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Braucht Dresden Weihnachtslicht - oder nicht?

In Dresden wird darüber gestritten, ob öffentliche Gebäude heimelig beleuchtet werden sollten - entgegen aller Energiesparmaßnahmen. Ein Thema, zwei Meinungen.

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Sollen Dresdner Gebäude zur Weihnachtszeit wieder angestrahlt werden?
Sollen Dresdner Gebäude zur Weihnachtszeit wieder angestrahlt werden? © Ronald Bonß

Dresden. Die Landeshauptstadt trotzt den Energiesparmaßnahmen und will von Dezember bis Februar öffentliche Gebäude wieder anstrahlen lassen. Das hat der Wirtschaftsförderungsausschuss in dieser Woche beschlossen. Muss Dresden in der Energiekrise wieder eine Sonderrolle in Deutschland einnehmen? Die beiden Sächsische.de-Politikreporter Dirk Hein und Andreas Weller sind da gegensätzlicher Meinung - ein Pro und Cotra.

Dirk Hein: Licht steht für Hoffnung

Gleich am Anfang muss ich grundsätzlich werden. Worüber diskutieren wir hier eigentlich? Der Rat hat mit großer Mehrheit beschlossen, dass große Teile der Stadt in der Adventszeit und darüber hinaus genauso stimmungsvoll beleuchtet werden sollen wie in den letzten Jahren auch. Das Geld dafür ist im Haushalt eingestellt, der Beschluss ist rechtmäßig, von daher ist er umzusetzen.

Exakt die Fraktionen, die sich sonst bitterlich darüber beschweren, wenn eigene Beschlüsse nicht umgesetzt werden, holen jetzt die ganz große Keule raus. Doch die Solidarität Deutschlands mit der Ukraine zeigt sich tagtäglich in so vielen Punkten, sie gerät sicher nicht ins Wanken, wenn im Winter unsere Innenstädte festlich in ein LED-Licht gehüllt sind.

Zumal die Stromkosten meist überschaubar sind. Nicht einmal zwei Kilowattstunden Strom verbraucht beispielsweise der mit einer 2.900 Meter langen Lichterkette illuminierte Baum auf dem Striezelmarkt.

Unabhängig davon symbolisiert Licht Hoffnung und Lebensfreude. Nicht umsonst steht der Schwibbogen im Erzgebirge für die Sehnsucht der Bergleute nach Tageslicht. Wer damals im Winter am Morgen im Dunklen seine Schicht begann, kam am Abend im Dunklen wieder aus dem Schacht. Das Licht im Fenster sollte dann zumindest den Weg nach Hause weisen.

Nicht ohne Grund endet im Erzgebirge die Weihnachtszeit noch immer erst mit Mariä Lichtmess Anfang Februar. Von da an werden die Tage spürbar länger, die "dunkle Jahreszeit" hat ein Ende.

Das ist heute natürlich nur noch Brauchtum. Die Sehnsucht nach Licht bleibt dennoch elementar. Auch wenn an vielen Stellen momentan gespart werden muss, sollten wir uns stimmungsvoll erleuchtete Städte als Zeichen der Hoffnung nicht nehmen lassen. Effektiv gespart werden kann auch anders. Persönliche Gewohnheiten können hinterfragt, das Auto auch im Winter einmal stehengelassen werden.

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Andreas Weller: Besinnlich wird es auch ohne Anstrahlung

Ja, Weihnachtsbeleuchtung verbreitet eine ganz besondere Stimmung und angestrahlte öffentliche Gebäude werfen Dresden in ein schönes Licht. Aber in Zeiten der Energiekrise gelten besondere Maßstäbe. Auch wenn es nach zwei Corona-Ausfällen für Dresdens Weihnachtsmärkte erneut Abstriche in Sachen Stimmung in der selbst ernannten Weihnachtshauptstadt bedeuten würde.

Dass selbst bei einem anderslautenden Beschluss die Eigentümer der Gebäude sagen, sie werden nicht von der Möglichkeit Gebrauch machen, diese anzustrahlen, zeigt doch, dass das Gebot der Stunde Energiesparen lautet. Dies hat auch mit der Solidarität mit der Ukraine zu tun - mal ganz davon abgesehen, dass es die Umwelt schont.

Zumal für die richtige Vor- und Weihnachtsstimmung gesorgt sein wird. Denn die Weihnachtsmärkte finden statt, dürfen selbstverständlich auch im Umfeld entsprechend beleuchtet werden. Die großen Einkaufstempel bauen jede Menge glitzernde und beleuchtete Weihnachtsdeko auf. Das ist laut Bundesverordnung auch zulässig, die Einschränkungen gelten nur für öffentliche Beleuchtungen, wenn sie nicht für die Verkehrssicherheit relevant sind.

Dresden wird nicht im Dunkeln versinken, niemand muss aus Mangel an Licht und Weihnachtsstimmung trübselig durch die Straßen laufen. Auch und gerade dieses Weihnachten wird trotzdem besinnlich. Jeder, der will, kann über die Märkte schlendern, Geschenke kaufen, mit Familie und Freunden etwas Leckeres essen oder einen Glühwein trinken. Vielleicht ist nicht die gesamte Innen- und Neustadt wie gewohnt beleuchtet, aber umso mehr kann man sich doch auf den weihnachtlich geschmückten Märkten zusammenfinden.

Vielleicht führt es sogar dazu, dass die Märkte mehr Besucher bekommen, weil jeder ein Stück von dieser punktuellen Besinnlichkeit genießen will. Dann wissen wir umso intensiver, weshalb wir auf das ein oder andere Licht verzichten.

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