Wirtschaft
Merken

Automobilregionen fordern EU-Hilfe für Wandel der Industrie

Verbrenner-Ausstieg bis 2035: Nicht nur die deutsche Auto-Industrie steckt im Umbruch. Wichtige Automobilregionen in der EU suchen daher den Schulterschluss.

Von Nora Miethke
 3 Min.
Teilen
Folgen
Auf Einladung von Ministerpräsident Michael Kretschmer (m.) treffen sich die Mitglieder der "Automotive Regions Alliance" zu ihrem ersten politischen Treffen in Leipzig.
Auf Einladung von Ministerpräsident Michael Kretschmer (m.) treffen sich die Mitglieder der "Automotive Regions Alliance" zu ihrem ersten politischen Treffen in Leipzig. © Pawel Sosnowski

Leipzig. Ab 2035 sollen in der EU keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden. Der Wandel in der sächsischen Automobilindustrie in Richtung Elektromobilität ist bislang gut gelaufen, nicht zuletzt dank des konsequenten Umbaus des Volkswagen-Werks in Zwickau zur reinen E-Auto-Fabrik.

So weit wie Sachsen sind längst nicht alle Automobilregionen in Europa. 29 von ihnen haben sich in einer Allianz zusammengeschlossen, die im Juni auf Initiative des Europäischen Ausschusses der Regionen (AdR) gegründet wurde. Sie wollen voneinander lernen und beim Wandel zusammenarbeiten.

Denn die Automobilindustrie ist eine der wichtigsten Branchen in Europa, sie sorgt für zwölf Millionen direkte Arbeitsplätze in Europa. „Viele Regionen hängen davon ab, dass diese Industrie wettbewerbsfähig bleibt und die Transformation zu klimaneutralen Antrieben gelingt“, betonte EU-Beschäftigungskommissar Nicolas Schmit am Donnerstag in Leipzig.

Er nahm an der ersten politischen Konferenz der Allianz in der Messestadt teil, zu der Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und Regionalentwicklungsminister Thomas Schmidt eingeladen hatten. Über 70 Vertreter und Vertreterinnen aus 20 Mitgliedsregionen waren der Einladung gefolgt. Als 29. Mitglied wurde in Leipzig Sachsen-Anhalt aufgenommen.

Forderung nach einem "europäischen Mechanismus"

Bislang sind vor allem Deutschland, Italien, Spanien, Frankreich und die Slowakei vertreten. Aber Thomas Schmidt zeigte sich im Pressegespräch im Anschluss an die Konferenz optimistisch, das schon auf der nächsten Jahreskonferenz mehr Mitgliedsregionen begrüßt werden könnten, etwas auch aus Polen und Tschechien. Europa habe 300 Regionen, da gäbe es noch viel Potenzial, so Schmidt.

Zum Abschluss ihres ersten Treffens fordert die Allianz in ihrer "Leipziger Erklärung" die Schaffung eines „europäischen Mechanismus“, mit dem ein „gerechter und fairer Wandel“ in Regionen mit starker Automobil- und Zuliefererindustrie finanziell unterstützen soll. Dabei gehe es etwa um Aus- und Weiterbildung, aber auch die Förderung von Innovationen und Forschungsprojekten, erklärte Thomas Schmidt.

  • Den Überblick über alle Nachrichten aus Sachsens Wirtschaft gibt es zweimal wöchentlich mit unserem Newsletter "Wirtschaft in Sachsen" - hier kostenlos anmelden.

Als Vorbild nannte er den Just Transition Fund (JTF) der EU, mit dem der Übergang zur Klimaneutralität in Kohleregionen unterstützt wird. Es könne aber nicht um eine 1:1 Jobsicherung in der Auto-Industrie gehen, sagte Schmidt. Vielmehr müsse auch Wertschöpfung außerhalb dieser Branche entwickelt werden. Auf eine konkrete Summe, die auf EU-Ebene für einen solchen Fonds nötig sei, wollte sich Schmidt auf Nachfrage nicht festlegen.

EU-Kommissar Schmit betonte, dass durch den Wandel neue Beschäftigungsfelder entstehen würden, etwa in der Batterieproduktion für Elektroautos in der Chipproduktion. Auch müsse Europa eigene Lagerstätten von Rohstoffen wie Lithium erschließen. „Wir müssen hier einige Tabus abbauen.“ Ob es allerdings eines neuen Fonds bedürfe, da zeigte sich Schmit skeptisch. Er verwies auf bestehende EU-Fonds wie den Sozialfonds, die etwa für die Finanzierung von Qualifizierungsprogrammen genutzt werden könnten.