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Energiekosten: Vonovia sagt Dresdner Mietern Entgegenkommen zu

Der Leerstand bei Dresdens größtem Vermieter Vonovia ist so niedrig wie noch nie. Trotz Neubau-Stopp hat Vonovia mehr Wohnungen und kämpft um die Beliebtheit bei den Dresdnern.

Von Andreas Weller
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Die Vonovia-Wohnhäuser an der Hochschulstraße in Dresden wurden 2022 fertig saniert, jetzt gilt ein Investitionsstopp.
Die Vonovia-Wohnhäuser an der Hochschulstraße in Dresden wurden 2022 fertig saniert, jetzt gilt ein Investitionsstopp. © René Meinig

Dresden. Mit rund 45.000 Wohnungen und 90.000 Mietern hat Vonovia den größten Anteil am Mietwohnungsmarkt in Dresden. Der Bochumer Immobilienkonzern hat seine Bauprojekte gestoppt, weil die Preise explodieren.

Auch den Dresdner Vonovia-Mietern drohen erhebliche Nachzahlungen wegen der gestiegenen Energiekosten. Wie der Vermieter das abfedern will und weshalb er Wohnungen in Dresden verkaufen möchte.

Weshalb Vonovia in Dresden gewachsen ist

Mit der Übernahme der Deutsche Wohnen durch Vonovia bundesweit sind nun auch die rund 7.000 Wohnungen der ehemaligen Deutsche Wohnen in Dresden Vonovia-Eigentum. Damit ist der Bestand auf aktuell 45.000 Wohnungen gewachsen. Vonovia hat zudem zwölf der 15 Mitarbeiter von Deutsche Wohnen übernommen und nun rund 1.200 Mitarbeiter in Dresden.

"Die Integration hat geklappt", sagt Dresdens Vonovia-Chef Sebastian Krüger. Die Objekte seien alle besichtigt, Arbeitsbereiche neu zugeschnitten worden und die neuen Mitarbeiter eingearbeitet. Für die Mieter habe sich neben dem neuen Vertragspartner vor allem eines geändert: "Wir haben Objektbetreuer, die als Ansprechpartner für die Mieter fungieren", erläutert Krüger. Dass diese in den Ex-Deutsche-Wohnen-Häusern eingeführt wurden, werde von den Mietern positiv bewertet.

Was der Bau-Stopp konkret bedeutet

Vonovia hat im Februar beschlossen, auf die explodierenden Baukosten mit einem Stopp für geplante Projekte zu reagieren, wie viele andere Bauherren auch - unter anderem auch die städtische Wohnen in Dresden (WID). Konkret betrifft das zwei Projekte in Johannstadt und Blasewitz mit rund 75 Wohnungen. Auch Komplexsanierungen werden nicht wie vorgesehen ausgeführt.

Bereits begonnene Projekte betrifft das aber nicht. In Naußlitz und Johannstadt werden zwei Neubauvorhaben mit 200 Wohnungen noch fertiggestellt. Dazu kommen zwei Neubauten, die die Deutsche Wohnen bereits begonnen hatte, mit 195 Wohnungen in Johannstadt und 110 in Löbtau, diese sollen spätestens Anfang 2024 fertig sein. "Auch bei den laufenden Reparaturen wird es keine Abstriche geben", versichert Krüger.

Mietern drohen hohe Nachzahlungen

Die gestiegenen Kosten betreffen aber nicht nur den Bau von Wohnungen, sondern vor allem die Dresdnerinnen und Dresdner, die in den Wohnungen leben. Wegen der Energiekrise im Zuge des Angriffskriegs auf die Ukraine fürchten viele Dresdner heftige Nachzahlungen und Hochstufungen.

"Wir können noch nicht sagen, wie hoch dies ausfallen wird", erläutert Krüger. "Wir befinden uns noch in der Abrechnung. Aber kein Vonovia-Mieter muss sich Sorgen machen, dass er deshalb seine Wohnung verliert. Es wird Nachzahlungen und Hochstufungen bei den Energiekosten geben. Unsere Mieter, die Probleme haben, dies zu zahlen, müssen uns ansprechen. Dann finden wir Lösungen." Damit meint Krüger Ratenzahlungen oder Ähnliches.

Weshalb Vonovia Wohnungen in Dresden verkauft

Mit dem Zusammenschluss mit der Deutsche Wohnen hat der Konzern auch beschlossen, bis zu 6.000 Wohnungen in Dresden abzustoßen. Dabei handle es sich um sogenannten Streubesitz, also Wohnungen und Mietshäuser, die einzeln und quer über die Stadt verteilt liegen, aber zum Teil auch zusammenhängende Komplexe in Stadtteilen, in denen Vonovia sonst nicht so stark vertreten ist. Der Vorgänger von Vonovia hatte 2006 die kompletten städtischen Wohnungen der Woba aufgekauft und über die Jahre einiges verkauft und auch weiter dazugekauft.

Die Stadt will über die Wohnen in Dresden bis zu 3.000 der Wohnungen davon zurückkaufen. Aktuell prüft die Wohnen in Dresden rund 3.500 Wohnungen, ob sie geeignet sind. Der Rest wird von Vonovia auf dem allgemeinen Wohnungsmarkt angeboten. "Wir befinden uns dazu in Gesprächen", so Krüger. Aber zuerst würden die Mieter informiert, wenn etwas verkauft wird. "Von der Stadt erwarten wir bald ein Angebot, das wir dann prüfen. Im Herbst gibt es dazu Klarheit", sagt Krüger. Auch hier will er nicht mehr verraten, weil Stillschweigen vereinbart ist und zuerst die Mieter informiert werden sollen.

Wie es an der Hauptstraße weitergeht

Krüger beobachtet auch sehr genau die Planungen für den Neustädter Markt. Denn der Vermieter hat mehrere Wohngebäude und Gewerbeimmobilien entlang der Hauptstraße. "Für die beiden unsanierten Blöcke haben wir Pläne und müssen schauen, ob wir diese umgesetzt bekommen", sagt Krüger. Mehr könne er derzeit nicht verraten.

Auch im Gewerbebereich soll sich etwas tun, weil einige Geschäfte an der Hauptstraße leer stehen. Dort arbeite man mit der Dresdner Stadtentwicklung an Lösungen. So sollen Möglichkeiten geschaffen werden, dass neue Anbieter kleine Bereiche quasi als Untermieter nutzen, um zu testen, ob deren Angebot angenommen wird.

Wie zufrieden Mieter mit Vonovia sind

Eine repräsentative Mieterumfrage hat laut Krüger ergeben, dass 77,8 Prozent der Vonovia-Kunden in Dresden zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrem Vermieter sind. Das seien sieben Prozentpunkte mehr als eine Umfrage 2020 ergeben hat. Dafür hat Vonovia pro Quartal 500 bis 600 Mietern Fragebögen geschickt. Der Rücklauf sei mit 30 bis 40 Prozent "konstant".

Dieser hohe Zufriedenheitsgrad ist laut Krüger dem Vermieter "extrem wichtig" und man werde weiter daran arbeiten, die Zufriedenheit noch zu verbessern.