Wirtschaft
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Galeria Karstadt Kaufhof sucht Rettung in Schutzschirmverfahren

Der letzte große deutsche Warenhauskonzern kämpft ums Überleben. Doch ein Schuldenschnitt und Staatshilfen brachten nicht viel. Nun droht das Aus für weitere Häuser.

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Eine Frau geht mit Regenschirm an einer geschlossenen Kaufhof Filiale in Köln vorbei. Deutschlands letzte große Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof befindet sich in bedrohlicher Lage,
Eine Frau geht mit Regenschirm an einer geschlossenen Kaufhof Filiale in Köln vorbei. Deutschlands letzte große Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof befindet sich in bedrohlicher Lage, © Oliver Berg/dpa (Archiv)

Essen. Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof sucht erneut Rettung in einem Schutzschirmverfahren. Das teilte ein Unternehmenssprecher am Montag in Essen mit. Auf den den Handelsriesen kommen damit weitere Filialschließungen zu. Galeria-Chef Miguel Müllenbach sagte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", das Filialnetz müsse im Zuge des Schutzschirmverfahrens "um mindestens ein Drittel reduziert werden". Betriebsbedingte Kündigungen seien unvermeidbar. Der Konzern betreibt mit 17 000 Mitarbeitern im Moment noch 131 Warenhäuser in 97 deutschen Städten.

Es ist das zweite Mal innerhalb von weniger als zwei Jahren, dass der aus dem Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof entstandene Warenhauskonzern den Weg zum Insolvenzgericht antreten muss. Denn bereits während des ersten Corona-Lockdowns im April 2020 hatte das Unternehmen Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Das Insolvenzverfahren dauerte damals bis Ende September.

Damit verbunden waren harte Einschnitte: Die Schließung von rund 40 Filialen, der Abbau von rund 4.000 Stellen und die Streichung von mehr zwei Milliarden Euro Schulden sollten dem Unternehmen einen Neustart ermöglichen. Doch die Hoffnung, dass der Konzern danach von vielen Altlasten befreit erfolgreich durchstarten könnte, erfüllte sich nicht.

Staatliche Hilfe in Corona-Zeiten nötig

Im Gegenteil: Anfang 2021 und Anfang 2022 musste der geschrumpfte Handelsriese angesichts der Pandemie um staatliche Unterstützung bitten. Insgesamt griff der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen mit 680 Millionen Euro unter die Arme.

Schon in den vergangenen Tagen zeichnete sich ab, dass auch dass nicht ausgereicht hat, dem Konzern die nötige Stabilität zu geben, um die durch den Ukrainekrieg und die Inflation ausgelöste Konsumflaute zu überstehen. In einem Mitarbeiterbrief warnte Müllenbach vor wenigen Wochen, Galeria befinde sich aufgrund der explodierenden Energiepreise und der Konsumflaute "in bedrohlicher Lage". Der Konzern brauche frisches Geld, um weitermachen zu können. Nach dpa-Informationen benötigte der Konzern mehr als 200 Millionen Euro.

Weitere Staatshilfen waren jedoch umstritten. Kritiker halten das Geschäftsmodell für überholt, bemängeln eine mit den Hilfen verbundene Wettbewerbsverzerrung oder sehen den Galeria-Eigentümer, den österreichischen Immobilienmilliardär René Benko, in der Pflicht. Befürworter von Staatshilfen verwiesen auf die große Bedeutung der Warenhäuser für die Attraktivität vieler Innenstädte. (dpa)