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Jetzt noch schnell eine Gasheizung – rechnet sich das?

Eine Gasheizung ist in der Anschaffung günstiger als eine Wärmepumpe. Aber Gas ist teuer – und die Preise könnten künftig noch deutlich steigen. Was sich über 20 Jahre rechnet.

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Rechnet sich eine Gasheizung überhaupt noch?
Rechnet sich eine Gasheizung überhaupt noch? © Patrick Pleul/dpa

Von Catiana Krapp

Ein Gesetzesentwurf der Bundesregierung löst dieser Tage bei Verbrauchern viele Sorgen aus: Ab dem kommenden Jahr soll jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Eine reine Gasheizung oder Ölheizung kann dann nicht mehr ohne Weiteres neu eingebaut werden - ganz fertig ist der Entwurf allerdings auch nach den neuen Beschlüssen der Koalition noch nicht. Doch in den meisten Fällen wird es bei neu einzubauenden Heizungen wohl auf eine Wärmepumpe hinauslaufen.

Allerdings sind Wärmepumpen zunächst einmal deutlich teurer als Gasheizungen. Auch ihre Installation dauert länger. Viele Menschen fragen sich deshalb gerade, wie sie eine neue Heizung finanzieren sollen – und ob es sich lohnt, jetzt noch schnell eine Gasheizung einzubauen, bevor es zu spät ist.

Grünen-Politiker betonen indes seit Tagen: Die neue Gasheizung wirke nur auf den ersten Blick günstiger. Langfristig könnte sie aufgrund höherer Heizkosten die teurere Option sein. Stimmt dieses Argument? Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat zumindest für einen konkreten Fall eine Beispielrechnung erstellt, die zeigt, wie teuer welcher Heizungstyp langfristig sein kann.

Beispielrechnung: Gasheizung oder Wärmepumpe?

Die Verbraucherzentrale rechnet für eine neue Luft-Wärmepumpe und deren Einbau mit einem Preis von 35.000 Euro. Davon gehen im Rechenbeispiel 40 Prozent staatliche Bezuschussung ab. Der Hausbesitzer muss also lediglich 21.000 Euro tatsächlich bezahlen. Die Kosten für die Alternative, eine neue Gasheizung, beziffert die Verbraucherzentrale mit 5.000 Euro. Die Differenz beträgt also 16.000 Euro.

Für das Heizen selbst werden nach Rechnung der Verbraucherzentrale bei der Gasheizung 12 Cent pro Kilowattstunde Gas fällig. Das entspricht der aktuellen, staatlich festgelegten Preisgrenze für Gas. Nach Expertenmeinungen könnte sich der Gaspreis längerfristig auf einem solchen Niveau einpendeln. Ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 25.000 Kilowattstunden würde somit 3.100 Euro Heizkosten pro Jahr zahlen.

Bei einer Wärmepumpe muss kein Gas bezahlt werden, dafür aber Strom. Da eine Wärmepumpe aus einer Kilowattstunde Strom mehrere Kilowattstunden Wärme machen kann, liegt der jährliche Stromverbrauch beim gleichen Haushalt lediglich bei 7.000 Kilowattstunden. Bei einem Wärmepumpen-Stromtarif der Stadt München entstünden somit Heizkosten von lediglich 2.200 Euro pro Jahr. Die Differenz fiele hier also positiv für die Wärmepumpe aus, die pro Jahr 900 Euro günstiger wäre.

Rechnet man die Anschaffungspreisdifferenz gegen die Heizkostenpreisdifferenz, ist die Wärmepumpe in diesem Beispiel nach 18 Jahren günstiger als die Gasheizung.

CO2-Abgabe erhöht die Kosten fürs Heizen mit Gas oder Öl

Klar ist: Bei dieser Rechnung handelt es sich lediglich um ein Beispiel. Je nach Dämmstandard des Hauses, Energieverbrauch und konkretem Angebot für den Heizungstausch können die Zahlen sehr unterschiedlich ausfallen. Auch Kosten für Wartung und Reparatur sind in dem Rechenbeispiel nicht berücksichtigt.

Einerseits dürften ältere Häuser oftmals einen so hohen Energieverbrauch haben, dass auch bei Nutzung einer Wärmepumpe enorm hohe jährliche Heizkosten anfallen. Andererseits hat die Verbraucherzentrale in ihrer Rechnung noch nicht einbezogen, dass das Heizen mit Gas oder gar Öl in den kommenden Jahren wegen steigender CO2-Abgaben immer teurer wird.

Steigt die CO2-Abgabe wie bislang politisch geplant weiter, könnten für Bewohner eines wenig sanierten Einfamilienhauses mit Ölheizung und einem Verbrauch von 2.000 Litern pro Jahr laut Verbraucherzentrale NRW im Jahr 2026 Mehrkosten von über 400 Euro pro Jahr entstehen. Bei Gas ist der Effekt kleiner, aber ebenfalls vorhanden.

Ab 2027 soll es dann einen zweiten europäischen Emissionshandel (ETS2) geben, der CO2-Emissionen auch im Gebäudesektor bepreist. In den Folgejahren könnten die Betriebskosten für Gas- und Ölheizungen so noch weiter steigen.

Wie genau sich die Kosten im jeweiligen Fall darstellen, hängt allerdings noch von mehreren unbekannten Parametern ab. Beispielsweise will die Bundesregierung im kommenden Jahr auch eine milliardenschwere Förderung einführen, die bei Heizungstauschen soziale Härten abfedern soll. Details der Förderung sind aber noch unklar.