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Männer-Arbeitslosigkeit in Sachsen weiter gestiegen

Der Winter bremst den sächsischen Arbeitsmarkt dieses Jahr anders als üblich, sagt Behördenchef Klaus-Peter Hansen. Was sich geändert hat.

Von Georg Moeritz
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Die sächsische Agentur für Arbeit hat leicht gestiegene Arbeitslosenzahlen veröffentlicht.
Die sächsische Agentur für Arbeit hat leicht gestiegene Arbeitslosenzahlen veröffentlicht. © Archiv/Marijan Murat/dpa (Symbolfoto)

Chemnitz. Klaus-Peter Hansen ist es gewöhnt, dass die Arbeitslosigkeit im Winter steigt. Dass sie diesmal aber auch im Februar noch zugenommen hat, findet der Chef der sächsischen Arbeitsagenturen unüblich. Die Winterpause bei Bau- und Landwirtschaftsbetrieben scheint sich etwas verschoben zu haben, weil der Winter mild begann. Nun sind 132.131 Menschen in Sachsen arbeitslos gemeldet. Allein im Februar stieg die Zahl der arbeitslosen Männer um 1.013, die der Frauen um 235.

Verglichen mit dem Februar vorigen Jahres ist die Zahl der arbeitslosen Menschen in Sachsen um 13.657 gestiegen. Darunter sind rund 10.200 aus der Ukraine. Hansen sagte, mehr als 5.000 Menschen aus der Ukraine seien in Sachsen mittlerweile sozialversicherungspflichtig beschäftigt, weitere 8.000 nähmen an Sprachkursen teil.

Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen ist im Februar auch größer geworden. Das liegt laut Hansen aber daran, dass viele Jugendliche ihre Ausbildung beendeten und nun „in eine Suchphase“ gingen. Fürs Frühjahr rechnet Hansen „zuversichtlich“ damit, dass der Arbeitsmarkt sich wieder belebt.

Schon im Februar meldeten Betriebe mehr als 8.800 freie Stellen neu an, sodass nun fast 40.000 in den Computern stehen. „Das zeigt, dass die Firmen wieder Gas geben wollen“, sagte Hansen am Sitz der Regionaldirektion Sachsen in Chemnitz. Die Zahl der Beschäftigten mit Sozialversicherung sei weiterhin auf einem Rekordstand: Nach jüngsten Zahlen für Dezember sind es in Sachsen 1,65 Millionen Menschen, fast 7.000 mehr als ein Jahr zuvor. Auch das Gastgewerbe „rappelt sich aus dem tiefen Tal Corona“, sagte Hansen. Stärker wuchsen Branchen um Kommunikation und technische Dienstleistungen.

Kurzarbeitergeld gewinnt wieder an Bedeutung

Die Frühjahrsbelebung wird laut Hansen aber möglicherweise nicht so stark ausfallen wie vor Corona üblich. Wissenschaftler sagten für dieses Jahr eine „Seitwärtsbewegung“ auf dem Arbeitsmarkt voraus, weil viele Arbeitgeber ungewisse Aussichten meldeten. Geschrumpft sind zuletzt Handel, Leiharbeit und Baubranche.

Die Arbeitslosigkeit ist höher als vor einem Jahr. In Sachsen liegt die Arbeitslosenquote nun bei 6,3 Prozent - mit großen Unterschieden innerhalb des Landes.
Die Arbeitslosigkeit ist höher als vor einem Jahr. In Sachsen liegt die Arbeitslosenquote nun bei 6,3 Prozent - mit großen Unterschieden innerhalb des Landes. © SZ Grafik

Die Arbeitslosenquote in Sachsen ist leicht auf 6,3 Prozent gestiegen. Innerhalb des Landes sind die Unterschiede weiterhin groß: Die niedrigsten Quoten melden Mittelsachsen und der Erzgebirgskreis mit 5,2 Prozent. Dagegen liegt im Kreis Görlitz die Arbeitslosenquote bei 8,6 und in der Stadt Chemnitz bei 8,1 Prozent.

Kurzarbeitergeld hat in Sachsen wieder an Bedeutung gewonnen, allerdings stammen die jüngsten vollständigen Statistiken vom November. Damals waren 8.500 Menschen in etwa 630 Betrieben ganz oder teilweise in Kurzarbeit. Wegen der wirtschaftlichen Unsicherheit zeigten von Dezember bis Februar rund 1.100 Unternehmen erneut Kurzarbeit an.

Mehr als sieben Prozent der Beschäftigten sind Ausländer

Sachsens Arbeitsminister Martin Dulig (SPD) berichtete am Mittwoch, mehr als 12.000 Menschen im Zusammenhang mit Fluchtmigration seien in Sachsen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Beim Besuch eines Podemus-Biomarkts mit einem Verkäufer aus Afghanistan sagte Dulig, in Sachsen seien nun 72 Mentorinnen und Mentoren im Einsatz. Sie begleiten Menschen mit „Migrationshintergrund“. Das helfe bei der Integration.

In Deutschland sind 2,62 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet.
In Deutschland sind 2,62 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet. © dpa/Grafik: S. Stein, Redaktion: D. Loesche

Arbeitsagenturchef Hansen sagte, mehr als sieben Prozent der Beschäftigten in Sachsen seien Ausländer. In Deutschland insgesamt sei der Anteil aber mehr als doppelt so hoch, Sachsen habe Nachholbedarf. Bei der Beschäftigung von Ausländern gebe es „Leuchttürme“ wie die Pflegebranche und die Elektronik-Industrie. Doch um mehr der dringend benötigten Arbeitskräfte aus dem Ausland zu bekommen, sei „noch viel Arbeit“ an Strukturen zu leisten – und an der Willkommenskultur. Die Arbeitsagenturen würden sich allerdings „mindestens genauso um die Menschen kümmern, die schon da sind“.

Deutschlandweit ist die Zahl der Arbeitslosen im Februar auf 2,62 Millionen gestiegen. Das seien 4.000 mehr als im Januar und 192.000 mehr als vor einem Jahr, teilte die Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch mit. Die Quote blieb bei 5,7 Prozent, Sachsen liegt damit über dem Durchschnitt.