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Dresdner Softwarefirma Kiwigrid findet Berliner Partner für Energiewende

Die Software von Kiwigrid soll Hausbesitzern helfen, Solarstrom geschickter zu nutzen. Warum das Dresdner Unternehmen sich mit Zolar in Berlin verbündet.

Von Georg Moeritz
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Eine Berliner App nutzt Software von Kiwigrid aus Dresden, um die Solarstromversorgung im Eigenheim zu steuern. Das soll zur Energiewende beitragen.
Eine Berliner App nutzt Software von Kiwigrid aus Dresden, um die Solarstromversorgung im Eigenheim zu steuern. Das soll zur Energiewende beitragen. © PR-Foto: Zolar GmbH

Dresden. Frank Schlichting rechnet mit Zehntausenden Hausbesitzern als Kunden in den nächsten drei Jahren: Der Geschäftsführer des Dresdner Software-Unternehmens Kiwigrid GmbH mit gut 150 Beschäftigten bringt eine seiner wichtigsten Entwicklungen mit einer Berliner App zusammen. Sie soll es möglich machen, die Solarstromversorgung intelligent zu steuern.

Schlichting kündigte am Donnerstag in Dresden eine Kooperation mit dem Berliner Unternehmen Zolar GmbH an. Der Betrieb mit 420 Beschäftigten verkauft über eine Online-Plattform Fotovoltaik-Technik verschiedener Hersteller. Zolar nutzt nach eigenen Angaben ein "starkes Netzwerk von über 700 regionalen Handwerkspartnern". Ähnlich wie Solarwatt aus Dresden versucht Zolar demnach, Technik über Installateure auf den Markt zu bringen.

Die Dresdner Software-Experten von Kiwigrid haben ein Heimenergiemanagementsystem entwickelt, das sie kurz Hems nennen. Es ermöglicht laut Schlichting, die Solarstromversorgung intelligent zu steuern und die Strom-Erzeugung genau vorherzusagen. Das System basiert auf der Plattform KiwiOS des Unternehmens.

Wärmepumpen und Ladesäulen lassen sich anschließen

Das Hems wird nun Teil einer App namens Zolar Compass. Hausbesitzer können darin ihre Vorlieben für das Heimenergie-Management einstellen. Die digitale Lösung vernetzt laut Kiwigrid Strom-Erzeuger und Stromverbraucher im Eigenheim und optimiert automatisch den Eigenverbrauch des Solarstroms und die Energieflüsse im Haus.

Das digitale System kann laut Zolar "herstelleroffen" erweitert werden - zum Beispiel um Wärmepumpe oder elektronische Zähler namens Smart Meter. Falls unterschiedliche Stromtarife zu unterschiedlichen Tageszeiten angeboten werden, soll die App künftig als Schalt- und Einsparzentrale fungieren. Langfristig planen die Partner, solche "smarten Tarife" einzubinden und ihre Kunden zu einem virtuellen Kraftwerk als "Zociety" zusammenzuschließen. Die Daten lägen auf einem Server in der EU, heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung von Zolar und Kiwigrid.

Die Dresdner Softwareplattform ist laut Schlichting offen für verschiedene Kombinationen wie Fotovoltaik-Systeme, Wechselrichter, Stromspeicher, Wallboxen und Ladesäulen und Wärmepumpen sowie intelligente Zähler. Das sei nötig für die gemeinsame Vision, die Energiewende im Eigenheim zu verwirklichen. Zolar habe die Vision, jedes Dach der Welt mit einer Solaranlage auszustatten.

Neuer Chef für Zolar kommt von Uber

In Zukunft sollen mindestens 80 Prozent der neuen Installationen mit der App ausgeliefert werden. Bis 2025 sollen mehrere Zehntausend Kiwigrid-Energiemanager namens VoyagerX bei Kunden von Zolar installiert sein. Zolar wird seit Mai von Jamie Heywood geleitet, der vorher beim Online-Mietwagenvermittler Uber Regional General Manager für Vereinigtes Königreich, Nord- und Osteuropa war. Vorher hatte er Führungspositionen bei Amazon und Virgin Mobile.

Zolar wurde 2016 in Berlin gegründet und fand mehrere Beteiligungsunternehmen als Geldgeber. Die Leiterin des Kundenmanagements, Sarah Müller, nannte Kiwigrid "einen innovativen Partner, mit dem wir einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung kundenzentrierter Energiewende gehen".

Das Dresdner Software-Unternehmen Kiwigrid gehört wie die Dresdner Solartechnikhersteller Solarwatt und Heliatek zu den Beteiligungen von Stefan Quandt aus der Familie der BMW-Mitbesitzer. Kiwigrid ist nach eigenen Angaben "führend bei der Sektorenkopplung im Eigenheim" und arbeitet mit Eon, Baywa, LG Electronics, Envia-M und Solarwatt zusammen. In der Schweiz ist die BN AG Vertriebspartner von Kiwigrid.