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Energie-Krise: Spritpreise sinken auf das Niveau vor dem Ukraine-Krieg

Habeck rückt nach Kritik von Flüssigerdgas-Terminal in Sellin ab, Wirtschaftsweise rechnen mit kleinem Wachstum wegen stabiler Energieversorgung - unser Newsblog zur Energiekrise.

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Spritpreise sinken: Für das Tanken müssen Autofahrer jetzt wieder soviel wie vor Beginn des Krieges in der Ukraine zahlen.
Spritpreise sinken: Für das Tanken müssen Autofahrer jetzt wieder soviel wie vor Beginn des Krieges in der Ukraine zahlen. © Daniel Reinhardt/dpa (Archiv)

Energiekrise in Sachsen und Deutschland - das Wichtigste in Kürze:

13.58 Uhr: Spritpreise sinken - Niveau wie bei Kriegsbeginn

Tanken ist in Deutschland wieder billiger geworden. Nach mehreren Wochen schwankender Werte haben die Spritpreise zuletzt deutlich nachgegeben, wie aus am Mittwoch veröffentlichten Daten des ADAC hervorgeht. Ein Liter Superbenzin der Sorte E10 kostete demnach tags zuvor im bundesweiten Durchschnitt 1,735 Euro. Das waren 2,7 Cent weniger als vor Wochenfrist.

Diesel verbilligte sich um 2,6 Cent auf 1,695 Euro je Liter, dies war laut ADAC der tiefste Wert seit dem Jahresbeginn. Günstiger war der Kraftstoff zuletzt am 24. Februar 2022 - bevor die Preise im Zuge des Ukraine-Krieges vorläufig durch die Decke gingen. E10 war in diesem Jahr zwar schon günstiger, auch diese Kraftstoffsorte liegt nun allerdings in etwa auf dem Niveau zum Zeitpunkt des Kriegsbeginns.

Als Grund für die Rückgänge sieht man beim ADAC die Entspannung am Rohölmarkt. Der Verkehrsclub hält die Preise aber noch für zu hoch - insbesondere bei Diesel, der im langjährigen Schnitt wegen niedrigerer Steuern unter normalen Umständen um die 15 Cent billiger als E10 ist.

12.58 Uhr: LNG-Terminal: Habeck rückt von umstrittenem Standort Sellin ab

Angesichts eines großen Widerstands rückt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vom umstrittenen Flüssigerdgas-Terminal vor Rügens Küste bei Sellin ab. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur prüft das Wirtschaftsministerium den Standort Hafen Mukran als Alternative zu Sellin und präferiert Mukran nach dem aktuellen Stand der Prüfungen. Eine Entscheidung solle zeitnah getroffen werden.

Ungeachtet von Protesten aus der Bevölkerung und Ablehnung durch die Landesregierung waren am Wochenende vor Sellin erste Arbeiten für den Bau eines Terminals mit zwei Anlegern für Spezialschiffe zur Anlandung von Flüssigerdgas (LNG) angelaufen.

Vorgesehen ist bisher die Errichtung zweier Offshore-Plattformen, an denen Spezialschiffe zur Anlandung von LNG festmachen sollen. Es wäre nach dem Mitte Januar in Lubmin offiziell gestarteten Terminal das zweite in Vorpommern. Gegen die Pläne vor Rügen gibt es heftigen Widerstand aus den Gemeinden und der Bevölkerung.

11.52 Uhr: Umfrage sieht sinkende Zustimmung zu Kohle- und Atomausstieg

Die Zustimmung zum Kohle- und zum Atomausstieg nimmt laut einer Umfrage bei den Menschen im Mitteldeutschen Revier ab. Zwar befürwortet noch eine Mehrheit von 52 Prozent grundsätzlich die Ziele der Energiewende. In den beiden Vorjahren lag die Zustimmung mit 55 und 61 Prozent aber noch höher.

Das sind Ergebnisse des am Donnerstag veröffentlichten "Mitteldeutschland-Monitors" 2022. Die repräsentative Online-Befragung im Auftrag der Metropolregion Mitteldeutschland untersucht jährlich das Meinungsbild zu den Themen Energiewende, Strukturwandel und Zukunftstechnologien sowie zur Zufriedenheit mit der Lebenssituation.

Zum Kohleausstieg erklärten Ende vorigen Jahres 41 Prozent der Befragten, dass sie ihn befürworten. 2021 hatten noch 48 Prozent Zustimmung signalisiert, 2020 sogar 56 Prozent. Beim Atomausstieg hat sich die Stimmung noch deutlicher gewandelt. Nur noch 26 Prozent befürworten ihn grundsätzlich - nach 40 Prozent im Jahr 2021 und 58 Prozent im Jahr 2020.

Zugleich sind aber die Zustimmungswerte für den Ausbau der Erneuerbaren Energien hoch: 87 Prozent befürworten den Ausbau der Solarenergie, 80 Prozent den Ausbau der Erdwärme. Für mehr Windenergie stimmten 73 Prozent der Befragten.

In der Online-Befragung wurden vom 1. bis 20. Dezember insgesamt 2.025 Menschen aus Leipzig und Halle sowie den Landkreisen Altenburger Land, Anhalt-Bitterfeld, Burgenlandkreis, Saalekreis, Leipzig, Mansfeld-Südharz und Nordsachsen befragt. Die Erhebung wird seit 2020 gemacht.

