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Strom und Gas trotz Preisrückgang teurer als vor Energiekrise

Gas- und Strompreise für Verbraucher weiterhin hoch, Erneuerbare Energien decken fast 75 Prozent des Stromverbrauchs im Osten - unser Newsblog zur Energiewende.

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Der Preis für Gas und Strom ist weiterhin auf einem hohen Niveau.
Der Preis für Gas und Strom ist weiterhin auf einem hohen Niveau. © dpa/Ralf Hirschberger

Energiewende in Sachsen und Deutschland - das Wichtigste in Kürze:

Donnerstag, 28. März, 9.02 Uhr: Strom und Gas weiterhin teuer

Erdgas und Strom haben im zweiten Halbjahr 2023 trotz eines Rückgangs deutlich mehr als vor der Energiekrise infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine gekostet. Private Haushalte zahlten im Schnitt 11,41 Cent je Kilowattstunde Gas, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Das waren 6,9 Prozent weniger als in den ersten sechs Monaten 2023. Gegenüber dem zweiten Halbjahr 2021 - dem Vergleichszeitraum vor dem Ukraine-Krieg - mussten Haushaltskunden trotz staatlicher Preisbremsen aber 67,1 Prozent mehr zahlen.

Strom kostete die Verbraucherinnen und Verbraucher durchschnittlich 41,75 Cent je Kilowattstunde. Das waren 1,3 Prozent weniger als in den ersten sechs Monaten, aber 19,4 Prozent mehr als im zweiten Halbjahr 2022 und 27 Prozent mehr als vor der Krise. In den Preisen sind die bis Jahresende 2023 geltenden staatlichen Preisbremsen für Strom und Gas berücksichtigt. Die Ampel-Koalition hatte sich um eine Entlastung der Verbraucher bemüht.

11.54 Uhr: Interesse an smarten Stromzählern steigt

Immer mehr Menschen in Deutschland sind bereit, Daten über ihren eigenen Energieverbrauch in Echtzeit mit dem Netzbetreiber zu teilen. In einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbandes Bitkom sagten 63 Prozent der Befragten, sie könnten sich vorstellen, künftig einen "Smart Meter" zu nutzen. 2020 lag der Zustimmungswert nur bei 36 Prozent und ist seither Jahr für Jahr gestiegen.

Der "Smart Meter" ist ein elektronischer Stromzähler. Er misst den Stromverbrauch und sendet die Daten über ein "Smart Meter Gateway" an den Netzbetreiber. Dadurch können die Verbraucher zum einen ohne Verzögerungen ihren Stromverbrauch ermitteln.

In einem "Smart Home" ist das System auch in der Lage, bestimmte Geräte wie eine elektrische Wärmepumpe oder eine Wallbox zum Laden eines Elektroautos dann einzuschalten, wenn viel Wind‑ oder Solarstrom ins Netz drängt. "Wir brauchen "Smart Meter" und "Smart Gateways", weil die Energieflüsse nicht mehr so konstant sind, sondern der Wind weht, wann immer er weht, und die Sonne scheint, wann immer sie scheint", sagte Bitkom-Präsidiumsmitglied Matthias Hartmann.

Nach Angaben des Verbandes waren von den gut 52 Millionen in Deutschland verbauten Stromzählern Ende 2022 weniger als 300.000 bereits "Smart Meter". "Mittlerweile geht diese Zahl durchaus hoch", sagte Hartmann. Der Bitkom gehe davon aus, dass die Zahl zwischen 800 000 und einer Million liege. Dazu habe auch das im vergangenen Jahr beschlossene "Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende" beigetragen. Im europäischen Vergleich liege man weit zurück. "Andere Länder wie Italien, Frankreich, Spanien haben das bereits vor vielen Jahren begonnen und befinden zum Teil in der nächsten Rollout-Welle. In Deutschland geht das gerade erst los."

Montag, 18. März, 11.08 Uhr: Wirtschaftsministerium rechnet mit schrumpfendem Gasnetz

Im Zuge des bis 2045 geplanten weitgehenden Ausstieg aus fossilen Brennstoffen rechnet das Bundeswirtschaftsministerium mit einer Verkleinerung des bestehenden Gasverteilnetzes. "Bis dahin muss der Ausstieg aus fossilem Erdgas vollzogen worden sein, Gasverteilernetze für die bisherige Erdgasversorgung werden dann in der derzeitigen Form und Umfang nicht mehr benötigt werden", heißt es in einem 23-seitigen Ideenpapier, das das Ministerium vor Kurzem auf seiner Website veröffentlicht hat. Die "Bild"-Zeitung berichtete darüber.

