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Energiekonzern will Kohleausstieg 2028 - sächsisches Kraftwerk betroffen

Energieversorger EnBW hat seinen Ausstieg aus dem Kohlestrom angekündigt. Sachsens Grüne werten das als Beleg für ihre Energiepolitik.

Von Irmela Hennig & Nora Miethke
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Das Kraftwerk Lippendorf bei Leipzig.
Das Kraftwerk Lippendorf bei Leipzig. © kairospress

Karlsruhe/Leipzig. Der drittgrößte Versorger Deutschlands, die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW), will schon 2028 komplett aus der Kohle aussteigen. Davon wäre auch das Kraftwerk Lippendorf südlich von Leipzig betroffen.

"Das Jahr 2022 hat eine Zäsur für die Energiewirtschaft dargestellt, die ein Neu-Adjustieren unserer Strategie erfordert", erklärte der neue Vorstandsvorsitzende Andreas Schell in Karlsruhe. Wolle man den Energiebedarf Deutschlands decken und die Klimaziele erreichen, müsse die Energiewende mehr Geschwindigkeit aufnehmen. Die EnBW beschleunige ihre Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit. Man plane deshalb schon für 2028 "den kompletten Ausstieg aus der Kohle", sofern die Bundesregierung die Möglichkeiten dafür schaffe.

Von den EnBW-Plänen wird nach einem Bericht des Handelsblatts auch das Kohlekraftwerk Lippendorf betroffen sein. Der klimapolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im sächsischen Landtag, Daniel Gerber, wertete das als "Ausrufezeichen für alle, die der Realität der viel zu teuren Kohle nicht ins Auge sehen wollen". Eine fortwährende Blockadehaltung beim Ausbau der erneuerbaren Energien schade allen.

Energieminister Günther: Kohle wird schon weit vor 2038 enden

Für Sachsens Energie- und Klimaschutzminister Wolfram Günther zeigt das Beispiel EnBW: "Der Kohleausstieg erfolgt marktgetrieben, im konkreten Fall schon 2028." Die Kohleverstromung werde sich mittelfristig nicht mehr rechnen. Bereits jetzt seien zeitweise Kraftwerksblöcke in Lippendorf vom Netz gegangen, betont der Grünen-Politiker. Die Versorgungssicherheit sei gesetzlich garantiert, niemand müsse sich Sorgen machen. "Wenn Sachsen Energie- und Industrieland bleiben soll, brauchen wir deutlich schneller deutlich mehr Grünstrom. Die Noch-Kohleunternehmen wissen das längst und steuern um. Der größte Umsatzbringer von EnBW sind schon heute die Erneuerbaren", stellt er klar. Und Sachsen brauche deutlich mehr Tempo bei dem Aufbau von gesicherter Leistung, sprich von wasserstofffähigen Gaskraftwerken, so Günther.

In Richtung Bund fordert der Energieminister, die Förderung des Strukturwandels an "diese betriebswirtschaftliche Realität anzupassen" und zu beschleunigen. Die Braunkohlereviere bräuchten neben Transparenz und Bürgerbeteiligung vor allem Ehrlichkeit, betont Günther, nämlich die Aussagen: "Die Kohleverstromung wird schon weit vor 2038 enden. Und die großen Potenziale für Arbeitskräfte und Innovation liegen in den erneuerbaren Energien."

Mit einem Anstieg binnen Jahresfrist von fast 40 Prozent auf 1,11 Milliarden Euro seien die erneuerbaren Energien 2022 erstmals das Ergebnis-stärkste Geschäftsfeld gewesen, teilte die EnBW mit. Der Konzernüberschuss stieg laut der Mitteilung von rund 363 Millionen auf 1,7 Milliarden Euro. Die Investitionen des Unternehmens etwa in Windparks und den Ausbau der Stromtransportnetze lagen mit rund 3,2 Milliarden Euro um zwölf Prozent über denen des Vorjahres.

Stadt Leipzig zeigt sich nicht überrascht

Der Kraftwerksbetreiber Leag mit Sitz in Cottbus war nach eigenen Angaben vorab nicht informiert worden von den neuen Ausstiegsplänen der EnBW. Die Leag ist Eigentümer des zweiten Blocks im Kraftwerk Lippendorf mit einer Leistung von 920 MW. Doch man bleibt in Cottbus gelassen. Auch bei einem frühzeitigeren Kohleausstieg der EnBW könnte das Kraftwerk weiter betrieben werden, der zweite Block würde nicht zwangsläufig abgeschaltet werden. ""Wir fühlen uns nicht unter Druck, laut Kohleausstiegsgesetz darf der Kraftwerksblock bis 2035 betrieben werden", sagte ein Leag-Sprecher auf Nachfrage von sächsische.de. Denn noch ist unklar, ob die EnBW ihren Kraftwerksblock stilllegt oder verkauft, um die CO2-Emissionen aus der Bilanz zu bekommen. Ob die Leag ihn dann kaufen würde, diese hypothetische Frage lässt die Leag unbeantwortet.

Für die Stadt Leipzig kommt die Ankündigung nicht überraschend. Man bereite sich seit Jahren darauf vor, heißt es im Rathaus. Seit 2016 werden Szenarien zu einer Versorgung unabhängig von dem Braunkohlekraftwerk Lippendorf erarbeitet. "Mit dem Bau des HKW Leipzig Süd, welches sich seit Dezember 2022 im kommerziellen Dauerbetrieb befindet, sind wir auf diese Situation vorbereitet. Auch laufen unsere derzeitigen Lieferverträge mit Lippendorf nur bis zum Jahr 2025", teilten die Leipziger Stadtwerke am Dienstag mit. (SZ/dpa)