Ab März kommen neue Energielabel

Seit über 20 Jahren ist das EU-Energielabel eine wichtige Hilfe beim Kauf elektrischer und elektronischer Produkte. Bisher ist man am besten mit einem Elektrogerät der Energieeffizienzklasse A+++ gefahren. Nun werden die Klassen mit den Pluszeichen abgeschafft.
Welche neuen Kennzeichnungen werden eingeführt und warum?
Die bisherige Skala bleibt bestehen, die Kategorien bekommen aber Namen von A für besonders energiesparsame Produkte bis G für wenig energieeffiziente Modelle. Die EU-Kommission begründet die Reform damit, dass immer mehr energieeffiziente Produkte entwickelt würden, der Unterschied zwischen A++ und A+++ für Kunden aber weniger ersichtlich ist. Das sieht der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) ähnlich: Man habe kaum noch einschätzen können, welche Typen effizienter sind.
Was bedeuten die neuen Effizienzklassen?
Am grundlegenden Prinzip ändert sich nichts: Weiterhin soll es eine Farbskala von Dunkelgrün (sehr gut) bis Rot (sehr schlecht) geben, die eine schnelle Orientierung ermöglicht, wie energieeffizient ein Produkt ist. Je nach Produktkategorie gibt es unterschiedliche Berechnungsgrundlagen. Bei Kühlschränken bemisst sich die Effizienz etwa daran, wie viel hineinpasst und ob sie ein Gefrierfach haben. Aber auch der Reparaturaufwand fließt mit ein.
Können Verbraucher die neuen Klassen eins zu eins umrechnen?
Nein, das geht leider nicht. Bisherige A+++-Geräte kommen unter anderem in Kategorie C. Die meisten Geräte der Spitzenklasse kommen in D und einige schaffen sogar nur E, heißt es beim vzbv. Die neue höchstmögliche Bewertung A wird vorerst noch kein Gerät erhalten können. Denn sie ist künftigen Entwicklungen vorbehalten. Hersteller sollen so einen Ansporn zur Innovation haben.

Um welche Geräte geht es?
Konkret geht es zunächst um fünf Produktgruppen: Kühlgeräte, Geschirrspüler, Waschmaschinen, elektronische Displays und Leuchtmittel. Glühbirnen und andere Lichtquellen werden erst vom 1. September an neu ausgezeichnet. Die europäische Verbraucherorganisation Beuc kritisiert, dass die neuen Bezeichnungen für viele Geräte noch später kommen. Boiler und Heizgeräte etwa würden erst 2025 mit den dann nicht mehr ganz so neuen Kennzeichen versehen. Beuc weist zudem darauf hin, dass es künftig sowohl alte als auch neue Kennzeichen geben wird, weil die neuen Regeln zunächst nicht für alle Produkte gelten. Sie empfehlen, im Zweifel nur auf neue Labels zu achten.
Welche Pflichten hat der Handel?
Ab März müssen die neuen Kennzeichnungen innerhalb von 14 Werktagen physisch angebracht und auch im Internet ausgezeichnet werden.
Was sollten Kunden jetzt beim Neukauf beachten?
„Im Prinzip braucht man gar nicht umdenken. Das Umdenken betrifft ja eigentlich nur die Einteilung der Klassen“, erklärt Ralf Diekmann vom Tüv Rheinland das neue Bewertungssystem. „Und der Grundgedanke, dass man nach energieeffizienten Geräten Ausschau halten sollte, der gilt weiterhin.“
Wann lohnt sich ein Neukauf finanziell?
Ist das Gerät nicht kaputt, dann sollte man einen Neukauf gut abwägen. „Der Endverbraucher muss erst einmal sein Lebensumfeld genau überprüfen. Wie oft nutze ich das Gerät?“, sagt Diekmann. Lebt man beispielsweise in einem Vier-Personen-Haushalt und die Waschmaschine läuft jeden Tag, war es bei der bisherigen Geräte-Entwicklung in der Regel nach sechs bis sieben Jahren an der Zeit, das alte Gerät gegen ein energieeffizienteres auszutauschen.
Anders wäre dies bei einem Single-Haushalt, wo die Waschmaschine nur einmal die Woche läuft. „Der Umstieg auf ein neues Gerät kann dann deutlich später erfolgen. Das würde sich ökologisch und auch finanziell nicht rechnen“, führt der Experte aus. Er rät: „Schauen Sie sich die Energiekosten des jetzigen Gerätes an und vergleichen Sie die mit neuen Modellen. Und dann werden Sie schnell herausfinden, ob ein neues Gerät Sinn macht oder nicht.“
Aber macht ein Austausch nicht aus Umweltsicht Sinn?
Auch aus ökologischer Sicht mache ein vorzeitiger Austausch wenig Sinn, wenn die Geräte noch optimal funktionieren, wenn sie technisch einwandfrei sind und eben nicht so oft genutzt werden. „Jedes neue Gerät bringt allein schon über den Ressourcen- und Energieeinsatz bei seiner Produktion eine gewisse Umweltlast mit“, so Diekmann. (dpa)
Weitere Informationen der Verbraucherzentrale