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Batteriefabrik Kamenz produziert ab 2024 für neue EQ-Modelle

Der Autobauer Mercedes-Benz legt die Produktionsordnung für E-Antriebe neu fest. Sachsen spielt dabei weiter eine wichtige Rolle.

Von Nora Miethke
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Gesicherte Zukunft: Das Batteriewerk der Deutschen Accumotive in Kamenz wird ab 2024 die nächste Batteriegeneration produzieren.
Gesicherte Zukunft: Das Batteriewerk der Deutschen Accumotive in Kamenz wird ab 2024 die nächste Batteriegeneration produzieren. © Matthias Schumann

Die rund 1.500 Beschäftigten im Batteriewerk der Mercedes-Tochter Deutsche Accumotive in Kamenz müssen sich um ihren Arbeitsplatz keine Sorgen machen. Der sächsische Standort bleibt wichtiger Teil im Produktionsverbund für Batterien, elektrische Antriebssysteme und Achsen. Am Dienstag stellte Jörg Burzer, Mitglied des Vorstands der Mercedes-Benz Group AG, Produktion und Supply Chain Management, die neue Produktionsordnung vor. Danach werden die Batteriefabriken Kamenz, Brühl (Standort Untertürkheim) sowie Peking in China ab 2024 Batterien für die Modelle der neu geplanten MMA-Plattform produzieren. Diese Plattform, die in zwei Jahren starten soll, ist optimiert für reine Elektroautos. Sie kann aber auch für Kunden und Märkte, die noch Verbrenner bevorzugen, kleine Verbrennungsmotoren aufnehmen.

Die Luxus-Automobilmarke bereitet sich darauf vor, bis zum Ende des Jahrzehnts vollelektrisch zu werden – „überall dort, wo es die Marktbedingungen zulassen“, wie Burzer betonte. Bis zum Jahr 2025 soll jedes zweite Fahrzeug mit Elektro-Antrieb produziert werden können, bis zum Jahr 2030 sollen hundert Prozent E-Fahrzeugproduktion möglich sein. Dafür investiert Mercedes nach eigenen Angaben in den kommenden Jahren einen „mittleren einstelligen Milliardenbetrag“ in seine Batteriewerke in Europa und China. Vorgesehen ist auch der Aufbau einer Batteriemontage am Standort Kölleda in Thüringen, vorbehaltlich der Unterstützung der Thüringer Landesregierung. Die Verhandlungen liefen gut, Burzer rechnet mit der endgültigen Entscheidung in den nächsten Wochen.

Schneller Sonderschichten möglich

Der Autobauer geht in die zweite Phase seiner Elektromobilitätsoffensive. In den USA wurde massiv in den Aufbau einer Batteriefertigung investiert. In der Heimat fordert der Gesamtbetriebsrat, dass die deutschen Standorte bei der Neuausrichtung der globalen Produktionsordnung eine wesentliche Rolle spielen müssen. „Die deutschen Standorte haben jetzt einen festen Platz auf der Landkarte“, gab sich Gesamtbetriebsratschef Ergun Lümali am Dienstag zufrieden. Ein Beschäftigungsaufbau ist mit der neuen Produktionsordnung nicht verbunden. „Ich bin glücklich, dass wir die heutigen Arbeitsplätze absichern können“, betonte Lümali. Denn bekanntlich würden die neuen Antriebstechnologien in der Fertigung mit weniger Beschäftigten auskommen. Im Zuge der Verhandlungen wurden auch Maßnahmen zur weiteren Flexibilisierung und Effizienzsteigerung an den Standorten vereinbart. Dabei haben die Arbeitnehmervertreter keinerlei „materielle Zugeständnisse“ gemacht, sondern in den Vereinbarungen geht es laut Lümali um Regelungen, schneller zusätzliche Sonderschichten oder temporäre Nachtschichten fahren zu können, falls die Nachfrage es erfordert.

Auch in Kamenz ist man über das Ergebnis froh. Thomas Brandstetter, Geschäftsführer der Accumotive GmbH & Co.KG und Werkleiter in Kamenz, betont: „Mit der neuen Produktionsordnung ist klar: Auch die nächste Mercedes-Benz Batteriegeneration wird hier in der Lausitz produziert. Das bedeutet ein klares Bekenntnis zum Standort und ein wichtiges Signal für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Betriebsratschef Stephan Lauckner freut sich, „die zehnjährige Erfolgsgeschichte des Werks fortzuschreiben“ und die Beschäftigung am Standort, aber auch in der Region zu sichern.

Und auch die Energiekrise scheint der Nachfrage nach E-Fahrzeugen zumindest der Marke Mercedes-Benz nicht zu schaden. „Wir sehen keine Abschwächung des Marktes. Die Nachfrage ist absolut robust“, betonte Produktionsvorstand Burzer. Der Autobauer selbst geht relativ ruhig in diesen Winter, was die Energievorsorgung betrifft. Denn durch rechtzeitige Umstellung auf Ökostrom hätte man laut Burzer den Gasbedarf halbieren können.

Die zwei Fabriken in Kamenz produzieren seit 2012 Batteriesysteme für Hybride und Elektrofahrzeuge. Die zweite Batteriefabrik am Standort hat 2018 den Betrieb aufgenommen und produziert seit 2019 die Batteriesysteme des EQC und seit 2021 für die kompakten elektrischen SUVs. Seit Produktionsstart wurden mehr als zwei Million Batterien produziert.