Wirtschaft
Merken

Dresdner Biotechfirma produziert Tests zur Krebs-Früherkennung

Zu Beginn der Corona-Pandemie hat die Biotechnologie-Firmengruppe MDG in Dresden-Hellerau 18 Millionen PCR-Tests hergestellt. Nun folgt ein Auftrag aus der Schweiz: Bluttests zur Früherkennung von Krebs.

Von Georg Moeritz
 3 Min.
Teilen
Folgen
Das lässt sich automatisieren: Biotype in Dresden stellt demnächst Bluttests zur Früherkennung von Krebs her.
Das lässt sich automatisieren: Biotype in Dresden stellt demnächst Bluttests zur Früherkennung von Krebs her. © Biotype GmbH

Dresden. Die Erfahrung mit den Corona-Tests beschert den Dresdner Biotechnologiefirmen der Familie Zörgiebel neue Aufträge: Die MDG Molecular Diagnostics Group steigt in die industrielle Produktion von Bluttests ein. Damit sollen verschiedene Krebsarten im Frühstadium erkannt werden, teilte Geschäftsführer Wilhelm Zörgiebel mit.

Zu der Firmengruppe mit Sitz im Altbau der ehemaligen Deutschen Werkstätten für Handwerkskunst in Hellerau gehört die Biotype GmbH. Sie hatte im Jahr 2020 innerhalb weniger Wochen ein Produktionsunternehmen eingerichtet und 18 Millionen PCR-Tests hergestellt. Eine britische Firma hatte diese Tests entwickelt. Zeitweise arbeiteten bis zu 60 Dresdner Studenten in Hellerau zusätzlich mit. Zörgiebel investierte die Millionen-Einnahmen danach in neue Laborausstattung, mehr Personal und in ein Diagnosesystem.

Biotechnologie-Firma will Laborarbeit automatisieren

Nun hat die MDG einen Partner in der Schweiz gefunden, der den Dresdnern den nächsten großen Auftrag sichert: Die 4D Lifetec AG hat einen Bluttest entwickelt, der in Dresden "industrialisiert" werden soll, wie Zörgiebel mitteilte. Zunächst werde der Test zur Diagnose von Lungenkrebs im Frühstadium vermarktet. Doch die Technologie könne auf andere Krebsarten ausgeweitet werden.

Biotype-Geschäftsführer Norman Gerstner sagte, die molekulargenetischen Daten aus den Tests machten eine schnellere und umfassendere Krebsdiagnostik möglich. Damit ließen sich Therapien gezielter an die einzelnen Patienten anpassen, das verbessere die Behandlungserfolge. Die MDG wolle "bezahlbare Krebsdiagnostik für die Routine-Patientenversorgung" flächendeckend verfügbar machen.

Zur Firmengruppe MDG gehören außer Biotype mit 85 Mitarbeitern die Softwarefirma Qualitype mit 50 Mitarbeitern und der Nuklearmedizin-Spezialist Rotop Pharmaka in Dresden-Rossendorf mit 150 Mitarbeitern. Für die Automatisierung der Laborarbeit haben sich Zörgiebels mit Felix Lenk zusammengetan, der in Dresden das Unternehmen Smart Lab Solutions GmbH gegründet hat.

Tests künftig auch für Brust-, Prostata- und Darmkrebs?

In Dresden-Hellerau soll im Frühjahr die industrielle Produktion der Testkits aufgebaut werden. Außerdem will das Unternehmen sich um "die Automatisierung des Workflows" kümmern, um einen hohen Durchsatz für die Labordiagnostik zu erschließen. Der Firmenchef der Schweizer 4D Lifetec in Cham, Arne Faisst, sprach von einem wichtigen Grundstein für die Verbreitung der Tests in Europa und in den Vereinigten Staaten.

Im Oktober hatte 4D Lifetec angekündigt, die Tests würden zunächst in einem Baseler Labor des Unternehmens Medicover eingesetzt. Die Rahmenvereinbarung mit der MDG in Dresden ist nicht exklusiv, die Schweizer können also noch mehr Partner für die Produktion suchen.

Laut MDG basiert der Test auf einem "neuen transformatorischen Biomarker", der gut zur Früherkennung von Krebs geeignet sei. Damit könnten die "katastrophalen Sterblichkeitsraten" von Lungenkrebspatienten verringert werden. In Zukunft wolle 4D Lifetec solche Tests auch für andere Krebsarten wie Brust-, Prostata- und Darmkrebs einsetzen. Die beiden Unternehmen aus der Schweiz und aus Sachsen wollen prüfen, ob sie später auch gemeinsam "onkologische Diagnostiklösungen" gemeinsam entwickeln, die die Früherkennungstests mit weiterführenden molekulargenetischen Präzisionstests kombinieren.