Wie fährt sich ein Quad mit 200 PS?

Von Deutschlands einzigem Rallyeweltmeister Walter Röhrl stammt der schöne Satz , ein Auto sei dann schnell genug, „wenn man morgens davor steht und Angst hat, es aufzuschließen“. Wenn dem so ist, dann sollte die Exeet Blackbull H2 schnell genug für mich sein. Ich stehe vor der Maschine und habe schwitzige Hände. Ist diese Probefahrt eine gute Idee? Schon die technischen Daten wirken einschüchternd: 200 PS leistet das Quad, wiegt dabei aber nur 280 Kilo. Das ergibt ein Leistungsgewicht von 1,4 Kilo pro PS. Zum Vergleich: Selbst der Supersportwagen McLaren Senna kommt „nur“ auf 1,62.
Immerhin: Exeet-Chef Sebastian Jornitz wirkt nicht sonderlich besorgt um seinen Prototypen. Die Blackbull H2 fahre sich vergleichsweise simpel, beteuert er. Schalten, kuppeln, bremsen – alles funktioniere genauso wie bei anderen Quads. Nur das von Offroadmodellen gewohnte Daumengas fehlt. Stattdessen sitzt auf der rechten Lenkerseite ein Drehgriff wie beim Motorrad. Der Schlüssel steckt, ich muss nur noch den Motor anlassen, indem ich einen Schieberegler betätige. Ein kurzes Brüllen, dann verfällt der Vierzylinder in sonores Brabbeln. Vorsichtig senke ich den linken Fuß auf den Ganghebel. Klack, erster Gang. Gefühlvoll einkuppeln. Und los.
Wäre mir mehr als eine kurze Proberunde vergönnt, würde ich jetzt Richtung Eifel starten. Von Euskirchen bei Köln, wo Exeet zuhause ist, sind es weniger als 50 Kilometer bis zur legendären Nordschleife. Doch Jornitz hat mir zu verstehen gegeben, ich möge nicht so weit weg fahren.
Was das Extrem-Quad zu leisten vermag, bekomme ich auch auf den Landstraßen südlich von Euskirchen zu spüren. Selbst wenn ich den Gasgriff nur verhalten aufziehe, drückt es mich in die Sitzmulde, und ich presse unweigerlich die Knie an den bauchigen Tank. Zack, stehen 120 auf dem Tacho. So also fühlt sich Beschleunigung auf einem Motorrad an. Das Auskuppeln kurz vor jedem Gangwechsel untermalt der Motor mit einem unnachahmlichen Zwitschern. „Wenn sich beim Gaswegnehmen die Drosselklappen schließen, entsteht ein Überdruck, der den Kompressor bremsen und damit Leistung rauben würde“, hat mir Jornitz vorher erklärt. „Damit das nicht passiert, wird die überschüssige Luft in die Umgebung abgeblasen.“
Trotz der aberwitzigen Fahrleistungen bleibt die Blackbull gut beherrschbar. Was nicht zuletzt an der Elektronik und dem ausgeklügelten Fahrwerk liegen dürfte. Dessen Aufhängung arbeitet nach dem Pushrod-Prinzip, wie es auch in Formel-1-Wagen üblich ist.