Zittau
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Ein Roboter, der selbst gießt und jätet

Junge Zittauer Forscher entwickeln Technologien, die automatisch Gartenarbeiten übernehmen. Sie wollen damit auch die Landwirtschaft verändern.

Von Jan Lange
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Die Studenten wollen den "Gartenroboter" weiterentwickeln.
Die Studenten wollen den "Gartenroboter" weiterentwickeln. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Zittau. Martin Herling drückt ein paar Knöpfe auf seinem Laptop und schon setzt sich der Garten-Roboter in Bewegung. Der Portalkran auf Schienen rollt über das Beet, stoppt immer wieder und gießt die Pflanze an dieser Stelle.

Mancher Gärtner wäre sicher froh, wenn ein Roboter das gießen, jäten und säen übernehme, Tag und Nacht automatisch zur idealen Zeit. Martin Herling ist sich sicher, dass künstliche Intelligenz in der Landwirtschaft künftig eine große Rolle spielen wird.

Bei der Konstruktion, die Martin Herling zusammen mit Zittauer Studenten im Forschungsgewächshaus an der Friedrich-Schneider-Straße aufgebaut hat, handelt es sich allerdings nur um eine Versuchsanlage. Entstehen soll daraus aber einmal ein Prototyp, der auch von anderen genutzt werden soll.

Vorstellen könnte sich Martin Herling, den Gartenpflegeroboter beispielsweise an Schulen einzusetzen, um die Jugendlichen an die Naturwissenschaften heranzuführen. Bei Gärtnern mit kleinen Anbauflächen könnte er ebenso zum Einsatz kommen. Doch bis es so weit ist, wird noch einige Zeit vergehen. Ziel sei es, circa in drei Jahren, vielleicht auch schon früher einen fertigen Prototypen zu präsentieren, meint der Forschungsmitarbeiter der Hochschule Zittau/Görlitz.

Neue Werkzeuge entwickeln

Den Bausatz haben die jungen Forscher von einem US-Unternehmen bezogen. Doch schnell zeigte sich, dass die mitgelieferten Werkzeuge nicht einsetzbar sind. So war der Wasserdruck der Wasserdüse zu groß. Deshalb arbeiten sie an Verbesserungen. Eine neue Bewässerung entwickelten sie bereits, die einen feineren Wassernebel versprüht.

Nun wollen sie weitere Werkzeuge angehen - so zum Jäten von Unkraut. Martin Herling hofft, dieses Werkzeug noch in diesem Jahr fertigstellen zu können. Gern würden sie das Jätwerkzeug mit einer Einsänadel verbinden. So könnte der Agrar-Roboter besser zwischen Kulturpflanze und Unkraut unterscheiden, da er weiß, wo er Samen gesät hat.

Das System soll auf jede Pflanze individuell eingehen, soll autonom säen, gießen und Bodenwerte messen - und das rund um die Uhr. Während an der einen Stelle Pflanzen noch wachsen, können die Früchte an einer anderen bereits geerntet und nachgepflanzt werden. Davon erwarten die jungen Forscher auch einen Mehrertrag für die Gärtner, indem die Anbaufläche besser genutzt wird. Bisherige automatische Maschinen ernten meist alles, ob die Früchte bereits reif sind oder nicht. Die automatische Ernte sei aber noch eine große Herausforderung, meint der Hochschulmitarbeiter.

Die Zittauer Forscher wollen aber nicht nur das Gärtnern erleichtern, sie verfolgen mit ihren technologischen Entwicklungen auch größere Ziele. So soll der ökologische Fußabdruck der Landwirtschaft verkleinert werden, indem zum Beispiel der Einsatz von Pestiziden reduziert und die Bodenverdichtung auf landwirtschaftlichen Nutzflächen im Landkreis Görlitz verringert werden. Die Technologien könnten auch dabei helfen, vom oft angewendeten Gießkannenprinzip abzukehren.

Das junge Forscherteam ist offen für weitere Mitstreiter, die auch nicht unbedingt an der Hochschule eingeschrieben sein müssen. Alle zwei Wochen montags ab 16 Uhr trifft sich die Gruppe im Forschungsgewächshaus hinter dem Hochschulgebäude IX.