11.21 Uhr: EZB-Präsidentin Lagarde bekräftigt Entschlossenheit im Kampf gegen Inflation

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat die Entschlossenheit der Notenbank im Kampf gegen die hohe Inflation im Euroraum trotz der jüngsten Bankenturbulenzen bekräftigt. "Wir werden für Preisstabilität sorgen, und die Rückführung der Inflation auf mittlere Sicht zu einem Wert von 2 Prozent ist nicht verhandelbar", sagte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) am Mittwoch in Frankfurt.

Die Notübernahme der Schweizer Großbank Credit Suisse durch den Konkurrenten UBS und die Schieflage einiger kleinerer US-Institute hatten Sorgen auch um die Banken der Eurozone geschürt. Der europäische Bankensektor sei dank starker Kapital- und Liquiditätspositionen widerstandsfähig, sagte Lagarde. Die EZB sei angesichts der aktuellen Marktspannungen bereit, das Finanzsystem erforderlichenfalls mit Liquiditätshilfen zu unterstützen und die reibungslose Transmission der Geldpolitik aufrechtzuerhalten. "Eines steht fest: Es gibt keinen Zielkonflikt zwischen Preis- und Finanzstabilität", bekräftigte Lagarde.

Die EZB hatte vergangene Woche trotz der Turbulenzen an den Finanzmärkten den Leitzins um 0,50 Prozentpunkte angehoben. Für die Zukunft legte sich die Notenbank nicht fest. Lagarde machte deutlich, dass sich die Währungshüter nach Wirtschaftsdaten richten werden.

Die Euro-Währungshüter streben für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent an. Diese Zielmarke ist seit Monaten weit entfernt. Im Februar lag die Inflationsrate im gemeinsamen Währungsraum bei 8,5 Prozent nach 8,6 Prozent im Januar. Angeheizt wurde die Teuerung zunächst vor allem von gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreisen. Inzwischen erfasst der Preisanstieg immer weitere Bereiche des Lebens.

10.56 Uhr: Der Ökostrom-Plan von Envia-M: Acht neue Windräder pro Monat

Der mitteldeutsche Energiekonzern Envia-M hat sich gemeinsam mit seiner Tochterfirma Mitnetz ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Bis zum Jahr 2030 sollen mindestens 900 neue Windkraftanlagen sowie 133.000 Fotovoltaik-Anlagen ans Stromnetz angeschlossen werden. Dies gab Dirk Sattur, der technische Geschäftsführer von Mitnetz Strom, am Mittwoch bekannt.

Damit möchte das Unternehmen die Stromausbau-Vorgaben des Osterpakets der Bundesregierung erfüllen. Das betroffene Gebiet umfasst die Bezirke Leipzig und Chemnitz in Sachsen sowie den Süden von Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Um diese Ziele zu erreichen, müssen pro Monat auch 16 Kilometer neue Freileitungen gebaut werden. Mehr zum Thema lesen Sie hier.

10.27 Uhr: Wirtschaftsweise: Deutschland rutscht doch nicht in die Rezession

Die deutsche Wirtschaft hat die befürchtete Rezession nach Ansicht der "Wirtschaftsweisen" gerade noch abgewendet. Besonders wegen der stabileren Energieversorgung habe sich der Ausblick leicht aufgehellt, teilte das Gremium am Mittwoch in seiner aktualisierten Konjunkturprognose mit. Insgesamt bleibe die Lage aber angespannt.

Für das laufende Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt nach Ansicht der Wirtschaftsweisen um 0,2 Prozent wachsen. Zuvor waren sie davon ausgegangen, dass es um denselben Wert schrumpfen wird. Für das kommende Jahr rechnen sie mit einem Wachstum von 1,3 Prozent.

"Der inflationsbedingte Kaufkraftverlust, die schlechteren Finanzierungsbedingungen und die sich nur langsam erholende Auslandsnachfrage verhindern einen stärkeren Aufschwung in diesem und im kommenden Jahr", sagt Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates.

Eine merkliche Entspannung bei den Verbraucherpreisen ist nach Einschätzung des Gremiums erst im kommenden Jahr zu erwarten. Grund dafür ist, dass steigende Löhne und hohe Erzeugerpreise die Teuerung vorerst stützen dürften, wie Gremiumsmitglied Martin Werding sagte. "Die Inflation kommt zunehmend in der Breite der Wirtschaft an", so Werding. Im laufenden Jahr rechnen die Wirtschaftsweisen mit einer Teuerungsrate von 6,6 Prozent. Im kommenden Jahr werde sie dann auf 3,0 Prozent fallen.

Vor allem wegen der drohenden Gasmangellage hatten die Sachverständigen im Herbst noch vor erheblichen Abwärtsrisiken gewarnt. In ihrem Jahresgutachten sagten sie der deutschen Wirtschaft deshalb eine Rezession voraus. Allerdings hat sich die Lage an den Energiemärkten seitdem entspannt. Auch die EU-Kommission hatte ihre Erwartungen an die deutsche Wirtschaft zuletzt nach oben geschraubt und geht ebenso wie die Bundesregierung von einem minimalen Wachstum aus.

In der aktualisierten Prognose warnte das Gremium, auch mit Blick auf den kommenden Winter bestünden "erhebliche Risiken" bei der Energieversorgung. "Um die Gasspeicher wieder vollständig aufzufüllen und eine Gasmangellage im kommenden Winter zu verhindern, müssen wir weiterhin umfangreich Energie sparen", sagte die Sachverständige Veronika Grimm. Das gelte selbst dann, wenn Deutschland seine Importe ausweite.