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Dresdner Wirtschaftsforscher: Firmen nutzen Inflation zur Gewinnmaximierung

Das etablierte Ifo-Institut in Dresden behauptet, vor allem Handel, Landwirtschaft und Bau zögen die Preise unverhältnismäßig stark an, um Profite zu steigern.

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Wirtschaftsprofessor Joachim Ragnitz von der Ifo-Niederlassung in Dresden wirft Firmen vor, die Inflation zur Profitmaximierung zu nutzen.
Wirtschaftsprofessor Joachim Ragnitz von der Ifo-Niederlassung in Dresden wirft Firmen vor, die Inflation zur Profitmaximierung zu nutzen. © PR/Ifo

Dresden. Unternehmen in einigen Wirtschaftszweigen haben nach Ansicht des Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo die Inflation zur Profitmaximierung genutzt. Der stellvertretende Leiter der Ifo-Niederlassung in Dresden, Joachim Ragnitz, teilte am Dienstag mit, gestiegene Preise für Energie und Vorleistungen allein erklärten nicht das Ausmaß der Inflation in Deutschland. "Vielmehr scheinen Unternehmen in einigen Wirtschaftszweigen die Preissteigerungen dazu genutzt zu haben, ihre Gewinne auszuweiten."

Ragnitz zufolge gelte das vor allem für den Handel, die Landwirtschaft und den Bau. Dies legten Daten der amtlichen Statistik zur Wirtschaftsleistung nahe. Aus ihnen ließen sich Rückschlüsse ziehen auf Preisanhebungen ziehen, die nicht durch höhere Vorleistungskosten verursacht wurden. Insbesondere in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Baugewerbe und in den Branchen Handel, Gastgewerbe und Verkehr hätten die Unternehmen ihre Preise deutlich stärker erhöht als es aufgrund der gestiegenen Vorleistungspreise allein zu erwarten gewesen wäre. "Einige Unternehmen scheinen den Kostenschub als Vorwand dafür zu nehmen, durch eine Erhöhung ihrer Absatzpreise auch ihre Gewinnsituation zu verbessern", stellt Ragnitz fest.

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Die Landwirte etwa hätten zunächst wohl ihre Vorräte an Dünge- und Futtermitteln aufgebraucht, in ihrer Kalkulation aber die zu erwartenden Preissteigerungen bei Nachbestellungen bereits eingerechnet. Auf dem Bau dürften Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage zu den besonders starken Preiserhöhungen beigetragen haben. Das gelte vor allem für einige Ballungszentren.

Ragnitz ergänzte, gegen überzogene Preisanhebungen helfe nur mehr Wettbewerb. Verbraucher könnten auch billigere Produkte kaufen und so die Gewinninflation dämpfen. Einen Grund für staatliche Eingriffe in die Preise sieht der Wirtschaftsforscher deshalb nicht. Auch eine Übergewinnsteuer sei wegen ihrer verzerrenden Wirkung auf die Knappheitssignale des Marktes weder marktkonform noch rechtssicher durchzusetzen. "Da es keine Anhaltspunkte dafür gebe, dass hinter den Preissteigerungen Absprachen der Unternehmen stehen, seien auch kartellrechtliche Maßnahmen nicht hilfreich."

Die Regierung könne zur Senkung der Inflation vor allem beitragen, indem sie auf breit angelegte Entlastungen zugunsten aller Haushalte verzichte und politische Maßnahmen auf besonders arme Haushalte beschränke. (uwo)