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Energiekrise: Radeberger Firmen müssen Preise anheben

Die hohen Kosten für Energie und Zulieferprodukte machen den Firmen im Rödertal zu schaffen. Wie die Radeberger Brauerei, Heinrichstaler, Müller und der Ottendorfer Mühlenbäcker reagieren.

Von Siri Rokosch
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Das Geld wird für viele Menschen, nicht nur im Rödertal, knapper. Auch den Firmen machen Inflation und hohe Energiekosten zu schaffen.
Das Geld wird für viele Menschen, nicht nur im Rödertal, knapper. Auch den Firmen machen Inflation und hohe Energiekosten zu schaffen. © Marion Doering

Rödertal. Viele Unternehmen des produzierenden Gewerbes kämpfen mit den gestiegenen Preisen für Zulieferprodukte und schauen abwartend auf die Entwicklungen am Gasmarkt. Der Börsenpreis für Erdgas ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum seit Juli 2021 um rund 117 Prozent zu diesem Monat gestiegen. Das merken nicht nur die Kunden im Supermarkt, sondern auch die Firmen im Rödertal.

Mehr Euros für Bier bei der Radeberger Gruppe

Die von uns befragten Firmen der Region halten sich bei ihren Prognosen zum Umgang mit den steigenden Energiekosten bedeckt. Einige haben bereits in den Vormonaten die Preise für ihre Produkte angehoben. So auch die Radeberger Exportbierbrauerei.

Die Preisanpassung für Fassbier in der Gastronomie sei dort schon im Februar erfolgt. Flaschen- und Dosenbiere der Marken Radeberger Pilsner sind im Mai teurer geworden. Wie Pressesprecher Hendrik Wagner mitteilt, sei dies aufgrund der "bereits damals massiven Kostensteigerungen in nahezu allen Warengruppen, mit denen sich unsere und viele andere Branchen konfrontiert sahen", nötig geworden.

"In der Brauwirtschaft und Getränkeindustrie fielen neben massiven Umsatz- und Ertragsverlusten in den Corona-Pandemiemonaten weitere ganz massive Kostensteigerungen für Energie, Logistik, Leergut sowie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe sowie Löhne und Gehälter an", sagt Wagner Sächsische.de.

Diese Kostenerhöhungen ließen sich nicht mehr über reine Effizienzsteigerungen ausgleichen. "Daher sahen auch wir uns bei der Radeberger Exportbierbrauerei gezwungen, diese Kostenexplosionen mit Augenmaß zumindest teilweise auch in unseren Abgabepreisen weiterzugeben. Wir können allerdings nicht sagen, wie der Gastronom oder ein Händler mit den Endverbraucherpreisen umgegangen ist. Diese machten und machen ihre Verkaufspreise eigenständig, darauf haben wir keinen Einfluss", erklärt die Brauerei weiter.

Mehr Euros für Käse von Heinrichsthaler

In der Heinrichsthaler Milchwerke GmbH in Radeberg werden verschiedenste Käseprodukte hergestellt. Auch hier sind die steigenden Rohstoffkosten und Gaspreise zu spüren.
In der Heinrichsthaler Milchwerke GmbH in Radeberg werden verschiedenste Käseprodukte hergestellt. Auch hier sind die steigenden Rohstoffkosten und Gaspreise zu spüren. © Robert Michael/Archiv

Auch beim Camembert, Emmentaler und Gouda-Käse aus der Heinrichthaler Produktion ist mit einer Teuerung zu rechnen.

Nach Auskunft von Uwe Lammeck, Geschäftsführer der Heinrichsthaler Milchwerke GmbH sei die "aktuelle Situation für alle eine Herausforderung, die derzeit noch gut gestemmt werden könne". Die Produktion laufe im Normalbetrieb auf Hochtouren, aber Fakt sei: "Eine Molkerei braucht Wärme, und um diese zu erzeugen, letztlich auch Gas. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, uns in diesem Bereich auch für die kommenden Monate gut aufzustellen und könnten auch aus Öl Wärme gewinnen. Letztlich ist alles natürlich eine Kostenfrage, die sich ja nicht nur auf den Energiesektor allein reduziert, sondern breit gefächert ist."

Uwe Lammeck fragt deshalb: "Was passiert, wenn die Zulieferindustrie nicht mehr in vollem Umfang arbeiten kann? Welche Alternativen haben wir dann?" Das seien Themen, die man aktuell zwar diskutieren, aber nicht in der Gänze abschätzen könne. "Die Begleitumstände machen Preisanpassungen letztlich leider unvermeidbar."

Die Preise für Käseprodukte aus dem Hause Heinrichthaler sind bereits in unterschiedlicher Höhe zum 1. Mai gestiegen. Ob weitere Erhöhungen folgen, bleibt abzuwarten.

Auch bei der Müller-Gruppe in Leppersdorf hält man sich mit Aussagen zur Energie-Preisentwicklung und deren Auswirkungen derzeit eher bedeckt.

Wie die zuständige Pressesprecherin für Europa, Carolin Linseis, auf Anfrage von Sächsische.de sagt, würden "die Entwicklungen in den Bereichen Rohstoffe und Energie seit Beginn des Ukraine-Kriegs genau beobachtet werden. Und: "Wir haben – wo möglich – entsprechende Vorsorge getroffen, um unsere Geschäfts- und Lieferfähigkeit sicherzustellen." Näheres wurde nicht bekanntgegeben.

Mehr Euros für den Holzofen beim Mühlenbäcker

Auch Brötchen, Brote und Kuchen sind bereits teurer geworden. Die Inflation und die steigenden Energiekosten sind beim Ottendorfer Mühlenbäcker zu spüren. Dort steht seit einigen Jahren bereits ein Holzbackofen, sagt einer der Geschäftsführer, Robert Meyer, Sächsische.de: "Uns bereitet die Entwicklung auch Sorgenfalten. Wir versuchen nun, zwar unseren Holzbackofen noch intensiver zu nutzen. Doch auch die Preise für die dafür nötigen Holzpellets steigen weiter an." Derzeit kommen beim Ottendorfer Mühlenbäcker vor allem die Brote und Brötchen aus dem Holzbackofen.

Die meisten Unternehmer schauen nun weiter gespannt auf den Donnerstag. Dann entscheidet sich, ob wieder Gas durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 fließen wird. Die Wartungsarbeiten an der wichtigsten Versorgungsleitung von Russland nach Deutschland sollen am 21. Juli abgeschlossen sein.