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Wirtschaft in Sachsen - Das Wochen-Briefing

Energiestreit: CDU greift Grüne an + Sachsen ist nationales Zentrum für Bahntechnik + Millionenpläne von Zulieferer + Dementi wegen ICE-Strecke

Von Tobias Winzer
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Auf der weltgrößten Bahntechnikmesse Innotrans in Berlin sind sächsische Unternehmen stark vertreten. Was macht die Branche im Freistaat so stark?
Auf der weltgrößten Bahntechnikmesse Innotrans in Berlin sind sächsische Unternehmen stark vertreten. Was macht die Branche im Freistaat so stark? © dpa

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Guten Morgen,

der Leipziger Gasimporteur VNG stand bislang immer auf der Liste der 100 größten Unternehmen (nach Umsatz und Gewinn) in Sachsen ganz oben auf dem Treppchen und auf der Rangliste für Ostdeutschland auf Platz 2. Jetzt ruft er wie selbstverständlich nach Staatshilfe. Seit der Finanzkrise 2007/2008 haben wir uns an den Staat als Notretter gewöhnt. Damals waren die Banken "too big to faill", also zu groß und zu wichtig, um sie Pleite gehen zu lassen. Der Staat stabilisierte mit Milliarden Euro Steuergeld etwa die Commerzbank, damit weiterhin Geld aus den Bankautomaten kam. Nun darf Uniper "als tragende Säule der deutschen Energiewirtschaft" nicht untergehen und wird zu 99 Prozent verstaatlicht, damit weiter Gas an die Stadtwerke strömt und die Heizungen warm bleiben können. Die Energieökonomin Claudia Kemfert nennt das eine "fossile Bad Bank".

In guten Zeiten werden die Gewinne privatisiert und in schlechten Zeiten die Verluste sozialisiert – daran entzündete sich in der Finanzkrise die Kapitalismuskritik. In der Energiekrise gilt das wieder. Nach einer ersten Rechnung soll die Rettung von Uniper 30 Milliarden Euro kosten, finanziert aus der Gasumlage. 2,4 Cent pro Kilowattstunde verbrauchten Erdgases sollen die Gaskunden zahlen. Je nach Verbrauch können das 10,20 oder 30 Euro monatlich zusätzlich sein.

Die Gasumlage ist ein Fehler, weil sie die Kosten für die Verbraucher weiter erhöht. Wenn der Staat Uniper für systemrelevant hält, soll er das Unternehmen allein retten, sich auf dem Kapitalmarkt Geld dafür besorgen und nicht die Kosten auf einkommensschwache Menschen umlegen. Noch ist die Gasumlage in der juristischen Prüfung. Bleibt zu hoffen, dass sie doch nicht erhoben wird.

Starten Sie dennoch zuversichtlich in den Tag und bleiben Sie gesund,

herzlichst,

Ihre Nora Miethke, Leiterin Wirtschaftsredaktion sächsische.de

Das Wichtigste aus Sachsens Wirtschaft

Sachsen ist nationales Bahntechnik-Zentrum

Fast 80 Aussteller aus dem Freistaat, so viele wie nie zuvor, füllen derzeit auf der weltgrößten Bahntechnik-Messe Innotrans in Berlin eine ganze Halle. Das kommt nicht von ungefähr: Sachsen habe sich "zu einem führenden Bahntechnik-Standort entwickelt und gehört zu den Top-3-Zentren der Branche in Deutschland", so die Wirtschaftsförderung des Freistaats. 13.000 Mitarbeiter in gut 240 Unternehmen erwirtschaften jährlich eine Milliarde Euro Umsatz. Hörmann Vehicle Engineering, das seine Wurzeln im Zschopauer Motorradbauer MZ hat, ist ein Aushängeschild.

CDU greift Grüne im Energie-Streit an

Sachsens Energieminister Wolfram Günther (Grüne) wünscht von der Bundesnetzagentur umfassendere Informationen darüber, was eine etwaige Gasmangellage für sächsische Betriebe bedeuten würde. In einer Fachregierungserklärung zur Energiewende im Landtag sagte Günther am Mittwoch, die Bundesnetzagentur habe sich zwar einen Überblick über große Gas-Abnehmer verschafft, um notfalls den Gasverbrauch zeitweise einschränken zu können. Doch bis zu allen relevanten mittelständischen Betrieben reichten die Daten nicht. Die Landesregierung werde ihre Abstimmungen mit sächsischen Akteuren verstärken, kündigte Günther an. Wegen eines anderen Punktes bekam Günther jedoch heftigen Gegenwind aus den Reihen der CDU. Sachsens Finanzminister Hartmut Vorjohann (CDU) vermisst derweil Maßnahmen des Bundes zur Bekämpfung der Ursachen der Energiekrise. Das Wichtigste zur Energiekrise gibt es in unserem Newsblog.

Autozulieferer investiert Millionen in Sachsen

Bei Kamenz soll Europas größtes Werk für E-Klimatechnik entstehen. Dazu wird das Werk des Autozulieferers TD Deutsche Klimakompressor (TDDK), einer Toyota-Tochter, erweitert. Voraussichtlich Anfang 2025 erwartet TDDK das Okay der Kunden für den Start der Massenproduktion. Damit soll die Kapazität des Werks von sechs auf acht Millionen Klimakompressoren jährlich steigen. Derzeit hat das Unternehmen rund 950 Mitarbeiter. Langfristiges Ziel ist eine Mitarbeiterzahl von etwa 1.000 Beschäftigten.

Sachsens Regierung hält an ICE-Strecke Berlin-Görlitz fest

Sachsen liegen keine Informationen vor, dass der Ausbau der Bahnstrecke Berlin - Görlitz zu einer Schnellzugverbindung vom Tisch sei. Das erklärt eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums gegenüber saechsische.de. Ende vergangener Woche hatte ein Bericht des Rundfunksenders rbb für Aufregung gesorgt. Danach habe die DB Netz AG den Ausbau der Strecke abgelehnt, da sich deren Betrieb auf Dauer nicht rechnen würde. Wie das Wirtschaftsministerium mitteilt, stünden alle Beteiligten weiterhin zu dem Projekt.


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