SZ + Deutschland & Welt
Merken

Fliegen Sie in drei Jahren zum Mond, Herr Gerst?

In Cape Canaveral beginnt jetzt eine neue Ära der Mond-Erforschung. Der deutsche Esa-Astronaut Alexander Gerst ist dort vor Ort. Im Interview spricht er über seine Pläne auf der Erde und im All.

Von Stephan Schön
 17 Min.
Teilen
Folgen
Die Nasa gewährt im Kennedy Space Center ausnahmsweise Zutritt in ihre Montagehalle für neue Raumschiffe. Auch Alexander Gerst ist mit dabei und kann dort jene Orion-Raumkapsel sehen, die als 3. zum Mond fliegen wird. Eventuell mit ihm als Astronaut.
Die Nasa gewährt im Kennedy Space Center ausnahmsweise Zutritt in ihre Montagehalle für neue Raumschiffe. Auch Alexander Gerst ist mit dabei und kann dort jene Orion-Raumkapsel sehen, die als 3. zum Mond fliegen wird. Eventuell mit ihm als Astronaut. © SZ/Stephan Schön

Herr Gerst, Artemis 1 soll in Kürze starten. Zweimal wurde der Start der neuen amerikanischen Mondrakete in den letzten Minuten vom Countdown bereits wegen technischer Probleme abgebrochen. Mit Artemis 2 sollen dann aber schon Astronauten um den Mond fliegen. Mit Artemis 3 auch ein Europäer. Würden Sie nach nur einem Testflug in so ein Raumschiff ganz entspannt einsteigen können? Ist das nicht zu riskant?

Ich vertraue den Ingenieurinnen und Ingenieuren von Nasa und Esa, die eine solche Freigabe nicht leichtfertig erteilen. Was vor 50 Jahren die Nasa mit den Apollo-Mondflügen geschafft hat, war deutlich riskanter. Und was für jemanden riskant ist, das ist ja eine persönliche Bewertung. Freilich würde ich im zweiten Flug mitfliegen. Das Space-Shuttle ist bereits beim ersten Flug mit Menschen geflogen.

Sie konnten in der Nasa-Montagehalle bereits das Mondraumschiff Orion sehen. Es ist schon fast fertig. Und es könnte möglicherweise auch Ihr Raumschiff sein, mit dem Sie eventuell 2025 zum Mond fliegen. Was haben Sie in diesem Moment gedacht?

Das Raumschiff Orion, das mit europäischem Antrieb mehrere Hunderttausend Kilometer weit wegfliegen wird, hinter den Mond, hat bereits jetzt schon eine magische Aura von Ambition um sich und regt zum Träumen an. Wenn man ein Gefährt sieht, das dafür gebaut ist, Menschen tief ins All zu tragen, vielleicht sogar einen selbst, dann macht das natürlich etwas mit den Emotionen. Man baut eine Beziehung zu diesem Schiff auf. Besonders deshalb, weil es zur Hälfte in Europa gebaut wurde, in Bremen, einer alten Entdeckerstadt. Und das erzeugt Fernweh. Ich glaube, die ersten Segelschiffe, die damals über den Horizont hinausgesegelt sind, die hatten auch eine solche Aura um sich.

© SZ/Stephan Schön

Hatten Sie schon Gespräche mit Ihrem Chef, dem Esa-Generaldirektor, wer vom europäischen Astronautenteam wann zum Mond fliegen wird?

Ihre Angebote werden geladen...