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Noch immer rollt der Wartburg

Sie sind eine Rarität nach dem Aus vor 30 Jahren: Die meisten Autos der DDR-Marke Wartburg sind aktuell in Sachsen zugelassen.

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Am 10. April 1991 rollten die letzten Wartburgs  vom Band
Am 10. April 1991 rollten die letzten Wartburgs vom Band © Archivbild: dpa/Martin Schutt

Eisenach. 30 Jahre nach Einstellung der Produktion sind derzeit noch etwa 8.400 DDR-Autos der Marke Wartburg auf deutschen Straßen unterwegs. Die Zulassungszahlen für das Auto, das im ehemaligen Automobilwerk Eisenach bis zum 10. April 1991 gebaut wurde, sind nach dem starken Rückgang in den vergangenen Jahrzehnten seit 2015 stabil mit leicht steigender Tendenz. Das geht aus Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg hervor. Wegen der Corona-Pandemie wurde an den Produktionsstopp und die Stilllegung des Automobilwerks (AWE) am Samstag in Eisenach virtuell gedacht.

Fans des einstigen DDR-Mittelklassewagens luden Fotos ihrer Fahrzeuge im Internet hoch oder starteten individuelle Ausfahrten. Eine große gemeinsame Ausfahrt der rührigen Vereine, die die Geschichte des Wartburg wach halten, sei wegen der Corona-Pandemie nicht möglich gewesen, sagte Eisenachs Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Linke) der Deutschen Presse-Agentur.

"Es sind noch viele Zeitzeugen aktiv. Die Wartburg-DNA ist in Eisenach immer noch vorhanden", so Wolf. Immerhin sei Eisenach der drittälteste deutsche Automobilbaustandort mit einer mehr als 120 jährigen Tradition, die weitergeführt werde. Daran erinnere die Stiftung und das Museum "Automobile Welt Eisenach".

2.400 Wartburg in Sachsen

Nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes sind die meisten Wartburg mit etwa 2.400 noch in Sachsen zugelassen, gefolgt von Brandenburg und Thüringen mit jeweils mehr als 1.500. 30 Jahre nach der Produktionseinstellung sind sie inzwischen Oldtimer. Nach den Zahlen aus Flensburg waren zehn Jahre nach dem Wartburg-Aus noch 52.000 der DDR-Gefährte zugelassen, 2011 waren es nur noch 7.500.

Die Automobilbautradition in Eisenach wird seit Anfang der 1990er Jahre von Opel fortgesetzt. Der Rüsselsheimer Autobauer errichtete ein Werk, in dem derzeit der Stadtgeländewagen Grandland vom Band rollt. "Die traditionellen Automobilstandorte in Ostdeutschland haben den Umbruch der 1990er Jahre zwar mit Blessuren, aber immerhin überstanden", sagte Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD).

Eisenach und die Region Westthüringen mit dem Opel-Werk und einer Vielzahl mittelständischer Zulieferer sei nach wie vor ein Zentrum des Fahrzeugbaus in Deutschland. Offenbar seien Regionen mit ausgeprägten Industrietraditionen und Kompetenzen in der Lage, Krisen und Umbrüche zu überstehen. Derzeit stehen sie laut Tiefensee vor neuen Herausforderungen: "Der laufende Strukturwandel in der Automobilbranche wird ganze Wertschöpfungsbereiche, etwa im Bereich der Antriebstechnologien, grundlegend verändern." (dpa)