Wirtschaft
Merken

Wirtschaft in Sachsen - Das Wochen-Briefing

Flugzeugwerke: Neuer Chef peilt Milliarden-Marke an; Florena-Umzug: Fast alle Mitarbeiter kommen mit + Energiekrise: Freistaat prüft Härtefallfonds

 4 Min.
Teilen
Folgen
Jordi Boto ist neuer Chef der Elbe Flugzeugwerke. Im Vergleich zu 2021 will er den Umsatz in diesem Jahr verdoppeln. Und er schielt schon auf die Milliarden-Marke.
Jordi Boto ist neuer Chef der Elbe Flugzeugwerke. Im Vergleich zu 2021 will er den Umsatz in diesem Jahr verdoppeln. Und er schielt schon auf die Milliarden-Marke. © Christian Juppe Photography

Newsletter "Wirtschaft in Sachsen - News für Entscheider" - hier kostenlos anmelden

Guten Morgen,

2,419 – das ist die Zahl der Woche. So viele Cent pro Kilowattstunde müssen Gas verbrauchende Privathaushalte und Unternehmen ab Oktober mehr zahlen, um systemrelevante Importeure vor der Pleite zu retten. Allein Uniper hat im ersten Halbjahr gut zwölf Milliarden Euro Verlust eingefahren – maßgeblich wegen fehlender Gaslieferungen aus Russland.

Und wer hilft Verbrauchern, Mittelstand, Vermietern? Dazu machen nun laut FAZ ausgerechnet jene, die Deutschland einst mit einer be-scheuer-ten Pkw-Maut austricksen wollte, Vorschläge. Die Brüsseler Ideen reichen von direkter Rückgabe der Mehrwertsteuer und Transfers jenseits der Umsatzsteuer an die Versorger bis zur generellen Steuersenkung auf den Mindestsatz von fünf Prozent und einer Minderung der Gasumlage, dass sie mit Mehrwertsteuer von 19 Prozent der eigentlich gewünschten Höhe entspricht.

Die Umlage ist keine Gott gewollte Katastrophe. Sie ist eine moralische Entscheidung der Politik. Wer bestellt, zahlt! Dieses Geschäftsprinzip muss auch hier gelten, zumal die Haushalte laut Vergleichsportal Verivox durch die Gaspreis-Explosion bereits 3,6 Milliarden Euro zusätzlich an den Fiskus berappen. Schnelle und praktikable Lösungen müssen her. Sonst droht wirklich der von den Linken prophezeite heiße Herbst. Und das hat nichts mit dem Wetter zu tun.

Aber es gibt auch gute Nachrichten in von Krieg, Inflation und Waldbränden geprägter Zeit. Etwa von den Elbe Flugzeugwerken. Ihr Chef Jordi Boto verspricht, wovon Sachsen lange träumt: das Headquarter eines Weltunternehmens mit Standorten in den USA, China, Singapur. Dort werden, wie in Dresden, Passagierjets zu Frachtern umgerüstet. Das boomende Geschäft läuft über die Bücher der Sachsen. Sie liebäugeln mittelfristig mit einem Milliardenumsatz. Als Erstausrüster spiele man die gleiche Rolle wie Airbus und Boeing, sagt der Spanier Boto selbstbewusst. Und es klingt nicht nach leeren Worten.

Ich wünsche Ihnen eine in jeder Hinsicht coole Rest-Woche.

Herzlichst,

Ihr Michael Rothe, Wirtschaftsredakteur sächsische.de

Das Wichtigste aus Sachsens Wirtschaft

Flugzeugwerke sollen zum Weltunternehmen werden

Die Elbe Flugzeugwerke sollen zum Weltunternehmen werden. Das kündigt der neue Chef, Jordi Boto, im Gespräch mit sächsische.de an. Nach einem Umsatz von 254 Millionen Euro im vergangenen Jahr peilt er 2022 einen Umsatz von 500 Millionen Euro an – und schielt bereits auf die Milliarde. Es biete sich ihm "die einzigartige Möglichkeit, in Sachsen das Headquarter eines Unternehmens von Weltrang zu etablieren" und eine ganze Branche mitzugestalten, sagt er. Er will die Wertschöpfung erhöhen, "die Konkurrenz abschütteln, indem wir nicht mehr nur Komponenten, sondern ganze Toiletten- und andere Systeme liefern". So wolle man sich auch unabhängiger vom Airbus-Wohl machen.

Energiekrise: Freistaat erwägt Härtefallfonds

Sachsens Regierung erwägt wegen der gestiegenen Energiepreise einen Härtefallfonds. Das deuteten Ministerpräsident Michael Kretschmer und Wirtschaftsminister Martin Dulig bei einem Streitgespräch in Dresden (im Video) an. In der ersten Kabinettssitzung nach der Sommerpause wolle man darüber sprechen. Dulig kündigte auch einen Energiegipfel für den Freistaat an und schlug vor, einen Grundbedarf an Energie preislich zu deckeln. "Es muss eine Grundversorgung mit einem Grundverbrauch für die Menschen zu einem vertretbaren, sozial darstellbaren Preis möglich sein", sagte der Minister. Für einen Mehrbedarf könnten dann Marktpreise gelten. Derweil bereitet sich auch die Landesregierung auf steigende Energiepreise vor. In den Regierungsgebäuden werden etwa Licht und Heizung gedrosselt, um den Verbrach zu senken. Das Wichtigste zur Energiekrise gibt es in unserem Newsblog.

Atom-Debatte: Sachsen wären auch für Neubau

Vor dem Hintergrund steigender Energiepreise nimmt die Debatte um einen "Streckbetrieb" der drei in Deutschland noch am Netz befindlichen Atomkraftwerke (AKW) Fahrt auf. Einer repräsentativen Umfrage von saechsische.de und den Meinungsforschern von Civey zufolge ist bundesweit die Mehrheit dafür, dass die drei noch aktiven AKW länger laufen. 69,4 Prozent der Deutschen beantworten die entsprechende Frage mit "Ja". In Sachsen würde man darüber hinaus sogar Neubaupläne gutheißen, wie aus einer weiteren Umfrage hervorgeht. 59 Prozent würden dieses - sehr unwahrscheinliche - Vorhaben unterstützen. Die Übersicht mit den jüngsten Umfragen von saechsische.de und Civey gibt es hier.

Florena: Umzug mit (fast) voller Mannschaft

Weil sich der Neubau in Leipzig verspätet, produzieren die Beschäftigten des Konzerns Beiersdorf ein paar Monate länger im Florena-Werk in Waldheim. Nach Informationen von saechsische.de ziehen Anfang 2023 knapp 200 Beschäftigte - eine überwiegende Mehrheit - mit um und nehmen hin und zurück täglich 140 Auto-Kilometer oder fünf Stunden per Bahn auf sich. Das Unternehmen beteiligt sich an Pendelkosten, zahlt eine Wechselprämie und unterstützt private Umzüge.


Der Newsletter "Wirtschaft in Sachsen"

© Screenshot

>> Die wichtigsten Personalien, alle Wirtschafts-News aus Sachsen und die Terminvorschau gibt es in der Komplettversion von "Wirtschaft in Sachsen" jeden Donnerstag 6 Uhr bequem als E-Mail-Newsletter. Interesse? Dann hier kostenlos den Newsletter bestellen. <<