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Aus dem Labor ins Leben

Ob in der Krebstherapie oder der Lebensmitteltechnik – die sogenannten Life Sciences sind längst Teil unserer Realität. Tendenz: wachsend.

Von Annett Kschieschan
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Wie sehen die Krebstherapien der Zukunft aus? Wie unsere Lebensmittel? Womit halten wir uns fit? Die Weichen werden in Laboren und Instituten gestellt.
Wie sehen die Krebstherapien der Zukunft aus? Wie unsere Lebensmittel? Womit halten wir uns fit? Die Weichen werden in Laboren und Instituten gestellt. © AdobeStock

Die Zahlen sprechen Bände: 1,9 Milliarden Jahresumsatz und rund 15.500 Beschäftigte stehen für einen der größten Wachstumsmärkte in Sachsen: die sogenannten Life Sciences. Dahinter verbirgt sich die interdisziplinäre Forschung zu den Lebensgrundlagen der Zukunft. Vor allem Biologie, Chemie und Medizin stehen dabei im Fokus, aber auch Pharmazie, IT und verschiedene technische Studienbereiche spielen bei den Life Sciences eine zunehmend wichtige Rolle. Die großen Fragen, zu denen auch in sächsischen Instituten, Laboren und Unternehmen geforscht wird, betreffen die Lebensbereiche aller Menschen. Ob in der Krebstherapie oder der Gefäßchirurgie, ob in der Nuklearmedizin oder der Lebensmitteltechnik – wie wir leben, was wir essen und trinken, wie wir uns auch im Alter geistig und körperlich fit halten, wie wir Krankheiten und Krisen bewältigen – all das wirft auch mit Blick auf die neuen Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz viele Fragen auf, deren erste Antworten durchaus Mut machen

.So wird etwa im Biotechnologisch-Biomedizinischen Zentrum an der Leipziger Universität schon seit Jahren erfolgreich zu molekularer und zellulärer Biotechnologie und zu den neuesten Erkenntnissen in der regenerativen Medizin geforscht. Das Dresdner Unternehmen Gemoab machte erst vor wenigen Wochen Schlagzeilen, als es 250 Millionen US-Dollar für seine Arbeit einwerben konnte - noch nie gab es mehr Risikokapital für eine ostdeutsche Biotech-Firma. Das Unternehmen entwickelt Krebsmedikamente, die nicht nur deutlich effektiver sind, sondern auch viel weniger Nebenwirkungen haben als herkömmliche Präparate. Die ersten klinischen Tests fielen vielversprechend aus.

Das Unternehmen BioPlanta aus Grimma indes überzeugte beim IQ Innovationspreis Mitteldeutschland. Im sogenannten Cluster Life Sciences sichert sich die Firma den zweiten Platz. Sie hat ein Medikament entwickelt, das Knorpel am Knie regeneriert. Um das Wachstum neuen Gewebes anzuregen, werden dabei Stammzellen aus Nabelschnurgewebe eingesetzt. Drei Beispiele von vielen zwischen Neiße und Vogtland.

International gefragt

Und inzwischen ist man auch international auf Sachsen als Standort für Investitionen in den Life Sciences aufmerksam geworden. Dabei sind die Bemühungen darum nicht neu. Die sächsische Biotechnologieoffensive begann vor 20 Jahren. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums floss seitdem eine Milliarde Euro in die wissenschaftliche Infrastruktur, neue Professuren, Bio-Innovationszentren und zahlreiche Forschungs- und Investitionsprojekte.Dabei habe man auch ein starkes wissenschaftliches Umfeld für die Bereiche geschaffen, in denen zum Beispiel Therapien und Medikamente entwickelt werden. Die Pharmaindustrie sei auch deshalb ein wichtiger Partner, so Wissenschaftsstaatssekretärin Andrea Franke anlässlich eines „Dialogs mit der Pharmaindustrie“, zu dem sich dieses Jahr Wissenschaftler, Unternehmer und Verbandsvertreter virtuell getroffen hatten.

„Eine leistungsfähige und innovative Pharmaindustrie benötigt ein starkes wissenschaftliches Umfeld. Wir haben in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen, um dieses Umfeld zu entwickeln. Das hat zum Beispiel dazu geführt, dass Sachsen heute ein Zentrum in der Zell- und Gentherapie sowie in der Regenerativen Medizin ist“, so Andrea Franke.Sachsen biete heute sowohl fachliche als auch technische Expertise. Zur pharmazeutischen Industrie im engeren Sinne gehören in Sachsen rund 22 Unternehmen mit etwa 3.000 Beschäftigten, die einen Gesamtumsatz von etwa 328 Millionen Euro erwirtschaften. Die meisten Firmen sind dabei im klein- und mittelständischen Bereich angesiedelt. Große Ausnahme ist das Impfstoffwerk des Global Players GlaxoSmithKline in Dresden.Die Life Sciences schaffen Jobs in Sachsen - und das auch außerhalb der klassischen Forschung und Produktion. Die wissenschaftliche Begleitung wiederum macht die sächsischen Universitäten einmal mehr attraktiv für Studenten und Dozenten aus aller Welt.

Und die Erfolgsgeschichte der sächsischen Life Sciences geht weiter. Die OFB Projektentwicklung GmbH will bis Ende 2024 einen Biotechnologie-Campus in Leipzig schaffen. Die im ersten Bauabschnitt geplante Mietfläche soll künftig von dem Biotechnologieunternehmen c-LEcta genutzt werden. Die Firma entwickelt unter anderem Enzyme und Mikroorganismen, die für Anwendungen im Bereich der Pharmaindustrie eingesetzt werden. Neuer Input für eine innovative Branche.