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Mini-Solaranlage: Lohnt der Strom aus Balkonien?

Energie nachhaltig selbst erzeugen, und das ganz ohne Bürokratie – hört sich an wie eine Vision. Ist mit einem Balkonkraftwerk aber machbar.

Von Frank Treue
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Balkonkraftwerke heißen zwar so, müssen aber nicht zwingend auf dem Balkon installiert werden. Es gibt viele Varianten an der Fassade, im Vorgarten oder auf dem Carport.
Balkonkraftwerke heißen zwar so, müssen aber nicht zwingend auf dem Balkon installiert werden. Es gibt viele Varianten an der Fassade, im Vorgarten oder auf dem Carport. © Netzing Solutions AG

Heizen wird richtig teuer, Autofahren ist es schon, und den künftigen Strompreis können wir bestenfalls ahnen. Während bei den ersten beiden Teuerungen echte Alternativen nicht in der eigenen Macht liegen, gibt es beim Strom eine interessante Ausweichlösung. Heutzutage sind Balkonkraftwerke einfach zu installieren, erschwinglich und beim Stromsparen hilfreich.

Wirklich? Fragen wir einen Experten: Bernd Schneider, Vorstand bei der Netzing Solution AG in Dresden, hat seit März in ganz Sachsen über hundert dieser kleinen Kraftwerke ausgeliefert. Er berät seit 15 Jahren Interessenten zum Thema Solaranlagen. Und hat dabei vieles erlebt. Auch viel Unzufriedenheit mit der irgendwann installierten Anlage. Weil neben einem optimalen Standort vor allem der eigene Stromverbrauch entscheidend für die Größe des Kraftwerks und die mögliche Ergänzung mit einem Speicher ist. Dabei geht es nicht um die reine Menge an Kilowattstunden, viel wichtiger ist, wann wie viel Strom im Haushalt verbraucht wird.

Denn nur der Eigenverbrauch des erzeugten Stroms führt am Ende zu ordentlichen Effekten. Während für größere Anlagen der Stromanbieter bei Einspeisung ins Netz noch gut sechs Cent pro Kilowattstunde zahlt, fällt diese Vergütung für Balkonkraftwerke komplett weg. Dafür bieten sie andere Vorteile: Sie sind frei von allen Genehmigungen, müssen lediglich beim Stromanbieter angezeigt werden. Deshalb darf man sie selbst installieren – Solarmodule anbauen, Mikrowechselrichter in die Steckdose, fertig. Dafür dürfen sie maximal 600 Watt pro Stunde erzeugen.

Balkonkraftwerk: Speichern lohnt sich nicht wirklich

Bedeutet: Nur wenn ich möglichst viel von diesen 600 Watt auch gleich verbrauche, lohnt sich die Investition. Einmal ins Netz eingespeisten Strom kaufe ich teuer zurück. Speichern lohnt sich bei der geringen Stromerzeugung nicht wirklich, dafür sind die Speicherbatterien einfach noch zu teuer. Beispielrechnung: Scheint zehn Stunden am Tag die Sonne, liefert mir mein kleines Kraftwerk in dieser Zeit sechs Kilowatt Strom. Wenn ich die beim Stromanbieter kaufen würde, zahle ich derzeit 1,80 Euro. Die habe ich also gespart. Rechnet man das auf hierzulande jährlich rund 100 Sonnentage hoch, wären das 180 Euro im Jahr. Bei steigenden Strompreisen entsprechend mehr. Aber eben nur, wenn der Strom tatsächlich selbst verbraucht wird.

Wer also nachts oder in den Wintermonaten den Großteil seines Stroms verbraucht, dem ist nicht viel geholfen. Hier wäre ein Batteriespeicher nötig, der tagsüber gefüllt und nachts geleert wird. Nur dann bleibt der übrigens auch leistungsfähig. Letztlich muss jeder für sich selbst ausrechnen, was lohnt. Auch angesichts steigender Strompreise und noch immer relativ konstanter Investitionskosten. Die Balkon-Anlage kostet bei Selbstmontage gut 1.000 Euro – je nach Befestigungsaufwand.

Lange Lieferzeiten für Mini-Solaranlagen

Generell rät Schneider, beim ersten eigenen Kraftwerk mit einer kleinen Variante anzufangen. Das eingebundene Monitoring zeigt sehr genau, wie sich der persönliche Stromverbrauch über den Tag und die Jahreszeiten verteilt. Daran lassen sich weitere Entscheidungen ausrichten. Wie viel Module kommen dazu? Lohnt ein Speicher, und wenn ja, in welcher Größe? In keinem Fall ist die Anfangsinvestition verloren, verspricht Schneider. Der einmal gelegte Grundstein lässt sich jederzeit in eine größere Anlage einbinden.

Wer mit Bernd Schneider persönlich reden will, kann das am Wochenende auf der Messe in Dresden. Bei der „Bauen– Kaufen– Wohnen“ hat er mit seiner Firma einen Stand. Ein Problem für Kurzentschlossene könnten die Lieferzeiten werden: Sie sind zurzeit schwer planbar. Bernd Schneider hat derzeit keine Solarmodule auf Lager, der Hersteller in Freital kündigt aber für September eine Lkw-Ladung an.

  • Messe „Bauen –Kaufen – Wohnen“ am 10. und 11.9. von 10 bis 17 Uhr auf der Messe Dresden, Ostragehege