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Energie-Krise: Präsident der Netzagentur hält LNG-Terminals für nötig

Gasmangellage "nicht unmöglich", Kasachstan will Ölexport nach Deutschland über Russland verfünffachen, Schwesig für einheitliche Ost-Position zu Heizungen - unser Newsblog zur Energiekrise.

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Die Offshore-Arbeitsplattform "JB119" und der LNG Tanker "Seapeak Hispania" liegt auf der Ostsee vor dem Ostseebad Sellin.
Die Offshore-Arbeitsplattform "JB119" und der LNG Tanker "Seapeak Hispania" liegt auf der Ostsee vor dem Ostseebad Sellin. © dpa/Stefan Sauer

Energiekrise in Sachsen und Deutschland - das Wichtigste in Kürze:

16.50 Uhr: Müller: LNG-Terminals nötig - Gasmangellage "nicht unmöglich"

Netzagenturpräsident Klaus Müller hat vor einem von Kritikern geforderten Abbruch der Planungen für den Bau weiterer LNG-Terminals gewarnt. Angesichts der Debatte um die Sinnhaftigkeit der noch zu bauenden Terminals sagte er: "Von Überkapazitäten sind wir meilenweit entfernt. Mir machen die Diskussionen um den Stopp für den LNG-Terminalbau große Sorgen. Denn wir wissen nicht, ob die künftigen Winter wieder so mild werden." Auch im nächsten Winter sei eine Gasmangellage "nicht unmöglich". LNG ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung "Liquefied Natural Gas", zu deutsch: verflüssigtes Erdgas.

Der russische Staatspräsident Wladimir Putin könne Gas weiter als Waffe einsetzen etwa über die Pipeline, die derzeit Südosteuropa mit Gas versorge. "Stellt er auch dort die Pipeline ab, richtet sich der Blick in der EU schnell auf uns in Deutschland, auf unsere Flüssiggasterminals", sagte Müller. "Flüssiggas und die LNG-Terminals, die jetzt noch kommen sollen, sind also unsere Versicherung gegen kalte Winter und gegen russische Aggressionen." Auch wenn Deutschland sie vielleicht nicht immer brauchen werde, sei es dennoch gut, sie zu haben. "Ich werbe deshalb ausdrücklich dafür, an der Planung und dem Bau der sechs LNG-Terminals festzuhalten."

An den deutschen Küsten sind bislang drei schwimmende LNG-Terminals in Betrieb. Drei weitere sollen Ende 2023/Anfang 2024 den Betrieb aufnehmen. 2026 und 2027 sollen drei stationäre Terminals starten, über die später auch Wasserstoff importiert werden soll. Kritiker halten die Planungen für überdimensioniert und fürchten negative Folgen für den Klimaschutz durch einen höheren Gasverbrauch. Die Bundesregierung argumentiert mit einem "Sicherheitspuffer", über den im Notfall auch Nachbarstaaten mitversorgt werden könnten.

12.33 Uhr: Kasachstan will Ölexport nach Deutschland über Russland verfünffachen

Kasachstan will seinen Ölexport nach Deutschland im April auf 100.000 Tonnen steigern. Das geht aus einer Pressemitteilung der staatlichen Pipelinegesellschaft Kaztransoil am Freitag hervor. Zuvor hatte Energieminister Bolat Aktschulatow noch erklärt, Kasachstan werde im April 20.000 Tonnen Rohöl nach Deutschland exportieren. Die Lieferungen aus Kasachstan sollen Deutschlands Abhängigkeit von russischem Öl verringern. Allerdings wird das kasachische Öl über das russische Pipelinesystem nach Europa gepumpt.

Kasachstan hat im Januar mit den Energielieferungen begonnen. Für das Gesamtjahr 2023 hat Astana bei der russischen Pipelinegesellschaft Transneft die Durchleitung von 1,2 Millionen Tonnen Öl beantragt. Die Menge geht über die Pipeline Druschba, deren Nordstrang bis nach Schwedt nordöstlich von Berlin endet.

