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Sachsen zeigt sich von MAN enttäuscht

Der Lkw-Hersteller will Jobs streichen - und kündigt einen langfristigen Pakt mit der Belegschaft. Derweil kämpft der Freistaat für das Werk in Plauen.

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MAN-Beschäftigte in Nürnberg protestieren gegen einen geplanten Stellenabbau.
MAN-Beschäftigte in Nürnberg protestieren gegen einen geplanten Stellenabbau. © dpa

München. Vor dem Hintergrund angekündigter Stellenstreichungen bei dem Lkw- und Bushersteller MAN hat sich Sachsens Regierung für den Erhalt des Plauener Standortes stark gemacht. Am Dienstag trafen sich Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) mit dem MAN-Vorstand in München.

 "Wir sind in großer Sorge, was Die Mitarbeiter in Plauen angeht, und wir wollen alles dafür tun, dass dieser Standort eine Zukunft hat", sagte der Regierungschef nach dem Treffen. Zwar gebe es das Angebot, betroffenen Mitarbeitern einen Job im VW-Werk in Zwickau anzubieten. "Aber die Mitarbeiter wollen weiter in ihrer Sparte in Plauen arbeiten. Und das wollen wir auch", so Kretschmer.

Das zum VW-Konzern gehörende Unternehmen will rund 9.500 von rund 36.000 Stellen zu streichen. Um die geplante Neuausrichtung voranzutreiben, will MAN eine sogenannte Schlechtwetterklausel nutzen. Am Dienstag gab das Unternehmen bekannt, die Standort- und Beschäftigungssicherung für Standorte in Deutschland und Österreich vorzeitig zum 30. September zu kündigen. Ursprünglich lief die Standortsicherung bis 2030. Auch die Zukunft des Bus Modification Center im Vogtland mit rund 150 Mitarbeitern ist ungewiss.

Wirtschaftsminister Dulig zeigte sich nach dem Treffen in München ernüchtert. Die Kündigung der Standortsicherung habe man "bitter" zur Kenntnis genommen. "MAN hat eine wirtschaftliche Entscheidung getroffen, das Unternehmen ist massiv unter Druck." Der Plauener Standort, der sich auf den Umbau von Bussen und Lkws spezialisiert habe, funktioniere aber. "Es gibt aus unserer Sicht keinen Grund, diesen Standort in Frage zu stellen." Auch wenn MAN seine Entscheidung gegenwärtig nicht revidieren wolle, werde man sich weiter für den Erhalt einsetzen.

Dulig appellierte auch an die gesamtgesellschaftliche Verantwortung von MAN. Bei allem wirtschaftlichem Druck könne es nicht sein, dass die ostdeutschen Standorte als erstes dran glauben müssten. "Wir sind nicht der Reservekanister."

Das Unternehmen erklärte, dass die Verträge ganz oder teilweise wieder in Kraft gesetzt werden können, wenn "sich Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite bis Jahresende auf ein gemeinsames Programm zur Neuausrichtung von MAN" einigten.

Der Betriebsrat bezeichnete den Schritt der Firmenleitung als "Kulturbruch" und kündigte starken Widerstand an. "Wir haben kein Interesse an Eskalation, sagen aber auch klar, dass wir für unsere Rechte kämpfen werden", sagte der MAN-Konzernbetriebsratsvorsitzende Saki Stimoniaris. Er bezeichnete den Schritt der Konzernspitze als Fehler. "Wer einen Vertrag zehn Jahre vor Ablauf kündigt, ohne Alternativen ausgelotet zu haben, sollte sich genau überlegen, was er damit auslöst."

Der Konzernbetriebsratschef der MAN-Mutter Volkswagen wählte ebenfalls deutliche Worte. "Es handelt sich hierbei um einen Angriff auf die gesamte Volkswagen-Familie", sagte Bernd Osterloh. "Eine solche Vorgehensweise wird nicht ansatzweise zum Erfolg führen. Daher werden wir im Laufe der Verhandlungen dafür sorgen, dass die umfangreiche Beschäftigungssicherung wieder in Kraft tritt."

Die MAN-Standort- und Beschäftigungssicherung basiert nach Angaben des Betriebsrates auf verschiedenen Vereinbarungen zwischen Unternehmensleitung und Belegschaft. Durch diese Vereinbarungen sollten betriebsbedingte Kündigungen bis zum 31. Dezember 2030 ausgeschlossen werden. Durch die Kündigung der Vereinbarung sind Entlassungen ab dem 1. Januar 2021 denkbar und vom 1. Oktober 2021 an flächendeckend möglich.

Der Lkw- und Bushersteller ist seit langem mäßig profitabel. "Die MAN hat wegen Managementversäumnissen aus der Vergangenheit großen Restrukturierungsbedarf", sagte Osterloh. Wegen anstehender Investitionen in modernere Antriebstechnologien sowie in die Digitalisierung seiner Fahrzeuge stehen die Werke Steyr in Österreich, Plauen und Wittlich vor dem Aus. Ein großer Stellenabbau wird auch in anderen Werken wie München und Nürnberg erwartet. Details zu den Standorten sind bislang aber nicht bekannt. (dpa)