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Höchstes Windrad Mittelsachsens liefert jetzt Strom für 4.600 Haushalte

Bayern fordert Gaskraftwerke für Süddeutschland, Antragsstart bei Förderprogramm in für erneuerbare Energien und Speicher in Sachsen - unser Newsblog zur Energiewende.

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Blühender Raps umgibt das höchste Windrad (l) im Landkreis Mittelsachsen. Die Windkraftanlage der Leipziger Stadtwerke ist rund 250 Meter hoch.
Blühender Raps umgibt das höchste Windrad (l) im Landkreis Mittelsachsen. Die Windkraftanlage der Leipziger Stadtwerke ist rund 250 Meter hoch. © Sebastian Kahnert/dpa

Energiewende in Sachsen und Deutschland - das Wichtigste in Kürze:

Dienstag, 16. April 2024, 14.19 Uhr: Höchstes Windrad Mittelsachsens liefert Strom für 4.600 Haushalte

Gut ein Jahr nach Baubeginn ist das höchste Windrad in Mittelsachsen am Dienstag in Betrieb gegangen. Inklusive der Rotorblätter kommt das Windrad auf eine Höhe von 246,6 Metern, wie die Leipziger Stadtwerke mitteilten. Über eine 13 Kilometer lange Leitung wird die erneuerbare Energie ins Umspannwerk Mittweida geliefert.

Mit einer Leistung von 5.560 Kilowatt können mit dieser Anlage jährlich mehr als 4.600 Haushalte mit Strom versorgt werden. Bis Ende des Jahres soll in unmittelbarer Nähe ein zweites Windrad mit gleicher Höhe und Leistung entstehen.

Montag, 15. April 2024, 12.19 Uhr: Bayern fordert Gaskraftwerke für Süddeutschland

Bei der neuen Kraftwerksstrategie des Bundes muss aus Sicht Bayerns Süddeutschland in besonderem Maße für neue Standorte berücksichtigt werden. Ein relevanter Anteil der bundesweit zehn Gigawatt (GW) an wasserstofffähigen Gaskraftwerken zur Absicherung der Stromversorgung müsse nach Süddeutschland und damit auch Bayern kommen, sagte Energieminister Hubert Aiwanger am Montag. "In Bayern gibt es eine Reihe geeigneter systemdienlicher Standorte und potenzielle Investoren, mit denen wir bereits im Gespräch sind." Der Süden müsse angemessen berücksichtigt werden.

Aiwanger kündigte an, das Thema bei der kommenden Energieministerkonferenz Mitte Mai auf die Tagesordnung bringen und einen Beschlussvorschlag einzubringen, der eine Beschleunigung und Konkretisierung der Planungen zu Ziel habe.

"Damit die potenziellen Kraftwerksbetreiber ihre Planungen entscheidend vorantreiben können, müssen die Ausschreibungskonditionen nun schnell durch den Bund festgelegt werden", sagte Aiwanger. Bisher gebe es nur unklare Eckpunkte. Die Zeit bis zur Inbetriebnahme der Kraftwerke 2031 werde immer kürzer. "Der Bund muss also jetzt in die Gänge kommen und die Ankündigungen zur Kraftwerksstrategie schnell und vollständig umsetzen. Bis Mitte des Jahres müssen die Weichen gestellt sein."

Die Bundesregierung hatte die Eckpunkte Anfang Februar vorgelegt. Die Kraftwerke sollen in einem klimaneutralen Energiesystem Strom erzeugen, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Neben den Ausschreibungen will die Bundesregierung Konzepte für einen sogenannten Kapazitätsmechanismus erarbeiten. Eine politische Einigung darüber soll in der Bundesregierung bis zum Sommer erzielt werden. Über einen solchen Mechanismus könnten Betreiber dafür belohnt werden, dass sie Kraftwerkskapazitäten vorhalten.

13.24 Uhr: Antragsstart bei Förderprogramm in für erneuerbare Energien und Speicher in Sachsen

Wer sich eine Photovoltaik- oder Geothermieanlage oder einen Speicher anschaffen will, kann ab diesem Montag Tilgungszuschüsse für Darlehen beantragen. Im Rahmen der Förderrichtlinie Erneuerbare Energien und Speicher stehen dafür insgesamt rund 13,6 Millionen Euro zur Verfügung, wie das Energieministerium am Sonntag mitteilte. Das Förderprogramm bietet demnach Darlehen für Investitionen ab 35 000 Euro und bis zu fünf Millionen Euro an. Diese können mit Tilgungszuschüssen von grundsätzlich bis zu 10 Prozent und bis zu 20 Prozent für Stromspeicher unterstützt werden.

