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Nasa bricht "Artemis"-Start ab

Mission impossible - zumindest vorerst: 40 Minuten vor dem Flug zum Mond ist plötzlich Schluss. Die größte je gebaute Rakete bleibt am Boden.

Von Stephan Schön
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Die Mondrakete Artemis 1 bleibt vorerst in Florida.
Die Mondrakete Artemis 1 bleibt vorerst in Florida. © SZ/Stephan Schön

Cape Canaveral. Das hätte anders gehen können. Zwei Wochen hatte es hier geregnet. Nein, geschüttet. Blitze und Donner. Das wäre kein Wetter gewesen, um zum Mond zu fliegen. 20 Meilen gewitterfrei muss es ein, das ist eine der minimalen Forderungen der Wettermacher am Kennedy Space Center. Und dann diese Überraschung. Erst Sterne am Himmel, dann ein Sonnenaufgang mit wenig Wolken, windstill. Für den ersten Start einer so komplexen Rakete könnte es besser nicht laufen.

Doch dann tauchen in den Nasa-Kommentaren so komische Dinge auf: „... wir müssen mal schauen...“ und „... am Triebwerk drei ...“. Ja genau da gibt es Störungen, deren Ursachen. Ob harmlos oder verheerend, kann nicht zugeordnet werden. 40 Minuten vor dem geplanten Start ist Schluss mit der Veranstaltung. Die Show wird abgesagt, Die Artemis muss warten. Und ein paar Hundert Journalisten bekommen statt Bildern einen neuen Starttermin genannt: 2. September nun.

Schließlich sollen es Sensoren am Treibstofftank sein, deren Werte nicht passten und das Aus bedeutet hatten. Was im Detail die Sensoren verwirrt hat, wollen die Nasa-Ingenieure bis Dienstag mitteilen. Und auch ob der 2. September als Startdatum gehalten werden kann.

Zuvor war das Raketensystem im Kennedy Space Center in Florida bereits zweimal umfangreich getestet worden. Beide Male waren Probleme aufgetreten, unterschiedliche. Trotzdem hatte die Nasa grünes Licht für einen ersten unbemannten Teststart der Artemis 1 erteilt. Die Probleme schienen gelöst. Jetzt gibt es neue.

Lange Zeit war während des Countdowns nicht klar, ob überhaupt weiter betankt werden kann. Dann wird wenigstens mit reduzierter Leistung der Wasserstofftank weiter befüllt. Mal komme bessere, dann wieder schlechtere Nachrichten aus dem Flugleitzentrum. Dass ausgerechnet bei den spannendsten Mitteilungen aus dem Kontrollzentrum die großen Bildschirme im Pressezentrum ausfallen, das konnte schon mal kein gutes Zeichen sein. Die Techniker hier schrauben an den Kabeln vom TV und bringen diese Dinger wieder zum Laufen. Hunderte Ingenieure im Backup vom Kontrollzentrum brauchen da länger. Sie machen weitere Tests, deuten die Daten neu und suchen Lösungen.

Mit unvorhergesehenen Dingen muss auf dem Raketenstartplatz immer gerechnet werden, das hatte die Nasa vorab in einer langen Mail an alle akkreditierten Journalisten gewarnt. Und besonders, wenn es sich um den ersten Flug einer neuen Rakete handelt. Der Alarmplan sei strikt einzuhalten. Für jeden einzelnen gab es darin einen zugewiesenen Rettungsplatz in einem der Gebäude. Für den Fall einer Explosion auf der Startrampe. Weniger als fünf Minuten muss es demnach dauern, um beispielsweise von der weiten Wiese mit der großen Countdown-Uhr bis ins Pressezentrum zu fliehen. Verätzungen könnten durch austretende Dämpfe ansonsten die Folge sein.

Soweit kam es nicht. Niemand musste fliehen. Und der Countdown kann in ein paar Tagen fortgesetzt werden. Damit nimmt auch das ehrgeizigste Raumfahrtprogramm der Nasa seit den Apollo-Mondmissionen weiter seinen Lauf.

Mit dem Artemis sollen ab 2024 erstmals wieder US-Astronauten zum Mond fliegen. Eine erste Landung auf dem Mond ist 2025 vorgesehen. Dort wird eine Frau dabei sein, so viel steht für die Nasa schon mal fest, mehr noch nicht. Europa stellt sechs Service-Module dafür her. Zwei Milliarden Euro kostst dies. Und kann dafür die Infrastruktur der Mondforschung mitnutzen. Drei Mitflüge inklusive.