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Commerzbank warnt sächsische Firmenchefs vor Cyberkriminalität

Gefälschte E-Mails, Erpressung oder Erschleichen des Vertrauens – so etwas hat jeder dritte Betrieb in Sachsen schon erlebt. Sind die Chefs zu sorglos?

Von Georg Moeritz
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Das Risiko sitzt vor dem Bildschirm, warnt die Commerzbank und empfiehlt Mitarbeiter-Schulungen gegen Sorglosigkeit.
Das Risiko sitzt vor dem Bildschirm, warnt die Commerzbank und empfiehlt Mitarbeiter-Schulungen gegen Sorglosigkeit. © Symbolfoto: dpa

Dresden. Früher hatten Händler vor allem Angst vor Falschgeld, inzwischen ist jeder dritte Unternehmer in Sachsen Opfer eines Cyberangriffs geworden. 16 von 100 Befragten wurden erpresst, indem wichtige Firmendaten gesperrt wurden. Das zeigt eine Umfrage, von der am Dienstag in Dresden Dirk Wetzig berichtete. Er ist bei der Commerzbank der neue Leiter des Unternehmerkundengeschäfts in Sachsen, Thüringen und angrenzenden Regionen.

Wetzig kennt Unternehmer, von denen Kriminelle ein Bitcoin-Lösegeld forderten, um gesperrte Firmendaten wieder freizugeben. Auch wenn Behörden warnten: „Viele haben gezahlt“, sagt Wetzig und vermutet eine hohe Dunkelziffer. „Die Unternehmen müssen ja weiterarbeiten.“

Zur Höhe des Schadens äußere sich keiner gerne. Schaden entstand laut Umfrage bei zwölf Prozent der befragten Firmen – in manchen Fällen wurde der Ruf geschädigt. Wenn beispielsweise ein Online-Shop einige Tage lang nicht liefern kann, bekommt er schlechte Noten im Internet, sagt Heiko Brendel, Regionsleiter im Raum Dresden. Mancher müsse Vertragsstrafen zahlen, wenn er Firmenkunden nicht beliefere.

Cyberschutzversicherung setzt Vorsorge voraus

Von den 100 befragten Unternehmen halten sich allerdings 89 für gut aufgestellt, wenn es um den Schutz vor Internetbetrug geht. Jedes zweite plant daher für das nächste halbe Jahr keinen zusätzlichen Schutz. Viele haben gute Erfahrung mit Sicherheitssoftware gemacht oder konnten durch Aufmerksamkeit von Mitarbeitern Schaden abwenden.

Laut Brendel müssen Angestellte vor allem wachsam sein, wenn jemand ihr Vertrauen erschleichen will oder leicht abgewandelte Internetseiten verwendet: „Das Risiko sitzt vorm Bildschirm.“ Die Commerzbank biete Schulungen an. In manchen Fällen habe die Bank auch Cyberbetrug verhindert, weil ihr Mitarbeiter Verdacht geschöpft habe – zum Beispiel, wenn ein Betrieb entgegen der Gewohnheit Geld per Beleg überweisen wollte. Etwa ein Drittel der befragten sächsischen Firmenchefs seien an einer Cyberschutzversicherung interessiert. Die setze freilich wie andere Versicherungen voraus, dass der Betrieb sich auch selbst schütze.

Energiekrise gefährdet Geschäftsmodell mancher Firma

Für Wetzig ist die Cyberkriminalität „ein Riesenthema“, auch wenn viele Firmenchefs gerade andere Sorgen hätten. Manche mussten unterbrochene Lieferketten flicken und rasch andere Lieferanten finden, anderen fehlt noch ein Energieversorger für die kommenden Monate. Die Energiekrise gefährdet laut Wetzig ebenso wie Corona das Geschäftsmodell mancher Unternehmer. Die Bank könne zwar laufende Kosten für Betriebsmittel über Kredite finanzieren, aber bei dauerhaft drohenden Verlusten lohne sich das nicht. Womöglich müssten Betriebe aufgeben, wenn Firmenchefs gerade bei der Suche nach einem Nachfolger seien und nun auch wegen der Teuerung nicht finden könnten.

Die beiden Unternehmerbetreuer glauben jedoch trotz Krise daran, dass Firmen weiterhin in ihre Technologien investieren werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dafür gebe es auch künftig Kredite. Auch in Branchen wie der Gastronomie gebe es immer wieder aussichtsreiche Konzepte. Über die steigenden Zinsen zeigte sich der Bankdirektor erfreut. Er halte die Sorge für übertrieben, dass kaum noch jemand sich Immobilienkredite für rund vier Prozent leisten könne. In den 1990er-Jahren seien deutlich höhere Zinsen üblich gewesen.