Kompromissen unterstützen. Sodass wir mit einer Stimme sprechen.

Es fragte Eric Weser.