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Katjes will Haribo-Werk übernehmen

Konkurrent Katjes will das von der Schließung bedrohte Haribo-Werk in Wilkau-Haßlau übernehmen. Doch die 150 Mitarbeiter müssen weiter bangen.

Von Maximilian Helm & Franziska Klemenz
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Statt Goldbären könnten im Süßwaren-Werk in Wilkau-Haßlau bald vegetarische Süßigkeiten produziert werden.
Statt Goldbären könnten im Süßwaren-Werk in Wilkau-Haßlau bald vegetarische Süßigkeiten produziert werden. © Imago; dpa

Der Süßwarenhersteller Katjes erwägt, das von der Schließung bedrohte Haribo-Werk in Wilkau-Haßlau zu übernehmen. Das teilte das Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig am Dienstag mit: „Ich freue mich sehr, dass ich Ihnen heute sagen kann, dass Katjes bereit ist, den Kauf des Standortes zu prüfen“, so der SPD-Politiker bei der Kabinettspressekonferenz.

Er habe Katjes gebeten, zu prüfen, ob das sächsische Werk nicht in das eigene Unternehmen passe. Ende vergangenen Jahres habe er "intensive Gespräche" mit dem Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen aufgenommen. Die Übernahme durch Katjes könnte 150 Arbeitsplätze retten, die sonst durch die Schließung des Haribo-Werks verloren gehen würden.

Katjes prüft nun zunächst, ob sich in dem Werk bei Zwickau vegetarische Produkte herstellen lassen. Seit 2016 produziert der drittgrößte deutsche Süßwarenkonzern nach Haribo und Storck nur noch vegetarisch. Eine Sprecherin bestätigte das Kaufinteresse, zu weiteren Fragen wollte sie sich jedoch nicht äußern, da es sich „um einen laufenden Prozess“ handle. Auch über die Bedingungen, die für die vegetarische Produktion vorhanden sein müssen, wollte sie nichts verraten - die Konkurrenz solle darüber nichts erfahren.

Hilfe von der Bundesebene

„Ich hoffe, dass Haribo dieses Angebot ernsthaft prüft, damit der Standort eine Perspektive hat“, sagte Dulig. Er forderte Haribo auf, nun schnellstmöglich mit dem Konkurrenten in Verhandlungen zu treten. Dann bestünde eine "klare Perspektive" für die 150 Angestellten. Sicherheit gibt es für die Angestellten allerdings noch nicht.

Dulig sagte, dass er gezielt bei Katjes, nicht aber bei anderen Unternehmen, angefragt habe. Der Kontakt zur Geschäftsführung sei vom SPD-Bundesvorsitzenden Norbert Walter-Borjans und Barbara Hendricks (SPD) vermittelt worden. Der Stammsitz des Unternehmens in Emmerich am Rhein befindet sich im Wahlkreis der früheren Bundesumweltministerin, Walter-Borjans kennt das Unternehmen aus seiner Zeit als Landesfinanzminister.

Die Politik könne zwar weder Firmenschließungen verbieten noch Neuansiedlungen erzwingen, hieß es von Walter-Borjans. „Aber sie kann helfen, Kontakte zu knüpfen, und sie kann Interessenten bei ihren Investitionsvorhaben unterstützen. So geht soziale Marktwirtschaft. Die Entscheidung treffen am Ende freilich die Unternehmensführungen." Den ehemaligen Haribo-Beschäftigten und ihren Familien wünsche er einen schnellen und reibungslosen Anschluss. "Sie dürfen nicht die Leidtragenden der überstürzten Standortaufgabe sein.“

Haribo hatte den seit 1990 laufenden Betrieb im Werk zum Jahresende 2020 eingestellt. Begründet wurde dieser Schritt seitens des Unternehmens mit einer Zentralisierung der Produktion am Stammwerk bei Bonn und hohen Betriebskosten des sächsischen Werkes. Auch Proteste und Kritik von Mitarbeitern, Politikern und Haribos wichtigstem Werbegesicht Thomas Gottschalk hatten nichts bewirkt. Der Freistaat Sachsen hatte sogar seine Werbepartnerschaft mit Haribo eingestellt.

Auf Druck des Betriebsrates und von Gewerkschaften gab Haribo jedoch eine Beschäftigungsgarantie bis März 2021.