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DHL zieht Schlussstrich unter seine Streetscooter

Die gelben Elektrotransporter von DHL sind unübersehbar auf Deutschlands Straßen. Die Deutsche Post hat sie jahrelang selbst hergestellt. Doch damit ist nun Schluss.

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Ein Streetscooter fährt über den Hof des Briefzentrums der Deutschen Post in Osterweddingen. Die Post hat einen Käufer für die Produktion der Autos gefunden.
Ein Streetscooter fährt über den Hof des Briefzentrums der Deutschen Post in Osterweddingen. Die Post hat einen Käufer für die Produktion der Autos gefunden. © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild (Archiv)

Bonn. Die Deutsche Post DHL hat sich aus der Produktion von Elektrofahrzeugen verabschiedet. Der Bonner Konzern gab am Dienstag bekannt, dass er die Produktionsrechte für den Streetscooter an das Luxemburger Firmenkonsortium Odin Automotive verkauft habe. Der Käufer werde die Stromer weiter bauen. Angaben zum Kaufpreis wurden nicht gemacht. Auch die Streetscooter-Tochterfirmen in Japan und der Schweiz wechseln den Eigentümer.

Eine Streetscooter-Tochter mit 300 Beschäftigten bleibt dem Gelben Riesen aber erhalten. Die Aachener Streetscooter GmbH soll noch als Zulieferer für Odin fungieren - hierbei geht es zum Beispiel um Fahrzeugteile und Batterien, die ohnehin noch auf Lager sind. Außerdem erledigt die Post-Tochter weiterhin die Wartungsarbeiten und die Instandhaltung der konzerneigenen Elektrotransporter-Flotte.

Derzeit hat die Post in Deutschland rund 17.000 Streetscooter im Einsatz, die Elektroflotte soll auf 21 500 ausgebaut werden - die dafür nötige Fertigung soll nun Odin übernehmen. An der Luxemburger Firma bekommt die Post einen Anteil von zehn Prozent.

Der Bonner Konzern hatte 2014 das von Aachener Professoren gegründete Startup Streetscooter gekauft und mit den gelben Stromern aus Eigenproduktion zunächst die Autobranche düpiert. Nach Darstellung der Post war sie mangels eines passenden Elektroangebots am Transportermarkt gezwungen gewesen, selbst das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen.

Die erhofften Großaufträge blieben aus

Der anfängliche PR-Coup entwickelte sich aber zu einer teuren Sache. Zwar trugen die Stromer dazu bei, dass die CO2-Bilanz des Logistikriesen wesentlich verbessert werden konnte. Doch nennenswerte Verkaufserfolge an externe Abnehmer gab es kaum. 2019 verkündete die Post zwar den Verkauf von 500 Streetscootern an eine japanischen Logistikfirma, doch das blieb der einzige Großauftrag. Die allermeisten Streetscooter blieben in den eigenen Reihen. Wechsel im Management verpufften, Expansionspläne in China und in den USA zerschlugen sich.

Schon einige Jahre nach dem Kauf zeigte sich die Post offen für einen Streetscooter-Verkauf. Doch es wollte sich einfach kein Käufer finden. Vor knapp zwei Jahren verkündete Konzernchef Appel daraufhin die Einstellung der Produktion - die Lagerbestände sollten noch abgearbeitet werden, dann sollte Schluss sein. Der Gelbe Riese wollte sich wieder auf seine Kernkompetenz - die Logistik - konzentrieren. Der neue Kurs führte im Geschäftsjahr zu einer dicken Streetscooter-Sonderabschreibung über 318 Millionen Euro. Nun endlich beendet die Post ihren prestigeträchtigen, aber kostspieligen Ausflug in die Branche der Fahrzeugproduzenten.

Der Käufer wiederum hat noch viel vor: In einer Mitteilung von Odin heißt es, Streetscooter sei die erste Übernahme "in einer Reihe von Transaktionen, die im Laufe des kommenden Jahres abgeschlossen werden sollen". Man wolle "zu einem neuen globalen Marktführer" bei der Herstellung und beim Vertrieb von elektrischen, leichten Nutzfahrzeugen werden. An der Spitze von Odin sitzt der Manager Stefan Krause, der früher Finanzchef bei BMW und bei der Deutschen Bank war. Er bezeichnete die Streetscooter-Übernahme als "großen Meilenstein" für Odin Automotive. (dpa)