War das der Durchbruch? In Sachsen sind im vergangenen Jahr 5.139 rein elektrisch angetriebene Pkw neu zugelassen worden. Das sind fast viermal so viel wie 2019, zeigen Daten des Statistischen Landesamtes. Die Zahl erstmals zugelassener Hybridfahrzeuge hat sich auf knapp 17.000 mehr als verdoppelt.
Vor allem bei den reinen Elektroautos wäre das Wachstum wohl noch größer ausgefallen, wenn die Lieferfristen für manche Modelle nicht so lang gewesen wären. Laut dem Vergleichsportal Carwow ist das immer noch so. Kunden, die jetzt bestellen, müssen demnach im ungünstigsten Fall ein Jahr und länger auf ihr Wunschauto warten. Beim ID.3 und ID.4 von Volkswagen oder dem Renault Zoe sind es nur drei bis vier Monate. Für das Model 3 von Tesla variieren die Fristen laut ADAC zwischen wenigen Tagen und sechs Monaten. „Da dieser Hersteller nur wenige Konfigurationsmöglichkeiten zulässt, hängt die Lieferdauer davon ab, wann wieder ein Schiff mit Fahrzeugen ankommt“,erklärt Matthias Vogt, Experte für Elektromobilität bei Deutschlands größtem Mobilitätsclub.
Hohe Zuschüsse - hohe Nachfrage
Ein Grund für den Nachfrageschub dürften die hohen Zuschüsse sein. Der Bund fördert den Kauf von reinen Stromern, Plug-in-Hybriden oder Brennstoffzellen-Autos mittlerweile mit bis zu 9.000 Euro. Zwei Drittel davon gewährt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa), den Rest übernehmen die Hersteller als Eigenanteil. 2020 habe man 17,9 Millionen Euro an Antragsteller in Sachsen ausgezahlt, sagt Bafa-Sprecher Nikolai Hoberg. Bundesweit summierte sich die Bafa-Förderung demnach auf 652 Millionen Euro. Im Vergleich zu 2019 ist das eine Steigerung um das Sechseinhalbfache.
Auch das öffentliche Ladenetz wird zunehmend besser. Die Bundesnetzagentur meldete Anfang Januar 130 Schnelllade- und 531 Normalladestationen. Die tatsächlichen Zahlen dürften wegen der Meldefristen noch um einiges höher liegen. Als Schnelllader gelten Ladepunkte ab 22 Kilowatt. Zum Vergleich: Wallboxen für den privaten Gebrauch, deren Kauf und Installation seit Ende November 2020 bezuschusst wird, laden mit maximal elf Kilowatt oder werden technisch auf diesen Wert begrenzt.
Bei konventionellen Antrieben sank die Zahl der neu zugelassenen Diesel um rund 9.000 auf 27.000, die von Benzinern um rund 24.000 auf 53.000. Viele Betriebe seien glimpflich davongekommen, sagt Ralf Herrmannsdorf, Präsident des sächsischen Kfz-Gewerbe-Verbands und Ford-Händler in Zwenkau bei Leipzig. „Dank guter Geschäfte im November und Dezember ist 2020 noch relativ gut gelaufen.“ Seit dem Jahreswechsel und der Wiederanhebung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent jedoch sei die Neuwagen-Nachfrage „gleich Null“. Von corona-bedingten Insolvenzen wisse er aber bisher nichts. „Diejenigen, die 2020 aufgeben mussten, befanden sich schon vorher in Schieflage.“
Der Gebrauchtmarkt in Sachsen büßte nur minimal ein. 331.000 Besitzumschreibungen entsprechen laut Statistischem Landesamt nahezu dem 2019er Niveau. In dieser Zahl sind allerdings nicht nur Pkw, sondern auch alle anderen Arten von Kraftfahrzeugen und Anhängern enthalten.
Für eine kleine Überraschung sorgen die Krafträder: Deren Neuzulassungen stiegen im Coronajahr um 2.218 auf 8.187. Vertreter der Händlerschaft begründen das Plus mit dem Umstand, dass erfahrene Autofahrer seit dem vergangenen Jahr auch Krafträder der Klasse A1 (bis 125 Kubikzentimeter, Motorleistung bis 11 kW) bewegen dürfen. Ein vollständiger Fahrschulkurs ist dafür nicht mehr vonnöten. Stattdessen genügen vier Theorieeinheiten und fünf Praxisstunden, die jeweils 90 Minuten dauern. Danach bekommen Antragsteller die entsprechende Schlüsselzahl in ihren Klasse-B-Führerschein eingetragen.