Energieminister Wolfram Günther (Grüne) sprach laut Mitteilung von einem weiteren Meilenstein für die Energiewende in Sachsen. "Mit den Darlehen und Tilgungszuschüssen für Erneuerbare-Energien-Anlagen und Speicher werden wir einen weiteren deutlichen Zubau von erneuerbaren Energien in Sachsen anstoßen", sagte er.

Gefördert wird die Errichtung oder Erweiterung von Photovoltaikanlagen mit installierter Bruttoleistung über 30 Kilowattpeak an oder auf Gebäuden oder offenen Parkplätzen, dezentralen Stromspeichern, elektrisch betriebenen Geothermie-Wärmepumpen und Wärme- oder Kältespeichern. Grundsätzlich sollen die Anträge laut Mitteilung an die angebundenen Hausbanken gestellt werden. Unter anderem Kommunen und Wohnungsunternehmen beantragen die Förderung bei der Sächsischen Aufbaubank.

Sonntag, 14. April 2024, 8.01 Uhr: Strompreise laut Habeck auch nach Atomausstieg gefallen

Ein Jahr nach dem deutschen Atomausstieg hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die Entscheidung zur Abschaltung der letzten Meiler verteidigt und auf fallende Strompreise verwiesen. Alle an die Wand gemalten Schreckensszenarien seien nicht eingetreten, sagte der Grünen-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). "Wir sehen heute, dass die Stromversorgung weiter sicher ist, die Strompreise auch nach dem Atomausstieg gefallen sind und die CO2-Emissionen ebenfalls runtergehen."

Natürlich sei die Lage nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs angespannt gewesen, sagte Habeck. "Wir mussten sehr viele Maßnahmen in kürzester Zeit umsetzen, um die Energieversorgung zu stabilisieren und die enormen einseitigen Abhängigkeiten, die Deutschland hatte, zu reduzieren. Das ist gelungen: Wir sind sicher durch zwei Winter gekommen." Im Strombereich sehe man, dass die Reformen griffen. "Der Ausbau der erneuerbaren Energien nimmt richtig Fahrt auf, wir vereinfachen und beschleunigen Genehmigungsverfahren, die Preise an den Strombörsen sind stark gefallen. Seit dem Atomausstieg vor einem Jahr um 40 Prozent." Gleichzeitig liefen Kohlekraftwerke so wenig wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Deutschland habe ausreichend eigene Kapazitäten, den Strombedarf im Inland zu decken, sagte Habeck. "Gleichwohl nehmen wir am europäischen Strombinnenmarkt teil." Zwei Prozent des Bruttostromverbrauchs seien im vergangenen Jahr mit Importen gedeckt worden, davon sei aber nur rund ein Viertel Atomstrom aus Frankreich gewesen

Zuvor hatte die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) weiterhin hohe Strompreise beklagt. DIHK-Präsident Peter Adrian sagte ebenfalls den Zeitungen der Funke Mediengruppe, dass die deutschen Strompreise an der Börse noch immer doppelt so hoch seien wie 2019. Allerdings sind die Preise im Verlauf des vergangenen Jahres gefallen. Zusammen mit Steuern, Netzentgelten und Umlagen seien die Kosten zum Teil sogar viermal so hoch wie in anderen Ländern, sagte Adrian.

Auf die Frage, ob der Atomausstieg unumkehrbar sei, sagte Habeck: "Wir haben am 15. April 2023 das vollzogen, was die schwarz-gelbe Koalition 2011 beschlossen hat, und daher die letzten deutschen Kernkraftwerke endgültig abgeschaltet." Inzwischen werde deutlich, dass gerade die Regionen in Deutschland mit viel erneuerbaren Energien echte Standortvorteile genießen. "Wenn manche dennoch auf die Rückkehr zu Atomenergie setzen, sollte man registrieren, dass international Atomenergie nicht wettbewerbsfähig ist und Kosten aktueller Projekte explodieren." Zudem sei die Endlagerfrage in Deutschland weiter ungelöst. "Es wäre daher besser, nicht permanent zu hinterfragen, worauf sich das Land einmal geeinigt hat, sondern sich auf das Lösen aktueller Probleme zu fokussieren." Es brauche Verlässlichkeit, auch für Investitionssicherheit.