Die dortige PCK-Raffinerie verarbeitete bis 2022 hauptsächlich Rohöl aus Russland. Im Zuge der dem russischen Angriffskrieg folgenden westlichen Sanktionen hat die Bundesregierung beschlossen, auf russisches Öl zu verzichten. Das Ölembargo wird durch die Lieferungen aus Kasachstan allerdings abgeschwächt, da Moskau an den Durchleitungsgebühren verdient.

9.57 Uhr: Schwesig für einheitliche Ost-Position zum Thema Heizungen

Im Ringen um eine sozialverträgliche Heizwende will Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig eine einheitliche Linie der ostdeutschen Länder. "Hier wollen wir uns auf eine gemeinsame ostdeutsche Position verständigen", sagte die SPD-Politikerin vor einem Treffen der ostdeutschen Länderchefs am Freitag.

"Gerade wo Einkommen niedriger sind, gibt es einen höheren Investitionsbedarf. Das muss sozial abgefedert laufen", stellte sie fest. Sie lehne einen Umrüstungszwang für Öl- und Gasheizungen ab. Bereits zuvor hatte sie gefordert, Klimaschutz müsse mit Förderanreizen verbunden sein und dürfe nicht per Zwang verordnet werden. Sie hatte die Ankündigung der Ampel-Koalition in Berlin begrüßt, soziale Härten bei der Umrüstung von Öl- und Gasheizungen vermeiden und keinen Umstiegszwang verordnen zu wollen.

Laut Beschluss des Koalitionsausschusses sollen Heizungen mit fossilen Energieträgern weiter betrieben werden können, wenn sie künftig mit klimafreundlichen Gasen genutzt werden können. Für bestehende Heizungen soll es keine Austauschpflicht geben, nur für neu eingebaute Heizungen. Bei bestimmten Alters- und Einkommensgruppen soll automatisch auch darauf geachtet werden, dass die Vorgaben nicht belastend oder bindend sind.

9.14 Uhr: Einfuhrpreise steigen erneut schwächer

Der Preisanstieg von nach Deutschland importierten Gütern hat sich weiter abgeschwächt. Die Einfuhrpreise erhöhten sich im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Im Vormonat hatte der Anstieg 6,6 Prozent betragen, im vergangenen Sommer war die Rate auf mehr als 30 Prozent gestiegen. Auslöser waren der Ukraine-Krieg und erhebliche Verspannungen im Welthandel.

Im Monatsvergleich waren die Importpreise den sechsten Monat in Folge rückläufig. Während die Energiepreise mittlerweile deutlich fallen, verteuern sich andere Gütergruppen teils erheblich. Der Preisanstieg insgesamt sei vor allem auf höhere Preise für Konsum- und Investitionsgüter zurückzuführen, erklärten die Statistiker.

Die Einfuhrpreise beeinflussen auch die Verbraucherpreise, an denen die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik ausrichtet. Im Kampf gegen die hohe Inflation hat die EZB ihre Leitzinsen bereits deutlich angehoben.

Freitag, 6.20 Uhr: Winter ohne Gasmangel: Branche warnt vor zu frühem Spar-Ende

Die Gaswirtschaft hat zum Ende des Gasspeicherjahres an diesem Freitag vor zu früher Entspannung gewarnt. Auch wenn im Winter 22/23 kein Mangel eingetreten sei, müsse weiterhin Gas gespart werden, sagte der Vorstand des Branchenverbandes Zukunft Gas, Timm Kehler, der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Es gilt jetzt, die Speicher wieder zu füllen und die sichere Gasversorgung im Winter 23/24 vorzubereiten." Die Märkte seien weiterhin sehr volatil, deutlich höhere Preise könnten im weiteren Jahresverlauf nicht ausgeschlossen werden.

Als Gründe für das gute Überstehen des vergangenen Winters nannte Kehler unter anderem den schnellen Aufbau von LNG-Infrastruktur, die Gas-Einsparungen durch Unternehmen und Bevölkerung sowie die milde Witterung. LNG ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung "Liquefied Natural Gas", zu deutsch: verflüssigtes Erdgas.

