Vor dem Lindenhof in Ulberndorf steht ein blank polierter Traktor. Mittlerweile ist er schon das Erkennungszeichen für die Freisprechung der neuen Junglandwirte und -Tierwirte im Landkreis: Seit zehn Jahren organisiert der sächsische Regionalbauernverband diesen Termin zur feierlichen Zeugnisübergabe der frisch ausgebildeten Facharbeiter.
Insgesamt 23 junge Männer und Frauen haben in diesem Jahr die dreijährige Ausbildung absolviert. Im großen Gastraum des Lindenhofes sitzen zehn frisch gebackene Landwirte und drei -wirtinnen, vier Tierwirtinnen und zwei Fachkräfte für Agrarservice.
Guter Jahrgang, wenig Durchfaller
Es sei ein guter Jahrgang, sagt der Vorsitzenden des Regionalbauernverbandes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Henryk Schultz, in seiner Rede zur Freisprechung. "Wenige haben aufgegeben, wenig Durchfaller." 85 Prozent der Auszubildenden wollten weiter machen in ihrem Beruf, 45 Prozent streben eine Fortbildung an: "Sie können sich an jeder Stelle gut entwickeln als Fach- und Führungskräfte."
Eins ist ihm dabei besonders wichtig: "Bitte bleibt!" Er selbst bildet Land- und Tierwirte in der Agrargenossenschaft "Oberes Elbtal" in Reinhardtsdorf aus und erlebt selbst, wie der Landwirtschaft ihr aufwändig ausgebildeter Nachwuchs gern mal abgeworben wird: "Das ist beim aktuellen Bewerbermangel sicher überall ein Thema, aber die Landwirtschaft mit ihrer Wochenendarbeit und manchmal langen Arbeitstagen hat es besonders schwer."
Zwei von vier Jahrgangsbeste bleiben im Betrieb
Die Jahrgangsbesten geben einen guten Querschnitt zur aktuellen Situation: Felix Bobe, der auf dem Öko-Bauernhof Steinert in Cunnersdorf bei Hohnstein gelernt hat, ist zur Freisprechung gar nicht angetreten, "Der ist schon verzogen", sagt Schultz. Dafür haben Friedrich Scope von der Colmnitzer Agrar-Genossenschaft und Julius Schirrmacher von der Grenzland Moddemann GmbH in Langburkersdorf fest vor, weiterzumachen: "Ich mache jetzt nahtlos weiter mit dem Techniker", sagt Friedrich Scope. "Dann werde ich im Sommer in Colmnitz arbeiten und ansonsten drei Jahre das Fachschulzentrum Freiberg-Zug besuchen."
Auch Julius Schirrmacher bleibt in Langburkersdorf: "Die Ausbildung war cool, die haben sich Mühe gegeben. Weil Grenzland Moddemann ein reiner Ackerbaubetrieb ist, habe ich den tierischen Bereich in Polenz gemacht." Jetzt habe er von seinem Ausbildungsbetrieb einen Übernahmevertrag bekommen und schaut zuversichtlich in die Zukunft.
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Agnes Smolka, die als beste Tierwirtin abgeschlossen hat, wird hingegen an die Uni Kassel gehen, um ökologische Landwirtschaft zu studieren. Ihre Ausbildung bei der AG Weideland in Bad Gottleuba begann die Dresdnerin, nachdem sie ein freiwilliges Jahr auf einem Öko-Hof in Österreich absolviert hatte. "Die Bewerbung klappte ganz kurzfristig Online, und mit Abitur konnte ich auf zwei Jahre verkürzen."
An jedem Arbeitsplatz hängen zehn weitere
"Wir haben aktuell eine Studie in Arbeit", sagt Henrik Fichtner vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie am Rande der Veranstaltung. "Demzufolge gibt es in Sachsen ein Defizit zwischen zehn und 30 Prozent zwischen der Zahl der Ausgebildeten und der, die wir brauchen." Die Studie sei noch nicht abgeschlossen, zu beachten sei auch immer der wissenschaftliche und technische Fortschritt, der eine Veränderung auf die Arbeitsmarktsituation mit sich bringt. "Aber derzeit ist es so, dass an einem Arbeitsplatz in der Landwirtschaft zehn weitere in der verarbeitenden Industrie gebunden sind."
Landrat Michael Geisler (CDU) informiert in dem Zusammenhang über den Tag der Ausbildung am Sonnabend, dem 7. September 2024 im BSZ „Friedrich Siemens“ in Pirna. Auch die Grünen Berufe sind auf der Messe vertreten. Neben Land- und Tierwirten zählen auch Gärtner, Pferde- und Fischwirte, Milchtechnologen und Hauswirtschafter dazu. Informationen dazu gibt es auch unter www.landratsamt-pirna.de/ausbildung-gruene-berufe