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Künstliche Intelligenz: So will Sachsen in die Champions League aufsteigen

Auf der zweiten sächsischen Konferenz für Künstliche Intelligenz in Dresden wird deutlich, dass Sachsen großes plant. Bis 2025 will man führender Innovationsstandort werden. Kann das klappen?

Von Moritz Schloms
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Beim Kongress „Wo stehen wir beim Thema Künstlicher Intelligenz?“ geht es unter anderem um den KI-Einsatz in der Forschung, Unternehmen, Bildung, im Verbraucherschutz sowie die rechtliche Regulierung.
Beim Kongress „Wo stehen wir beim Thema Künstlicher Intelligenz?“ geht es unter anderem um den KI-Einsatz in der Forschung, Unternehmen, Bildung, im Verbraucherschutz sowie die rechtliche Regulierung. © Sebastian Kahnert/dpa

Dresden. Eines wird schnell klar: Wenn es nach Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) geht, soll Sachsen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) in Deutschland in der ersten Liga spielen. Der Ort, den sich Kretschmer für seine Botschaft ausgesucht hatte, war offenbar nicht symbolisch gewählt.

Der zweite sächsische KI-Kongress fand im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion statt. “Ich wünsche mir, dass Künstliche Intelligenz in Zukunft dabei helfen kann, damit Dynamo Dresden wieder aufsteigt”, scherzte der Ministerpräsident auf der Bühne.

An dem Treffen nahmen am Donnerstag rund 300 Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik teil. Nach dem ersten Kongress 2021 verabschiedete Sachsen eine KI-Strategie. „Es ist unser Ziel, dass Sachsen zu einem der führenden deutschen Forschungs- und Innovationsstandorte für Künstliche Intelligenz bis zum Jahr 2025 wird“, sagte Ministerpräsident Michael Kretschmer.

„Die sächsische Regierung hat die Chancen von künstlicher Intelligenz weit vor ChatGPT erkannt und Dialoge mit Wissenschaft und Wirtschaft initiiert“, lobt Daniel Abbou, Geschäftsführer vom KI-Bundesverband. Er ist nach eigenen Angaben mit über 400 Mitgliedern das größte deutsche Netzwerk auf diesem Gebiet. Wichtig sei jetzt, dass auch in den mittelständischen sächsischen Unternehmen ankomme, wie bedeutend KI sei und welche Potentiale darin steckten, so Daniel Abbou.

"Für das Überleben vieler Unternehmen wird die KI wichtig"

In einer anonymen Umfrage auf dem Kongress wurde klar, was es den Unternehmen im Freistaat noch fehlt: Daten, Fachkräfte und Verständnis waren die drei Begriffe, die am häufigsten genannt wurden.

Mit "Verständnis" spielten die Unternehmer auf die Vorbehalte in der Bevölkerung gegenüber künstlicher Intelligenz an. "Leider wird in Deutschland häufig zunächst über Risiken und erst danach über Chancen gesprochen", sagt Ulf Heinemann, Landessprecher des Branchenverbandes Bitkom und Geschäftsführer der Robotron Datenbank-Software GmbH aus Dresden.

Ähnlich äußerte sich auch Staatskanzleichef Oliver Schenk (CDU). Das Thema sei häufig angstbesetzt, man müsse aber einen Diskurs über die Chancen führen. Die Beschäftigung mit den Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz gehöre seit Anfang an zu den Leitthemen der sächsischen Koalition. KI sei ein Treiber für wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen.

Ralf Herbrich, Geschäfts­führer des Hasso-Plattner-Instituts Potsdam, Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen, Frank Wetzel, Bundeskanzleramt, und Sebastian Wieczorek, Vice President Machine Learning SAP Data, (von links nach rechts) beim
Ralf Herbrich, Geschäfts­führer des Hasso-Plattner-Instituts Potsdam, Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen, Frank Wetzel, Bundeskanzleramt, und Sebastian Wieczorek, Vice President Machine Learning SAP Data, (von links nach rechts) beim © Sebastian Kahnert/dpa

Wirtschaftsminister Martin Dullig warb auf der Konferenz intensiv dafür, dass sich hiesige Unternehmen stärker mit KI auseinandersetzen. Durch ChatGPT habe die Diskussion eine Dynamik bekommen, die viele erschreckt habe. "Für das Überleben vieler Unternehmen wird es wichtig, dass sie sich KI nicht nur theoretisch sondern auch praktisch nähern."

Ein großes Thema war ferner der geplante Artificial Intelligence (AI) Act. Durch das Gesetz aus Brüssel soll die Bereitstellung und Verwendung von KI durch private und öffentliche Akteure weitreichend reguliert werden. Am Tag des Kongresses war bekannt geworden, dass die bekannte KI Firma OpenAI aufgrund des Gesetzes einen Rückzug aus Europa erwägt. Die Firma hatte die bekannte KI ChatGPT entwickelt, die menschenähnlich kommunizieren kann.

Auf der Veranstaltung wurde das geplante Gesetz entsprechend kritisch gesehen. In einer Umfrage war das meist genannte Wort, welches den Teilnehmern in Verbindung mit dem Gesetz einfiel, "Bürokratie". Staatssekretärin Gesine Märtens (Grüne) aus Sachsens Justizministerium verteidigte das Gesetz in einer Podiumsdiskussion eisern. Sie erhielt kaum Applaus.

Durch viele Wortbeiträge der Konferenz zog sich, dass Sachsen in der Grundlagenforschung der KI schon sehr gut aufgestellt sei. Wichtig sei jetzt, ins Machen zu kommen. Dabei soll die neu gegründete Kompetenzstelle KI des Freistaates helfen. Sie soll die zentrale Anlaufstelle für den Aufbau eines sachsenweiten KI-Ökosystems werden, teilte Wirtschaftsminister Martin Dullig (SPD) mit.

Damit löst der Freistaat ein zentrales Versprechen pünktlich ein. Die bei der Digitalagentur Sachsen angesiedelte Instanz war in der KI-Strategie als erstes Ziel festgeschrieben.