Schlüssel für eine Beruhigung der Märkte sei der kurzfristige Ausbau der LNG-Lieferketten und der erforderlichen Terminals, sagte Kehler. Dies sei "dringend notwendig, um eine sichere und resiliente Versorgung und stabile, bezahlbare Gaspreise auch künftig sicherstellen zu können".

Die schwimmenden LNG-Terminals seien dabei eine gute Lösung, um die Versorgung kurz- und mittelfristig zu sichern. Stationäre LNG-Terminals würden in Zukunft benötigt, um das nötige Maß an Versorgungssicherheit wieder herzustellen und Energieimporte von neuen Gasen wie etwa Wasserstoff gewährleisten zu können, so Kehler weiter.

17.12 Uhr: Habeck sieht Fortschritte bei Energiepartnerschaft mit Kanada

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sieht Fortschritte bei einer Wasserstoff- und Energiekooperation mit Kanada. Es sollten nun konkrete Investitionsentscheidungen ausgelöst werden, sagte Habeck am Donnerstag bei einer Veranstaltung in der kanadischen Botschaft in Berlin. Es gehe um eine "grüne Brücke". Er schlug vor, eine Partnerschaft bei kritischen Rohstoffen zu vertiefen. Deutschland will unabhängiger von Rohstoffen aus China werden.

Kanadas Energieminister Jonathan Wilkinson betonte die Bedeutung der Partnerschaft im gemeinsamen Kampf gegen den Klimawandel. Deutschland und Kanada hatten im vergangenen August eine langfristige Zusammenarbeit für die Erzeugung und den Transport von Wasserstoff vereinbart. Habeck und Wilkinson hatten ein Abkommen unterzeichnet, das zum Export von Wasserstoff von Kanada nach Deutschland ab dem Jahr 2025 führen soll. Auf Basis erneuerbarer Energien produzierter "grüner" Wasserstoff soll eine Schlüsselrolle spielen für eine klimaneutrale Wirtschaft. Habeck hatte Kanada gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) besucht.

15.20 Uhr: Energieminister für Absenkung der Stromsteuer

Angesichts der gestiegenen Energiepreise haben sich die Länder darauf verständigt, dass der Bund die Absenkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß prüfen soll. Dies sei ein vernünftiges Modell, sagte Sachsen-Anhalts Ressortchef Armin Willingmann nach der Energieministerkonferenz am Donnerstag in Merseburg in Sachsen-Anhalt. Der SPD-Politiker ist in diesem Jahr Vorsitzender der Konferenz.

Außerdem plädieren die Ministerinnen und Minister dafür, energieintensive Betriebe mit einem Industriestrompreis zu unterstützen. Dies solle jedoch an Bedingungen wie die Nutzung von grünem Strom oder andere Klimaschutzmaßnahmen geknüpft werden, sagte Willingmann. Einen Starttermin gibt es noch nicht. Patrick Graichen, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium verwies darauf, dass es um eine Anschlussregelung nach dem Ende der Strompreisbremse im März 2024 gehe.

11.55 Uhr: Bund und Länder einigen sich zu Härtefallhilfen für Ölheizungen

Bund und Länder haben sich nach langen Verhandlungen auf die Umsetzung von Härtefallhilfen für private Haushalte geeinigt, die mit Heizöl oder Holzpellets heizen. Das teilte das Bundeswirtschaftsministerium am Donnerstag in Berlin mit.

In Anlehnung an den Mechanismus der Strom- und Gaspreisbremse sollen Haushalte rückwirkend für das Jahr 2022 finanzielle Unterstützung erhalten. Voraussetzung ist, dass sie durch die Energiekrise deutliche Mehrausgaben hatten, wie es hieß. Konkret sollen Mehrkosten im Jahr 2022 abgefedert werden, die über eine Verdopplung des Preisniveaus aus dem Jahr 2021 hinausgehen.

Der Bund stellt für die Härtefallregelung bis zu 1,8 Milliarden Euro über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds zur Verfügung. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte dazu am Mittwoch grünes Licht gegeben. Die Aufstellung der konkreten Programme und die Auszahlung erfolgten durch die Länder. Bund und Länder einigten sich auf Verwaltungsvereinbarungen. Die Strom- und Gaspreisbremsen gelten seit März.