Samstag, 30. März, 10.11 Uhr: Leag legt zwei Kraftwerksblöcke in der Lausitz still

Der Lausitzer Energiekonzern Leag schaltet an diesem Sonntag zwei Blöcke seines Braunkohlekraftwerks in Jänschwalde endgültig ab. "Die Blöcke E und F des Kraftwerks Jänschwalde werden zum 31. März 2024 stillgelegt, stehen also ab dem 1. April nicht mehr für die Stromproduktion zur Verfügung", teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. In Nordrhein-Westfalen werden zudem fünf Kraftwerksblöcke stillgelegt. Die Netzagentur sieht keine Beeinträchtigung der Versorgungssicherheit.

Wegen der Energiekrise waren die beiden 500-Megawatt-Kraftwerksblöcke in der Lausitz im Herbst 2022 zur Erhöhung der Versorgungssicherheit aus der Reserve geholt und befristet wieder ans Netz genommen worden. Für die Reaktivierung der Anlagen aus der Sicherheitsbereitschaft kehrten auch ehemalige Beschäftigte aus dem Ruhestand an ihre alten Arbeitsplätze zurück. Ende 2028 soll das Kraftwerk Jänschwalde vollständig stillgelegt werden.

Die Lausitz bereitet Schritt für Schritt den Abschied von der Kohle vor. Nach dem deutschen Kohleausstiegsgesetz wird ab 2038 kein Strom mehr aus Kohle erzeugt. Die Ampel-Parteien SPD, Grünen und FDP hatten in ihrem Koalitionsvertrag aber auch vereinbart, den Kohleausstieg "idealerweise" von 2038 auf 2030 vorzuziehen. In der Region stößt ein Vorziehen auf Ablehnung.

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Benjamin Raschke, sagte: "Die Fördermengen von Braunkohle sind 2023 so niedrig wie seit hundert Jahren nicht mehr, über die Hälfte des Stroms wird heute durch Erneuerbare Energieanlagen erzeugt. Die Zeiten der Braunkohle neigen sich endgültig dem Ende zu." Raschke plädiert für einen früheren Kohleausstieg vor 2038 und argumentiert, dass die Kohleverstromung wegen der CO2-Zertifikate nicht mehr wirtschaftlich sein werde. Er äußerte zudem die Sorge, ob genügend Geld für die Rekultivierung der Tagebaulöcher zur Verfügung stehen wird. Das Unternehmen Leag teilte mit, zur Absicherung der Rekultivierungsverpflichtungen habe die Lausitz Energie Bergbau AG für die Wiedernutzbarmachung der Tagebaue gemeinsam mit den Ländern Sachsen und Brandenburg ausreichende und den gesetzlichen Vorschriften entsprechende Vorsorge getroffen.

Die Bürgermeisterin von Spremberg, Christine Herntier (parteilos), forderte am Kohleausstieg 2038 festzuhalten und hält ein Vorziehen nicht für realistisch. Die Sprecherin der Lausitzrunde für die Brandenburger Kommunen sagte in der ZDF-Talk-Sendung von Markus Lanz (Donnerstag) zum Datum 2038: "Es wird nicht anders gehen". Das Datum sei ja nicht "gewürfelt" worden. "Da sind energiepolitische und technische Voraussetzungen in die Bewertung eingeflossen, und das ist schon ganz schön knapp." Zudem sei man aus ihrer Sicht bei der Schaffung der Voraussetzungen für den Kohleausstieg in den vergangenen Jahren auch nicht so weit vorangekommen. Dazu gehört ein Ausbau der erneuerbaren Energien und der Netze.

Der Kraftwerksbetreiber Leag richtet sich im Zuge des Kohleausstiegs neu aus und will zu einem führenden Produzenten von grünem Strom und grünem Wasserstoff werden. Auf einstigen Tagebauflächen sollen Photovoltaik- und Windanlagen Ökostrom erzeugen.