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Sachsen findet Partnerländer zum Aufbau europäischer Solarindustrie

Europa soll nicht nur die Mikrochip-Industrie, sondern auch die Solarindustrie stärker fördern - dafür findet Sachsens Energieminister Wolfram Günther (Grüne) Verbündete. Andalusien ist einer davon.

Von Georg Moeritz
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Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) bereitet ein Netzwerk europäischer Solarregionen vor - gegen Konkurrenz aus Übersee.
Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) bereitet ein Netzwerk europäischer Solarregionen vor - gegen Konkurrenz aus Übersee. © dpa/Matthias Rietschel

Dresden/Brüssel. Ein neues Partnerland mit viel Sonne: Sachsen verbündet sich unter anderem mit Andalusien in Südspanien, um europäische Unterstützung für den Aufbau der Solarindustrie zu bekommen. Sachsens Energieminister Wolfram Günther (Grüne) sagte am Donnerstag in Brüssel, im harten Wettbewerb mit Importen aus China und den USA würden jetzt die industriepolitischen Weichen gestellt. Sachsen sei eine Solartechnik-Region ersten Ranges, die müsse ausgebaut werden.

Laut Günther ist in Sachsen das wichtigste europäische Netz zur Herstellung von Fotovoltaik-Technik erhalten geblieben, nachdem dort und anderswo viele Fabriken wieder geschlossen worden sind. Die hiesige Produktionsmenge sei aber winzig im Vergleich mit der in Asien. Zudem stärkten jetzt auch die USA, Kanada und Indien ihre Solarbranche. Mit Andalusien und mit Kärnten in Österreich hat Günther den Kern eines Netzwerks gefunden, das im März beim Solar Power Summit in Brüssel eine förmliche Vereinbarung schließen will. Südost-Frankreich habe sich am Gespräch interessiert beteiligt.

In Sachsen stellen Meyer-Burger in Freiberg, Solarwatt in Dresden und Heckert Solar in Chemnitz Fotovoltaik-Module her. Günther wies darauf hin, dass außerdem Silizium als Rohstoff von Wacker-Chemie kommt und Sachsen-Anhalt Zellen für die Module herstelle. Glas für die Solarpaneele komme aus Cottbus in Brandenburg. Damit sei die Region ein "Hotspot" der Branche. Andalusien dagegen wolle nun erst eine Solarindustrie "aus dem Boden stampfen".

Sachsen schließt Partnerschaft mit Andalusien

In Südspanien gebe es hohe Arbeitslosigkeit, auch unter Jugendlichen. Dagegen fehle in Sachsen Nachwuchs für viele Betriebe. Über die Wirtschaftskammern werde eine Zusammenarbeit geprüft, die beispielsweise zur Ausbildung junger Andalusier in Sachsen führen könne. Günther startete mit seinem andalusischen Kollegen Jorge Paradela Gutiérrez eine Regionalpartnerschaft, die vom sächsischen Europaministerium koordiniert werden soll.

Die Solarenergiestrategie der Europäischen Union (EU) sieht laut Günther vor, die jährliche Produktion von Fotovoltaik-Technik bis 2025 auf mehr als 320 Gigawatt und bis 2030 auf 600 Gigawatt auszubauen. Gemeint ist die maximale Leistung der Module, die innerhalb eines Jahres hergestellt werden. Das ist ein hohes Ziel: Branchenriese Meyer-Burger wird dieses Jahr voraussichtlich 1,2 Gigawatt liefern. Das Unternehmen hatte die ehemaligen Hallen der pleite gegangenen Solarworld in Freiberg übernommen und stellt selbst Produktionsanlagen in seinem Maschinenbaubetrieb in Hohenstein-Ernstthal her.

Diplomatie in Brüssel: von links die Leiterin des Sachsen-Verbindungsbüros, Stefanie Sifft, Energieminister Wolfram Günther, Jorge Paradela Gutiérrez, Energieminister Andalusiens, Catalina de Miguel García, Vertreterin der andalusischen Regionalregierung.
Diplomatie in Brüssel: von links die Leiterin des Sachsen-Verbindungsbüros, Stefanie Sifft, Energieminister Wolfram Günther, Jorge Paradela Gutiérrez, Energieminister Andalusiens, Catalina de Miguel García, Vertreterin der andalusischen Regionalregierung. © Zacarías García/SMEKUL

Das sächsische Energieministerium ist vorige Woche der European Solar PV Industry Alliance beigetreten. Das Netz hat das Ziel, die europäische Solarindustrie wiederzubeleben. Es wurde von der EU-Kommission gegründet und besteht sowohl aus Politikern als auch Industrie-Vertretern. Zur Hochzeit der Solarworld-Produktion gab es bereits einen europäischen Branchenverband, der die Billigkonkurrenz aus Asien bemängelte und damit auch die Schließung europäischer Fabriken erklärte.

Förderung für Solarindustrie ähnlich wie Mikroelektronik

Günther betonte, das Ziel des neuen Bündnisses sei nicht Autarkie, also vollständige Unabhängigkeit von Übersee-Importen. Doch die Produktion in der EU müsse widerstandsfähig werden, resilient. Im "Subventionswettbewerb" mit den USA, China und Kanada brauche die europäische Industrie dreierlei: finanzielle Unterstützung, schnellere Genehmigungsverfahren und Aus- und Weiterbildung der Arbeitskräfte. In Sachsen gebe es die Technologieführer, aber die Massenproduktion finde derzeit in Übersee statt. In Südostfrankreich hätten sich mehrere mögliche Interessenten für den Aufbau von Solarfabriken gemeldet, einige verwiesen aber auf die hohen Subventionen in den USA und wollten womöglich lieber dort investieren.

Der Ausbau der Erneuerbaren Energien findet laut Günther in der ganzen EU statt. Noch sei aber nicht allen Mitgliedsstaaten der EU bewusst, wie wichtig die Produktion der Anlagen für diese Energiewende sei. Das neue Bündnis müsse möglichst viele Regionen zusammenbringen. Vorbild ist die Arbeit am EU Chips Act, mit dem die Halbleiterindustrie im internationalen Wettbewerb gestärkt werden soll - dazu gehören auch Subventionen für die geplanten Mikrochipfabriken von Infineon in Dresden und Intel in Magdeburg.

Auf die Frage nach einer Förderung auch für Hersteller von Windkraftanlagen sagte der Minister, in dieser Branche sei die Abhängigkeit von Übersee-Importen nicht so stark wie bei Fotovoltaik-Technik. Doch auch bei Windkraft spiele Industrieförderung eine Rolle. In Sachsen gebe es große Windenergie-Planungsfirmen sowie Material-Kenntnisse um Carbon und Leichtmetall.