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Diese Kosten kommen ab Herbst auf Gas-Kunden zu

Um die Energieversorgung zu stabilisieren, werden die hohen Gas-Preise ab dem Herbst per Umlage an die Kunden weitergereicht. Doch wie hoch wird die Rechnung?

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Die Bundesregierung lässt die Stabilisierung der Gasimportunternehmen demnächst weitgehend von den deutschen Gasverbrauchern bezahlen.
Die Bundesregierung lässt die Stabilisierung der Gasimportunternehmen demnächst weitgehend von den deutschen Gasverbrauchern bezahlen. © Jens Büttner/dpa (Symbolbild)

Von Jakob Schlandt

Seit Freitag ist die Gas-Umlage in aller Munde. Als Teil des Maßnahmenpakets, das Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vorgestellt hatte, dürfte diese Zahlung auch für Endverbraucher bald relevant werden.

Denn zusammengefasst kann man sagen: Die Bundesregierung lässt die Stabilisierung der Gasimportunternehmen demnächst weitgehend von den deutschen Gasverbrauchern bezahlen. Möglicherweise schon Anfang September, spätestens aber ab dem 1. Oktober soll von der Umlage-Option nach Paragraf 26 des Energiesicherungsgesetzes (EnSiG) Gebrauch gemacht werden.

Die entsprechende Verordnung finalisiert die Bundesregierung derzeit. Die Verordnungsermächtigung hatte der Bundestag kurz vor der Sommerpause verabschiedet. Scholz sagte dazu, „das kann zwei Cent (pro Kilowattstunde) sein“, es könne aber auch ein höherer oder niedrigerer Betrag herauskommen.

Auch der genaue Mechanismus steht noch nicht fest - bislang wird davon ausgegangen, dass der Marktgebietsverantwortliche Trading Hub Europe die Abwicklung übernimmt und vermutlich auch die Umlagehöhe festlegt, nachdem die Gasimporteure ihren Bedarf angemeldet haben.

476 Euro mehr für einen Musterhaushalt

Das Vergleichsportal Check24 rechnet damit, dass die Rechnungen der Verbrauher daher deutlich höher ausfallen werden. „Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 kWh könnte es nur durch die neue Umlage von zwei Cent pro Kilowattstunde bis zu 476 Euro im Jahr teurer werden“, sagte Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei Check24.

Durch die Pipeline Nord Stream 1 fließt wieder Gas. Im Moment aber weniger als vereinbart.
Durch die Pipeline Nord Stream 1 fließt wieder Gas. Im Moment aber weniger als vereinbart. © Jens Büttner/dpa

Ebenjener Musterhaushalt zahlt den Angaben zufolge 3415 Euro im Jahr für Gas. Das entspräche einem durchschnittlichen Preis von 17,1 Cent pro kWh. Im Juni kostete die gleiche Menge Gas laut Check24 noch 2752 Euro. Im Juli 2021 sogar nur 1301 Euro – ein Plus von 162 Prozent zum Juli 2022. Inklusive der Umlage müsste ein Musterhaushalt demnach durchschnittlich 3891 Euro zahlen. „Das ist dreimal so viel verglichen mit dem Juli 2021“, so das Vergleichsportal.

Gas muss teuer eingekauft und billig verkauft werden

Der Grund für all das sind die fehlenden Gasimporte aus Russland. Die Importeure, vor allem der ins Straucheln geratene Uniper-Konzern, aber auch Securing Energy for Europe (Sefe, ehemals Gazprom Germania), das von der Bundesnetzagentur kontrolliert wird, sowie die EnBW-Tochter VNG sollen 90 Prozent des Preisnachteiles ausgeglichen bekommen, der durch das Fehlen von russischen Gasmengen aus günstigen Langfristverträgen entsteht.

Sie müssen die Gasmengen, die im Moment nicht fließen, deutlich teurer am Markt einkaufen. Sie müssen gleichzeitig aber weiterhin zum Teil noch sehr günstige Weiterlieferungsverträge erfüllen, zum Beispiel mit Stadtwerken. Überschlägig kommen durch die Umlage aufs Jahr gerechnet erhebliche Summen zusammen. Bei einem verknappungsbedingt sinkenden Gasverbrauch von 800 Terawattstunden in Deutschland kämen 16 Milliarden Euro zusammen. Es gibt aber viele Unsicherheitsfaktoren, die den Bedarf und damit die Umlage verändern könnten.

Zuschuss aus Steuermitteln?

Michael Kruse, energiepolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, bezeichnete die Umlage am Freitag als „notwendigen Schritt, weil Russland Gas als Waffe in einem Wirtschaftskrieg gegen den Westen einsetzt“. Steuerzahler und Gaskunden spürten nun wirtschaftlich die Gewalt, die von Wladimir Putin ausgehe und die auch vor Vertragsbruch und der damit verbundenen Erpressung des Westens keinen Halt mache.

Bundeskanzler Scholz hat zwar die Umlage angekündigt, stellte aber auch weitere Entlastungen in Aussicht.
Bundeskanzler Scholz hat zwar die Umlage angekündigt, stellte aber auch weitere Entlastungen in Aussicht. © dpa/Britta Pedersen

Der von der Bundesregierung eingeschlagene Weg sei vor diesem Hintergrund richtig, denn er verhindere eine Kettenreaktion und folgenschwere Schäden, die durch eine wirtschaftliche Schieflage Unipers entstanden wären. Der gewählte Ansatz stelle ein befristetes Engagement dar und setze das Steuerzahlergeld möglichst schonend ein. Ab jetzt sei klar, welchen Preis die russische Aggression für die Gaskunden habe: „Die ‚Putin-Umlage' ist das Preisschild der russischen Aggression für Gaskunden in Deutschland“, sagte Kruse.

Der Chef des Stadtwerkeverbandes VKU, Ingbert Liebing sagte, die Umlage sei so zu strecken, „dass Kundinnen und Kunden nicht überfordert werden“. Zudem, so forderte er, solle „auch der Staat einen Zuschuss aus Steuermitteln leisten“, der die Belastung dämpfe.