Die Einzelhändler werden ihre Winterware nicht los, jetzt werfen einige Geschäfte die Kleider in den Müll. Was grotesk klingt, ist nicht neu: Die Wegwerf-Mode war schon vor Corona angesagt. Die Deutschen kaufen im Schnitt 60 Kleidungsstücke im Jahr. Die Wertschätzung landet schneller in der Tonne, als man glauben mag. Spätestens nach drei Jahren wird laut Greenpeace die Hälfte der Klamotten in Deutschland ausgemustert. Das ist doppelt so schnell wie vor 15 Jahren. Kaufen statt Reparieren lautet das Motto. Aus der Massenproduktion folgen Umweltschäden. Der Trend geht deshalb zur ökologisch produzierten Mode. Doch selbst diese verdient das nachhaltige Siegel nicht, wenn sie nach kurzer Zeit aus dem Regal fliegt.
Mit der Corona-Krise verstopfen nun außer Kleiderschränke und Mülltonnen auch die Ladengeschäfte. Online-Händler wie Zalando, Amazon und Co. tragen noch dazu bei, sie nehmen den Einzelhändlern die Kundschaft weg. Diese bleiben auf einem Klamottenberg sitzen. Im nächsten Jahr ist die Mode veraltet. Laut Überbrückungshilfe III gilt Winterware als verderbliches Gut.
Die Händler werden zur nächsten Schneesaison die Jacken zum halben Preis anbieten – weil die derzeitigen Knallfarben dann nicht mehr angesagt sind und bessere Jacken den Markt überschwemmen. Das können wir tun: Solidarisieren wir uns mit der "alten" Mode im nächsten Jahr. Lasst uns in der folgenden Wintersaison die knalligen Jacken – sofern sie wirklich nötig sind - im Laden um die Ecke kaufen. Was dabei aber übersehen wird, ist die Lieferkette. Wenn die Hersteller keine Aufträge erhalten, werden die Geldnöte verlagert bis zur Näherin. Da setzt das neue Lieferkettengesetz an: Die deutschen Unternehmen tragen Verantwortung – auch für die ausländische Fabrik.