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Sachsens besondere Beziehung zum Bargeld

Ein Buch des früheren Staatskanzlei-Chefs Beermann über Sachsens Geldgeschichte liefert eine Erklärung für das enge Verhältnis der Menschen zum Bargeld. Auch heute ist das Vertrauen in Münzen und Scheine groß.

Von Lucy Krille
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Viele Menschen hängen noch am Bargeld, vor allem in Sachsen, wo Münzen und Scheine eine große Tradition haben.
Viele Menschen hängen noch am Bargeld, vor allem in Sachsen, wo Münzen und Scheine eine große Tradition haben. © Marijan Murat/dpa

Dresden. Das Bargeld hat einen schweren Stand, seitdem Onlineshops immer beliebter werden und Supermärkte an der Kasse um die Karte bitten, damit sich keine Viren verbreiten. Zudem gibt es immer mehr kontaktlose Möglichkeiten zu zahlen. Eine Umfrage der Deutschen Bundesbank ergab, dass mehr als ein Viertel der Menschen, die eine Smartwatch besitzen, damit zahlen. Das Handy nutzen 17 Prozent der Besitzer und Besitzerinnen an der Kasse.

Der Handelsverband Deutschland rechnet mit ersten Unternehmen, die bald kein Bargeld mehr annehmen. Trotzdem hängen viele Menschen noch am Bargeld, vor allem in Sachsen, wo Münzen und Scheine eine große Tradition haben. „Es ist vielleicht noch gar nicht so bekannt, dass Sachsen beim Thema Geld in der Geschichte mehrmals Vorreiter war“, sagt der frühere Chef der Sächsischen Staatskanzlei, Johannes Beermann.

Der ehemalige Chef der Sächsischen Staatskanzlei, Johannes Beermann, hat in Dresden sein Buch "Sachsens Silber, Gold und Geld" vorgestellt.
Der ehemalige Chef der Sächsischen Staatskanzlei, Johannes Beermann, hat in Dresden sein Buch "Sachsens Silber, Gold und Geld" vorgestellt. © Christan Schneider-Broecker

Um die sächsische Geldgeschichte der breiten Öffentlichkeit näherzubringen, schrieb er das Buch „Sachsens Silber, Gold und Geld“, was er am Donnerstag im Residenzschloss Dresden vorstellte. Unter den Gästen war auch der frühere Ministerpräsident Stanislaw Tillich, der Beermann 2008 zum Chef der Staatskanzlei berief. 2015 wechselte Beermann in den Vorstand der Deutschen Bundesbank.

60 Prozent der Einkäufe werden bar bezahlt

Im Buch beschreibt Beermann die historische Entwicklung von den ersten Münzprägungen in Meißen bis hin zum Papiergeld, das sächsische Privatbanken erstmals in Deutschland vor 250 Jahren als ernsthaftes Zahlungsmittel herausgaben. Historische Banknoten und Münzen aus der Sammlung der Bundesbank werden gezeigt, darunter auch das Notgeld, das in früheren Krisenzeiten als Ersatz für staatliche Zahlungsmittel diente.

Beermann diskutierte auf dem Podium mit dem Direktor des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde Enno Bünz und einem der Mitautoren, Jan-Erik Becker vom Dresdner Münzkabinett, darüber, welche Rolle Bargeld heute spielt. Noch immer werden 60 Prozent der Einkäufe mit Bargeld bezahlt, sagt Beermann. Er schätzt, dass es jedes Jahr etwa ein Prozent weniger werden. Die Diskussion um eine Abschaffung des Bargelds sieht er aber als „Scheindebatte“.

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Sächsische Münzen waren "Instagram des Mittelalters"

Vielmehr gehe es doch darum, dass die Menschen weiter Vertrauen ins Geld als Zahlungsmittel haben. Keine einfache Aufgabe für die Banken, angesichts des schwächeren Euro-Kurses und einer Bevölkerung, die sich fragt, was ihr Geld eigentlich noch wert ist.

„Die Bedeutung des Geldes für die Geschichte unseres Landes ist groß, auch wenn sie oft übersehen wird“, sagt Becker vom Münzkabinett. Beermann bezeichnet die Sächsischen Münzen gar als „Instagram des Mittelalters“, da Machthaber auf ihnen verewigt wurden. Für Enno Bünz sind Scheine und Münzen auch in der Gegenwart noch wichtig: „Ich fühle mich einfach unwohl, wenn ich nicht viel Bargeld bei mir habe“, so Bünz.