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Wirtschaft in Sachsen - Das Wochen-Briefing

Globalfoundries setzt auf Gas-Alternativen + Großforschungszentren starten 2026 + Frisches Geld für mehr Solarmodule + Studie: Kaufkraft wandert in Vororte ab

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So könnte das Untergrundlabor des Deutschen Zentrums für Astrophysik einmal aussehen. Entstehen soll es in der Nähe von Bautzen.
So könnte das Untergrundlabor des Deutschen Zentrums für Astrophysik einmal aussehen. Entstehen soll es in der Nähe von Bautzen. © NIKHEF

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Guten Morgen,

das Handelsblatt wertete gestern eine Studie des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel aus, nach der Deutschlands Bundesregierungen seit 20 Jahren vor allem Haushaltsmittel umverteilen und nur wenig Geld für Zukunftsaufgaben ausgeben. 2021 flossen 57,5 Prozent des Bundesetats in "Umverteilungsaufgaben", größtenteils Sozialausgaben und 6,4 Prozent in sogenannte "Ausgaben mit Produktionseffekten in der Zukunft". Dahinter verbergen sich im Wesentlichen die Bundesmittel für Grundlagenforschung und Bildung.

Vor diesem Hintergrund wird nochmal klar, dass die Entscheidung vom vergangenen Donnerstag für die zwei Großforschungszentren im Lausitzer und Mitteldeutschen Revier nicht selbstverständlich ist, sondern wirklich etwas ganz Großes darstellt.

Mit dem Deutschen Zentrum für Astrophysik (DZA) entsteht etwas weltweit Einzigartiges, das den Ruf Sachsens als Hightech-Region international stärken wird. Unternehmen wie Hochschulen, allen voran die Technische Universität Dresden, werden profitieren, weil sie ihre Kompetenzen in Mikroelektronik, Big Data und modernem Computing einbringen können. Und Astrophysik ist gar nicht so abgehoben wie gedacht. Projektleiter Günther Hasinger erklärte das in Dresden sehr schön an ganz irdischen Produkten wie einer Gleitsichtbrille, für deren Entwicklung die Forschungsergebnisse aus der Astrophysik stammen.

Strukturwandel durch Grundlagenforschung braucht einen langen Atem. Industrieforscher entwickeln die Produkte von morgen, Grundlagenforscher die Entwicklungen von übermorgen. Dass Garching bei München zu einem der größten Hochschul- und Forschungszentren in Europa wurde, hat 60 Jahre gedauert. Das DZA in Görlitz könnte so ein Nukleus werden, der auch wirtschaftlich bis nach Hoyerswerda und Weißwasser ausstrahlt, wo jetzt so mancher enttäuscht ist, weil man dort mehr auf modernes Bauen setzte als auf die Erforschung der Sterne. Aber am Ende könnte diese Art des Strukturwandels nachhaltiger sein für die Region als schnell eine Fabrik auf die grüne Wiese zu stellen.

Starten Sie optimistisch in den Tag,

herzlichst,

Ihre Nora Miethke, Leiterin Wirtschaftsredaktion sächsische.de

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Großforschungszentren starten 2026

Nach der Entscheidung über die beiden Großforschungszentren in Sachsen gibt es weitere Details, was wann passiert. So soll das Deutsche Zentrum für Astrophysik (DZA) im Januar 2026 als eigenständige Großforschungseinrichtung gegründet werden. Bis dahin hofft Projektchef Günther Hasinger, schon mit dem Bau der Labors am geplanten Standort in Görlitz beginnen zu können. 60 neue Mitarbeiter sollen bis dahin zunächst eingestellt werden. Ebenfalls 2026 soll das "Center for the Transformation of Chemistry" (CTC) in Delitzsch starten. Der Hauptstandort wird in der alten Zuckerfabrik angesiedelt. Der Ort sei bewusst gewählt, sagt Projektleiter Peter H. Seeberger. Derweil wollen Landkreis und Stadt Bautzen auch das im Wettbewerb unterlegene Konzept eines Bauforschungszentrum umsetzen.

Globalfoundries setzt auf Gas-Alternativen

Die Dresdner Mikrochipfabrik von Globalfoundries, der größte Industriebetrieb der Stadt, steht zwischen steigender Nachfrage nach Halbleitern und der Sorge ums Erdgas. Fabrikchef Manfred Horstmann hat nun bei einer Technik-Tagung angekündigt, schon im nächsten Jahr fünf Prozent der Energie aus Solaranlagen zu beziehen und im Jahr 2025 ein Fünftel der Energie aus Wasserstoff. Kurzfristig können Heizöl und Propan das teure Erdgas ersetzen. Konzernchef Caulfield bekräftigte aber frühere Ankündigungen, im Dresdner Reinraum mit seinen 60.000 Quadratmetern Fläche nächstes Jahr die volle Kapazität zu erreichen.

Studie: Kaufkraft wandert in die Vororte ab

Die Corona-Pandemie hat den Konsum mit andauernder Wirkung von der City an den Stadtrand verlagert. Er habe in den Innenstädten von fünf deutschen Konsumzentren, darunter Dresden, Ende Mai 2022 weiter zehn Prozent unter dem Vorkrisenniveau gelegen, während er in Wohngebieten der Vororte um bis zu 20 Prozent zugelegt habe. So heißt es in einer Studie des Münchner Ifo-Instituts auf Basis anonymisierter Bezahldaten des Kreditkartenanbieters Mastercard. Homeoffice spiele bei dieser Entwicklung eine entscheidende Rolle. Sachsens Handelsverband teilt die Einschätzungen aber nur bedingt.

Frisches Geld für neue Solarmodule

Der Photovoltaik-Spezialist Meyer Burger, der in Freiberg produziert, will sich zusätzliche finanzielle Mittel beschaffen. Der Verwaltungsrat des Schweizer Technologieunternehmens plant eine ordentliche Kapitalerhöhung, die einen Bruttoerlös von bis zu 256 Millionen Euro erbringen soll. Mit den Mitteln soll die Produktionskapazität für Solarzellen und Solarmodule auf rund 3 Gigawatt pro Jahr ausgebaut werden.

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