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Wird Dresden Auto- oder Fahrradstadt?

Entscheidet das Thema, wer welche Mobilität fördert, die Wahl? Die SZ diskutiert mit Politikern und Experten.

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Der künftige Zuschnitt des Zelleschen Wegs ist umstritten. Radfahrer protestierten am Mittwoch für einen fahrradgerechten Ausbau.
Der künftige Zuschnitt des Zelleschen Wegs ist umstritten. Radfahrer protestierten am Mittwoch für einen fahrradgerechten Ausbau. © René Meinig

Die meisten Dresdner bewegen sich schon längst nicht mehr mit nur einem Verkehrsmittel durch die Stadt. Autos haben viele und nutzen sie auch. Aber immer mehr Dresdner fahren auch mit dem Rad, in Bussen und Bahnen steigen die Fahrgastzahlen stetig an und auch zu Fuß sind viele unterwegs. In der Politik wird heiß diskutiert, wenn es um Verkehr geht: Welche Straßenbahnstrecken sollen gebaut, wo Radwege angelegt und vielleicht auch mal eine Autospur gestrichen werden. Im SZ-Wahlcheck diskutieren Stadtratskandidaten und Experten am 16. Mai darüber, wie sich der Verkehr in Dresden entwickeln soll.

Die letzte Erhebung von 2013 besagt, dass 39 Prozent aller Wege durch Dresden mit dem Auto zurückgelegt werden, 22 Prozent mit Bus und Bahn, 27 Prozent zu Fuß und 12 Prozent per Fahrrad. Eine neue Analyse wird Ende des Jahres erwartet. Das Ziel der SPD ist, dass künftig 66 Prozent der Wege entweder zu Fuß, per Fahrrad oder mit Bus und Bahn erledigt werden. Die Grünen setzen sich für 75 Prozent im sogenannten Umweltverbund ein.

Das fordern die Parteien

„Uns soll aus ideologischen Gründen das Autofahren vermiest werden“, sagt FDP-Fraktionschef Holger Zastrow. „Straßen werden zurückgebaut.“ Er hebt etwa auf die Pläne für die Königsbrücker Straße, den Zelleschen Weg, die Stauffenbergallee und die Albertstraße ab. Das werde er so nicht hinnehmen. „Der Generalvorwurf, wir würden Autoverkehr verhindern, ist nicht richtig“, entgegnet der Verkehrspolitiker der Grünen im Stadtrat Johannes Lichdi. „Wir wollen Straßen so planen, wie es die Richtlinien vorgeben. Aber eben nicht breiter.“ Zu lange sei Autopolitik vor allem von CDU und FDP betrieben worden. Jetzt seien die anderen Verkehrsarten dran, um beim Komfort aufzuholen. Zastrow und Lichdi treffen in der Podiumsdiskussion zum SZ-Wahlcheck aufeinander.

Die CDU kritisiert ebenfalls einen angeblich geplanten Rückbau von Straßen durch Linke, Grüne und SPD. Im Wahlprogramm setzt sie auf Platz für alle Verkehrsteilnehmer. „Wir wollen Straßen im Bestand erhalten und sanieren, sowie die Verkehrsflüsse verbessern“, heißt es im Programm. Außerdem setzt sie auf ein 365-Euro-Ticket pro Jahr für Bus und Bahn. Es soll aber auch eine weitere Elbquerung im Dresdner Osten geben.

Die Linke setzt unter anderem auf eine autofreie Äußere Neustadt, mehr Tempo-30-Zonen, Fahrradgaragen und eine Senkung der Fahrpreise für Bus und Bahn. Ein Netz aus Fahrradstraßen, die die Stadtteile verbinden, wollen die Piraten. Auf diesen Straßen sollen Radler nebeneinander fahren dürfen, Vorfahrt und besonderen Schutz haben. Autos können zugelassen werden, müssen aber besondere Rücksicht nehmen. Außerdem fordern sie den fahrscheinlosen Nahverkehr, Bus und Bahn sollen durch eine generelle Abgabe finanziert werden.

Den Hauptverkehr komplett neu ordnen will die AfD. Dazu soll eine neue Verkehrsspange angelegt werden, die von der Hansastraße entweder über eine dritte Marienbrücke oder eine Brücke an der Erfurter Straße in die Friedrichstadt leitet. Von dort soll es über den Bramschtunnel zum Hauptbahnhof und das Emmerich-Ambros-Ufer zum Zelleschen Weg gehen. Die Kreuzung Königsbrücker Straße/Stauffenbergallee soll über zwei Etagen gehen.

Für Gesa Dickert sind einige dieser Vorschläge zu sehr vom Autofahrer gedacht. Sie ist im Vorstand des Fahrradclubs ADFC und diskutiert am 16. Mai mit in der Podiumsdiskussion. „Wenn mehr Leute Fahrrad fahren, ist auch mehr Platz für Autos. Aber in Dresden fehlt häufig die Fantasie für intelligente Verkehrslösungen.“ Radwege könnten an entspannten, abseitigen Straßen angelegt werden, wo wenig Autoverkehr ist, „Denn viele Radfahrer fühlen sich von Autofahrern bedroht.“

Wir machen für Sie den Wahlcheck! 

Damit Sie wissen, was die Politiker der unterschiedlichen Parteien bei den Themen, die Sie bewegen, im Stadtrat künftig tun wollen, holen wir einige Kandidaten auf die Bühne. Die SZ hat den Wahlcheck zum Thema Sicherheit bereits gemacht. Es folgen noch Podiumsdiskussionen zu den Themen Verkehr und Wohnen. Insgesamt stellen sich Kandidaten von elf Parteien und Wählervereinigungen zur Wahl. Da mit so vielen Teilnehmern keine sinnvolle Diskussion geführt werden kann, haben wir entschieden, dass nur Kandidaten der sechs im Bundestag vertretenen Parteien am SZ-Wahlcheck teilnehmen. Zu jedem Thema haben wir zwei Kandidaten und zwei Experten eingeladen. Zum Thema Verkehr diskutieren FDP-Fraktionschef Holger Zastrow, Grünen-Stadtrat Johannes Lichdi, Gesa Dickert, Vorstand im ADFC Dresden, und Susanne Hentschel, Leiterin Soziale Dienste der Johanniter Dresden und Umgebung, zu denen auch die ambulante Pflege gehört. Die Diskussion findet am 16. Mai um 19 Uhr im Foyersaal im Haus der Presse an der Ostra-Allee 20 statt. 

Um Anmeldung wird gebeten unter: [email protected] oder unter 0351/48642210. Anmeldungen bitte mit dem Betreff: "SZ-Wahlcheck Verkehr" sind bis Mittwoch, 19 Uhr, möglich.