Deutschland soll laut Klimaschutzgesetz bis 2045 klimaneutral werden, also nicht mehr Treibhausgase ausstoßen als auch wieder gebunden werden können. Unter anderem müsse rechtzeitig geklärt werden, wie ein weiterer Ausbau zur Erdgasversorgung vermieden werden könne und "unter welchen Voraussetzungen bestehende Gasnetzanschlüsse getrennt und zurückgebaut werden dürfen", heißt es in dem Papier.

Gasverteilernetze dienten vorrangig der Versorgung mit Erdgas zur Wärmeerzeugung in Haushalten, von Industrieunternehmen und anderen Unternehmen sowie lokalen Kraftwerken, heißt es in dem Papier. "In welchem Umfang diese Gasverteilernetze nach dem Jahr 2045 noch benötigt werden, wird unter anderem davon abhängen, inwieweit sie zur Verteilung von Wasserstoff verwendet werden können und sollen." Dies sei durch teils aufwendige Veränderungen möglich. "Entsprechend ist davon auszugehen, dass die Länge der Gasverteilernetze von derzeit über 500.000 km stark zurückgehen wird."

Das Ministerium geht davon aus, dass viele Kunden künftig durch Wärmenetze versorgt werden oder strombetriebene Wärmepumpen nutzen werden. "Eine dezentrale Wasserstoffversorgung insbesondere von Heizkunden bzw. einzelnen Haushalten erscheint derzeit u. a. wegen der hohen Kosten des Wasserstoffs im Wärmesektor und vor allem wegen der voraussichtlich beschränkt verfügbaren Mengen wenig wahrscheinlich. Auch im Bereich von Gewerbe und Industrie wird der Verbrauch von Erdgas durch andere Energieträger zu ersetzen sein und es wird - soweit möglich - ebenfalls eine Elektrifizierung oder der Anschluss an ein Wärmenetz erfolgen."

Entscheidend sei, dass während der Umstellung "eine kontinuierliche, bezahlbare Energieversorgung der Endverbraucher" gewährleistet bleibe. Falls Erdgasnetze stillgelegt würden, bräuchten angebundene Kunden einen hinreichenden Vorlauf.

Freitag, 15.3, 19.10 Uhr: Münchner Unternehmen stellt in Spanien "erneuerbares Gas" her


Das Münchener Unternehmen Turn2X hat in Spanien die nach eigenen Angaben erste Produktionsstätte zur kommerziellen Herstellung von erneuerbarem und klimaneutralem Erdgas in Europa eröffnet. Mit der am Freitag in Miajadas in der Region Extremadura im Westen des Landes eröffneten Anlage werde die deutsche Energiewende beschleunigt, teilte das Unternehmen mit. Bis 2030 will Turn2X mit "grünem Methan", das rund 300 Kilometer südwestlich von Madrid aus grünem Wasserstoff und CO2 produziert wird, zehn Prozent des deutschen Erdgasbedarfs abdecken.

"Nach unserem Wissensstand ist es auch die erste (kommerzielle Anlage) weltweit", sagte Philip Kessler, Co-Founder und CEO von Turn2X auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Nicht kommerzielle Anlagen gibt es laut dem Unternehmen bereits auch anderswo.

Die Anlage in Miajadas verfüge über eine Kapazität von zwei Megawatt und könne jährlich rund zwei Gigawattstunden erneuerbares Erdgas erzeugen. Über eine bestehende Erdgaspipeline sei die Anlage mit Deutschland verbunden, sodass im weiteren Jahresverlauf der Beginn der Lieferungen an deutsche Kunden geplant sei.

Ein entscheidender Vorteil der Anlage ist nach Angaben des 2022 gegründeten Unternehmens die hohe Flexibilität: Sie lasse sich schnell hoch- bzw. herunterfahren und eigne sich daher besonders für eine Stromversorgung durch Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen. Großer Bedarf an dem klimaneutralen und zuverlässigen Energieträger bestehe vor allem in der mittelständischen Industrie und der Schifffahrt, aber auch bei kommunalen Versorgern.

Man sei überzeugt, dass das Verfahren nicht nur technologisch, sondern auch ökonomisch funktionieren werde, sagte Kessler. "Dazu brauchen wir die Skalierung, die wir jetzt umsetzen wollen." Noch dieses Jahr plant Turn2X den Bau einer Anlage mit einer Leistung von mindestens neun Megawatt. Der Standort werde ebenfalls in Spanien sein. Diese Anlage wäre dann auf jeden Fall laut die größte weltweit.